Auf den Spuren der Heilkräuter im Berner Oberland
Wenn der Hals übel kratzt, hilft ein Kräuterbonbon. Was hat es mit den heilenden Kräuter aus Kandersteg oder dem Heilpflanzengarten im Simmental auf sich?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Heilkraft von über 100 Pflanzen und Kräutern kann im Berner Oberland entdeckt werden.
- Das Simmental weist eine überdurchschnittlich hohe Sonneneinstrahlung auf.
- Deshalb wachsen hier auch Kräuter aus der Mittelmeerregion.
- Ein Besuch im Heilpflanzengarten auf 1050 M.ü.M. kann mit allen Sinnen erlebt werden.
Bibernelle, Frauenmantel und Spitzwegerich: Das sind drei von insgesamt 13 Kräutern, welche die Basis für jedes einzelne Ricola-Kräuterbonbon bilden.
Das Rezept ist geheim – wie könnte es auch anders sein. Nur einen kurzen Spaziergang von Kandersteg entfernt befindet sich einer der fünf Ricola-Schaugärten der Schweiz.
Die faszinierende Kräuterwelt liegt direkt neben dem historischen Landgasthof Ruedihus.
Ein Besuch lohnt sich vor allem während der Blütezeit von Mai bis September. Dann verführen Duft und Farben die Sinne. Die Kräuter sind beschriftet, so dass man sich ins Selbststudium vertiefen kann.
Zudem lassen sich an diesem idyllischen Ort Natur und Kultur bestens verbinden.
Salben, Tinkturen und Gewürze
Doch wechseln wir vom Kandertal ins benachbarte Simmental. Auf einer Sonnenterrasse im bäuerlichen Weiler Adlemsried oberhalb von Boltigen befindet sich nämlich ebenfalls ein äusserst idyllisch gelegener Heilpflanzengarten.
Mit viel Herzblut und Liebe zum Detail pflegt und hegt Kräuterfachfrau Susanna Krebs ihr kleines Paradies mit Sträuchern, Hecken, Obstbäumen, Gemüse, Beeren und Blumen.
Besucher können die Heilkraft von über 100 einheimischen und zugewanderten Pflanzen und Kräutern entdecken und unter Anleitung von Susanna Krebs eine heilende Salbe, ein wohltuendes Massageöl oder ein würziges Kräutersalz herstellen.
Sind Hausapotheke und Küche bereits ausgerüstet, können Gäste auf Anfrage auch Fussbäder geniessen, an Gruppenführungen, Heilpflanzenwanderungen oder Tagesseminaren teilnehmen oder sich beraten lassen.
Eine wahre Kräuterfee
Susanna Krebs, ursprünglich Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin, hat einen langen Weg von unterschiedlichsten Ausbildungen in den Bereichen Ernährung, Naturheilkunde und Coaching hinter sich.
Sie ist eine wahre Kräuterfee und gibt mit ihrem breiten Fachwissen gerne Auskunft, zu allem was in ihrem Garten wächst. Aus der Ernte ihrer Heilpflanzen stellt die Kräuterfachfrau Produkte für den eigenen Verkaufsladen her.
Sie gewährt authentische Einblicke in ein naturverbundenes Leben abseits vom Trubel der Stadt. Ein Besuch in ihrem Heilpflanzengarten auf 1050 Meter über Meer kann mit allen Sinnen erlebt werden und bleibt sicher noch lange in bester Erinnerung.
Kräuter auf Schritt und Tritt
Dank der einzigartigen Lage des Simmentals mit einer überdurchschnittlich hohen Sonneneinstrahlung wachsen Kräuter, die man sonst nur am Mittelmeer findet. Einheimische sagen sogar, dass die Kraft der Sonne in ihrem Tal im Sommer mit der Sonneneinstrahlung auf Höhe des Äquators zu vergleichen sei.
Diese Intensität gibt den Kräutern und Pflanzen die Möglichkeit, viel Aroma zu entwickeln. Dazu leisten auch die kühlen Nächte einen Beitrag, die für ein langsames, gleichmässiges Heranwachsen sorgen.
Das macht sich auch Martin Koradi, Dozent für Pflanzenheilkunde, zu Nutze. Er bietet regelmässig Kräuterwanderungen an der Lenk an. Auf Tageswanderungen lernen die Teilnehmer Heilpflanzen, Alpenblumen, Wildkräuter und Orchideen kennen, die auf den Blumenwiesen und in den Bergwäldern gedeihen.
Wer lieber auf eigene Faust loszieht, kommt auf dem Alpenblumenweg auf dem Betelberg sicher auch auf seine Kosten. Rund 95 Schilder sind dort ausgesteckt, welche beim Erkennen der Alpenblumen helfen.
Darunter sind nebst Alpenrosen natürlich auch Heilpflanzen wie Arnika und der mittlerweile geschützte Enzian. Der Einstieg zum Rundweg befindet sich unmittelbar bei der Bergstation Leiterli auf 2000 Meter über Meer. Simmentaler Kühe verbringen da den Sommer auf der Alp, Schmetterlinge schweben vorbei, Lerchen singen, beim Tümpel schwirren Libellen, und mit etwas Glück pfeift einem ein Murmeltier zu.
Von der Wiese in den Laden
Bei einer derartigen Vielfalt an Heilpflanzen verwundert es eigentlich nicht, dass sich im Simmental eine Firma voll und ganz dem kontrolliert biologischen Anbau und der Verwertung von hochwertigen Alpenkräutern verschrieben hat.
Es ist die Swiss Alpine Herbs SAH in Därstetten. Sie wurde bereits im Jahr 1991 gegründet und liegt mitten im kleinen Dorf umrahmt von saftigen Wiesen und sanft abfallenden Berghängen.
Die SAH Alpenkräuter AG hat sich auf das schonende Trocknen und Verarbeiten der frischen Alpenkräuter spezialisiert, die sie bei Bergbauern bezieht. Damit werden unter anderem Kräutersalzmischungen, Sirups und Tees hergestellt.
Bei einem Besuch der Produktionsstätte in Därstetten weht einem das Aroma von sonnenverwöhnten Alpenkräutern bereits von weitem entgegen.
Blick hinter die Kulissen
Während einer Führung können Besucher einen Blick hinter die Kulissen werfen und so live miterleben, was es alles braucht, bis die Kräutermischungen und anderen Produkte schön präsentiert in der Küche stehen.
Eine Degustation rundet das «Kräutererlebnis Simmental» der Swiss Alpine Herbs ab. Die Lieblingsprodukte können gleich im Fabrikladen bezogen werden.
Es sei denn die attraktiven Ausflugsziele in der näheren Umgebung – Stockhorn, Niesen, Jaunpass und Diemtigtal – locken bereits weiter. Alpen-Chili und Co. gibt es auch online zu kaufen.
Das gibt die Gelegenheit, den Besuch im Berner Oberland nochmals Revue passieren zu lassen und die Produkte-Palette der Swiss Alpine Herbs zu Hause in aller Ruhe durchzustöbern.
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Artikel verfasst von Theres Lagler, Tourismus Lifestyle Verlag