Costa Verde Express: Kultur quer durch Jahrtausende (2)
Sakralbauten und moderne Museen, prähistorische Malereien und grüne Landschaften: Eine Reise mit dem Costa Verde Express führt tief in die menschliche Kultur.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein wichtiger Halt des Costa Verde Express ist in Oviedo, wo mit Sidra angestossen wird.
- Von Cabezón de Sal geht's zurHöhle von Altamira, der Sixtinischen Kapelle der Steinzeit.
- Nach einem Stopp in Santander endet die Fahrt des Zuges in der Küstenmetropole Bilbao.
- Das Guggenheim ist ein Must-See als Krönung dieser Reise durch Nordspanien.
Zwischen Bilbao im Baskenland und Santiago de Compostela in Galicien fährt Costa Verde Express.
Während sechs Tagen geniesst man auf der Strecke des Zuges, der zu den historischen Königszügen der staatlichen Bahngesellschaft Renfe gehört, saftiges Grün und steile Klippenlandschaft, samt hervorragender Gastronomie.
Und: Besonderes der Lokalkultur.
Der erste Jakobspilger und ein Nationalgetränk
Der Zug macht auf seiner Reise auch Halt in Oviedo. Von der Kathedrale der Stadt startet der erste Jakobsweg. Asturiens König Alfons II. soll nach der Entdeckung des Apostelgrabs im Jahre 812 aus Oviedo als erster Jakobspilger nach Galicien geritten sein.
Nahe der Kathedrale zeigt Reiseführerin Noelia López die Plaza del Fontán mit ihren zahlreichen Bars und Restaurants. Natürlich bestellt sie eine Flasche Sidra und zeigt den Gästen, wie man den spritzigen Apfelwein von hoch oben ins Glas fallen lässt.
Sidra ist Asturiens Nationalgetränk. Das wird am nächsten Tag auf der Busfahrt in den Nationalpark Picos de Europa klar, die an unzähligen Apfelplantagen vorbeiführt – hier kommt das Obst für den Most her.
In Cangas de Onís hängt an der mittelalterlichen Brücke über dem Fluss Sella eine Kopie des Kreuzes, das Asturiens erster König Pelayo im Jahre 722 in die Schlacht von Covadonga getragen haben soll.
Dies war der Beginn der Reconquista, der christlichen Rückeroberung der Iberischen Halbinsel von den Mauren.
Über eine schmale Bergstrasse geht es hinauf zum Wallfahrtsort von Covadonga, wo Don Pelayo begraben liegt.
Noch weiter doben, auf mehr als 1000 Metern, liegen die Bergseen Enol und Ercina eingebettet einer fast kitschig grünen Postkarten-Berglandschaft. Die kurze Wanderung und die Bergluft machen Appetit.
Im Sternerestaurant El Corral del Indianu in Arriondas warten bereits Cabrales-Käse-Bombons mit weisser Schokolade und eine Gourmet-Version des deftigen asturianischen Fabada-Eintopfs.
In der Sixtinischen Kapelle der Steinzeit
Am Nachmittag geht es nach einem kurzen Besuch des Fischerdorfes Llanes im Zug weiter nach Cabezón de la Sal in Kantabrien.
Wie jeden Abend bleibt der Zug im Bahnhof stehen, damit die Passagiere schlafen können. Durchs Schiebefenster strömt kühle Landluft, Grillen zirpen.
Am nächsten Morgen wird allen klar, warum Spaniens Norden so grün ist: Es regnet in Strömen.
Auf dem Bahnsteig verteilt das Zugpersonal Regenschirme für den Ausflug.
Eine halbe Stunde braucht der Bus bis zur Höhle von Altamira, die häufig als Sixtinische Kapelle der Steinzeit bezeichnet wird.
Die prähistorischen Höhlenmalereien von Wisenten, Hirschen und Pferden sind gut 14'000 Jahre alt.
Heute kann nur noch eine kleine Zahl ausgeloster Glückspilze die Originalhöhle besuchen, im Schutzanzug und mit Atemmaske. Doch der Unterschied zu der Höhlen-Replik nebenan ist kaum auszumachen.
Futuristische Kunsttempel im Doppelpack
Mittagessen gibt es zwei Kilometer weiter in Santillana del Mar. Adelswappen und blumengeschmückte Holzbalkone zieren die Steinhäuser. Das Klarissinnenkloster Colegiata de Santa Juliana gehört zu den bedeutendsten romanischen Sakralbauten Kantabriens.
Geradezu jung wirkt im Vergleich Kantabriens elegante Hauptstadt Santander mit ihren prachtvollen Jugendstil-Gebäuden. Vor einigen Jahren eröffnete hier das silbergeschuppte Centro Botín.
Direkt an Flusspromenade gebaut, bietet der Prunkbau der Bankiersfamilie Botín, Besitzer der Santander Bank, modernste Avantgarde-Kunst.
Doch mit dem weltberühmten Guggenheim-Museum in der baskischen Küstenmetropole Bilbao kann das Centro Botín nicht konkurrieren.
Das futuristische Gebäude des amerikanischen Stararchitekten Frank O. Gehry gehört zu den beliebtesten Museen Spaniens. Fast eine Millionen Besucher kommen jedes Jahr nach Bilbao, um das Guggenheim zu sehen.
Das aus silbernen Titanplatten geformte Gebäude am Nervión wirkt wie eine gigantische Serviette und ist aus dem Costa Verde Express schon von Weitem zu sehen.
Der Ausblick kündigt zugleich das Ende der Fahrt an. Bilbao ist der Zielbahnhof des Zugs.