Faial: Das Blumen-blaue Inselparadies der Azoren

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Portugal,

Unzählige Hortensien machen Faial zu einer der schönsten Inseln der Azoren. Orangenbarone bestückten die Insel mit Herrenhäusern und geistlicher Architektur.

Insel Wald Meer grün
Unverschämt grün kommt die Insel Faial vielerorts daher. - Robert Günther/dpa-tmn

Das Wichtigste in Kürze

  • Mitten im Atlantik liegt das Archipel der Azoren mit seiner Hauptstadt Horta.
  • Zum Archipel gehört Faial, die blaue Insel, die ihren Namen von unzähligen Hortensien hat.
  • Anfang des 20. Jahrhunderts war Horta Dreh- und Angelpunkt telegrafischer Kommunikation.
  • Heute zieht die blaue Insel vor allem Wanderer, Walfans und Vulkanforscher an.

Victor ist clever. Sein Englisch ist ziemlich holprig, auf Deutsch versteht er nur ein paar Fetzen, und die Sprache des grossen Nachbarn Spanien negiert der 40-Jährige von der Azoreninsel Faial aus Prinzip.

Der Portugiese besitzt ein Mobiltelefon. Dank Übersetzer erfahren seine Fahrgäste alles, was man über das 173 Quadratkilometer grosse Eiland wissen muss – und noch ein wenig mehr.

Grafik Inseln Azoren Faial
Eine der neun Azoren-Inseln: Faial mit der Hauptstadt Horta ist ein Anlaufpunkt für Atlantik-Überquerer. - dpa-tmn

15'000 Menschen leben auf Faial, in dessen Mitte der mehr als 1000 Meter hohe Vulkangipfel Cabeço do Fogo thront.

30'000 Kühe grasen jahrein, jahraus auf den unverschämt grünen Weiden, die von unzähligen Kilometern mühevoll aufgeschichteter Mauern aus schwarzem Vulkangestein gesäumt werden.

Wer mindestens drei Jahreszeiten an einem Tag erleben möchte, ist auf dem Archipel mitten im Atlantik genau richtig, wo Lissabon nicht viel weiter entfernt ist als St. John‘s im kanadischen Neufundland.

«Das Wetter wechselt alle zehn Minuten», verkündet die metallisch klingende Stimme aus Victors Handy, während der Regen wie aus Kübeln auf die Windschutzscheibe klatscht.

Sehr zur Freude der stets durstigen, mannshohen Hortensienbüsche, denen Faial seinen Beinamen Ilha Azul verdankt: blaue Insel.

Die Siedler aus Flandern

Der Flame Josse van Huerter war der Erste, der sich Mitte des 15. Jahrhunderts auf dem Azoreneiland niederliess, auf der es keine wilden Tiere gab, dafür aber reichlich fruchtbare Erde und die Fülle des Meeres, die die Insulaner Notzeiten überstehen liess.

Da auf der Insel reiche Zinn- und Silbervorkommen vermutet wurden, machten sich weitere Landsleute aus dem Not leidenden Flandern auf den Weg.

Faial wurde zur «Insel des Glücks» – allerdings durchwühlte man die Insel umsonst. Es gab keine Bodenschätze. Einer, den es zu diesen Zeiten ebenfalls nach Faial verschlug, war der Nürnberger Martin Behaim, dem die Nachwelt den ersten Globus verdankt.

Später prägten Orangenbarone das Gesicht der Insel, die mit dem Export der Südfrüchte ein Vermögen machten und die Inselhauptstadt Horta mit prächtigen Herrenhäusern und Kirchen bestückten. Walfänger gingen vor der Küste ihrem blutigen Geschäft nach.

Zeugnis der Telegrafisten

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Horta zum Dreh- und Angelpunkt der telegrafischen Kommunikation zwischen Europa und Amerika.

Die Deutsch-Atlantische-Telegraphengesellschaft liess ein Kabel von Emden nach Faial verlegen – damals ein technisches Wunderwerk, das bis zu 500 Worte in der Minute übertrug.

Haus Kolonialstil weiss Strasse
In der deutschen Kolonie (Colónia Alemã) in Horta wohnten einst die Angestellten der Deutsch-Atlantischen-Telegraphengesellschaft. - Roswitha Bruder-Pasewald/dpa-tmn

Eingehende Telegramme aus Deutschland wurden auf der Insel an die Amerikaner weitergegeben, die sie über ihr Kabel nach New York schickten.

Die Bilderbuchsiedlung Colónia Alemã, wo die deutschen Angestellten mit ausländischen Kollegen im sogenannten Jünglingsheim feierten, zeugt von jenen Jahren.

Wanderer, Walfans und Vulkanforscher

Heute sind es vor allem Wanderer, Walfans und Vulkanforscher, die nach Faial kommen. Portugals höchsten Berg, den 2351 Meter hohen Pico auf der gleichnamigen Nachbarinsel, hat man hier stets im Blick.

Wald tropisch Bäume Holz
Die üppige Natur auf Faial lockt Wanderer an. - Robert Günther/dpa-tmn

Sportliche Naturen steigen zur Caldeira hinauf, einem Vulkankrater im Zentrum der Insel, dessen steil abfallende Wände unter einem grünen Kleid aus Zedern, Wachholderbüschen und Farnen verschwinden.

Schwindelfreie stapfen über den schmalen Pfand am gigantischen Kessel entlang, auf dessen Grund einst ein tiefblauer See schlummerte.

Von dort geniessen sie den Blick in die Ferne, wo bei gutem Wetter die Silhouetten von São Jorge und Graciosa auftauchen, zwei weitere der insgesamt neun Inseln des Archipels.

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