Bei diesem Hotel führte die Nachhaltigkeit zum Erfolg
Das Wichtigste in Kürze
- Das Hotel Stern bei Innsbruck hat sich voll der Nachhaltigkeit verschrieben.
- Das kommt insbesondere bei urbanen Familien mit Kindern gut an.
Es ist 17 Uhr, der greise aber vitale «Opa Toni» gibt beherzte Klopfzeichen. Er signalisiert damit allen Kids auf dem Areal ein alltägliches Highlight.
Vom Spielplatz und aus den Zimmern strömen sie mit Papa und Mama im Schlepptau herbei. Ziegen und Hasen füttern ist angesagt, Streicheln dazu, und wer möchte, darf Pony reiten.
Mitten im Getümmel steht auch der Gastgeber René Föger. Lachen ist die Ausgangsposition im Gesicht des fröhlich auftretenden Junghoteliers, dem Kindergeschrei wie Musik in den Ohren summt.
Vier noch kleine Sprösslinge zieht er mit seiner persisch-stämmigen Frau zurzeit gross. Auch den «Stern» hegt und pflegt er nebenher wie ein ganz besonderes Baby.
Es ist sein eigenes, denn das Dreistern-Superior-Hotel in Obsteig auf dem Mieminger Plateau in Tirol, ist eine Föger-Familienstory. Und dies seit über 500 Jahren, was nicht selbstverständlich ist.
Es gab auch schwierige Zeiten.
Als René und seine zwei Brüder vor rund 15 Jahren vom Vater zur Krisensitzung einberufen wurde, drohte sogar der Konkurs. Es sehe schlecht aus, zu wenige Gäste, zu wenig Umsatz.
René hatte eine Idee: «Wir machen aus dem Stern das nachhaltigste Familienhotel in Tirol.»
CO2-Ausstoss pro Gast konstant gesenkt
Gesagt, getan. Der Vater liess den Sohn gewähren, was sich bezahlt gemacht hat. Mit System, viel Hingabe und Liebe ins Detail hat der Junior dem Stern eine Nachhaltigkeitsstrategie verpasst, die funktioniert.
Mit dem Umstieg auf Ökostrom und Wärmerückgewinnung, mehr Heizeffizienz und weiteren Massnahmen hat das Hotel die CO2-Emissionen pro Gast allein von 2010 bis 2013 um über 30 Prozent reduziert. Heute gehen pro Gast und Nacht nur noch rund 7,5 kg CO2 in die Luft – ein Spitzenwert in der weltweiten Hotellerie.
«Wir spielen uns nicht als Weltverbesserer auf», winkt René Föger ab. Gleichwohl hat er den Anspruch, den ankommenden Familien und speziell Kindern ein Sensorium für das Thema Nachhaltigkeit sowie den sinnvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu vermitteln.
Statt Playstation und Konsolen gibt es deshalb spielerisch verpackte CO2-Checks und ein erstes Bewusstsein dafür, dass nicht alles auf der Welt unbegrenzt verfügbar ist.
Die Hotelküche setzt fast ausschliesslich auf lokale Produkte und Gäste, die mit der Bahn anreisen, erhalten im Stern einen 5-Prozent-Preisrabatt.
Entschleunigung in und mit der Natur ist auch für die Eltern angesagt. «Waldbaden» in der der Umgebung und barfuss über das Moos schreiten gehören zum Ausflugsprogramm. Oder mit selbst gesammelten Kräutern Suppe zu kochen.
Alles ist gemütlich und ruhig im Stern. Man sitzt einfach mal wieder gesellig beisammen und kann die spielenden Kinder mit sich selbst beschäftigen lassen.
Immer mehr Schweizer Stammgäste
«Genau dieses Ambiente wollen wir bieten, eine Art Reinheit des Seins, ohne Luxus und Firlefanz», sagt Föger. Und trifft damit offenbar den Nerv der Zeit.
Die Nächtigungszahlen im Stern haben sich seit der schwierigen Zeit vor 15 Jahren mehr als verdreifacht. Neben vielen Deutschen kommen immer mehr Schweizer Familien, von denen manche zu Stammgästen geworden sind.
Weshalb es immer mehr Gäste aus städtischen Regionen in die Region zieht, bringt eine anwesende junge Mutter auf den Punkt. Sie sehe es in Zeiten des bedrohlichen Klimawandels als elterliche Pflicht, ihre beiden Töchter auf das Thema Nachhaltigkeit und Naturschutz zu sensibilisieren.
«Wo geht das besser als auf einem Familienurlaub, wo solche Zusammenhänge spielerisch und haptisch zu erfahren sind.»
Gleichwohl kommt auch der Stern nicht mehr drum herum, neue Wünsche der Gäste zu ignorieren. «Kinder lieben Wasser, weshalb wir nun doch noch einen Indoor-Swimmingpool bauen werden», kündigt Föger an.
Sein persönliches Veto gegen das Unterfangen liess er erst fallen, als die Projektskizze für das «nachhaltigste Schwimmbad Tirols» pfannenfertig vorlag.