Rekord: Schweizer absolvieren längste Flusskreuzfahrt der Welt
Das Wichtigste in Kürze
- 51 Tage fuhr die RV Thurgau Ganga Vilas von Thurgau Travel durch Indien und Bangladesch.
- Die längste Flusskreuzfahrt wurde in beiden Ländern zu einem politischen Grossereignis.
- Überall wo das Schiff anlegte, wurden rote Teppiche ausgerollt und Feste gefeiert.
- Sogar der indische Premierminister Narendra Modi liess sich das Ereignis nicht entgehen.
Die längste Flussreise führte über 3200 Kilometer erstmals durch das gemeinsame Flusssystem von Indien und Bangladesch. Der Start erfolgte am 10. Januar 2023 durch den indischen Premierminister Modi in Varanasi. Weiter ging die Reise durch Bihar und Ost Bengalen.
Nach Kalkutta verliess das Schiff Indien und durchquerte Bangladesch, um dann im nördlichsten Bundesstaat von Indien, Assam, in Sibsagar nach 51 Tagen sein Ziel zu erreichen.
Die Idee für die Rekordreise stammte von Raj Singh, Inhaber der auf indische Flussreisen spezialisierten Exotic Heritage Group, und dem Schweizer Hans Kaufmann, Verwaltungsratspräsident der Thurgau Travel AG.
Die beiden wollten ihre langjährige Zusammenarbeit mit etwas Aussergewöhnlichem krönen. Von der Idee bis zur Realität war eine mehrjährige Planung nötig, in der viele grössere Hindernisse zu überwinden waren.
Sonderanfertigung nötig
Es musste ein eigenes Schiff mit niedriger Wassertiefe und komfortablen Kabinen und Einrichtungen für eine fünfzigtägige Fahrt entworfen und gebaut werden.
Dafür war ein spezieller Wassertank einzubauen, damit auch mindestens eine Woche ohne Frischwassertanken gefahren werden konnte. Noch schwieriger war es, die nötige Zusammenarbeit mit verschiedenen Ministerien der beiden Länder sicherzustellen.
Die erforderlichen Bewilligungen waren nicht einfach zu erhalten, weil es bislang keine Kreuzfahrten auf den gemeinsam verwalteten Wasserwegen gab und damit entsprechende Erfahrungswerte fehlten.
Zudem mussten zusätzliche Landungsstellen gebaut und bestehende erneuert werden. In Bangladesch waren Vertiefungen der Kanäle und eine Erneuerung der Flussnavigation nötig.
Sogar der Präsident will «dabei» sein
Am 10. Januar 2023 gab der indische Premierminister Narendra Modi persönlich via Multimediaschaltung den Startschuss zur längsten Flusskreuzfahrt der Welt. Und auch in den fol-genden Tagen wurde die Fahrt der RV Thurgau Ganga Vilas ausgiebig zelebriert.
Nach dem Abschied in Indien war ein Empfang in Bangladesch fällig. In Mogla, dem ersten angelaufenen Hafen in Bangladesch, hatte die Regierung des Landes ein Fest mit hunderten von Offiziellen und Gästen organisiert.
In einem grossen, reich geschmückten Festzelt hiess der Minister für Schifffahrt die Schweizer Gäste persönlich willkommen. Der politischen Präsenz entsprechend, lief der sonst komplizierte Immigrationsprozess dezent im Hintergrund.
Die Gäste kamen beim Grenzübertritt tatsächlich in eine andere Welt. Die muslimische Kultur bestimmte das Strassenbild. Anstelle der bunten Kleider dominierten Grau, Schwarz und Weiss.
Ein grosser Teil Bangladeschs besteht aus Inseln oder Halbinseln, bedingt durch die riesigen Wasserströme, die durch das Land zum Meer strömen.
Quer durch Bangladesch und zurück nach Indien
Die Grenze von Bangladesch zum indischen Assam bildet ein Streifen Land, der «No man's land» bezeichnet wird. In Dhubri, der ersten Stadt zurück auf indischem Boden, war ein grosses Willkommensfest für Passagiere vorbereitet.
Auch später wurde praktisch an jeder Anlegestelle eine kleine Feier durchgeführt. Die Einheimischen brachten dadurch zum Ausdruck, welche Bedeutung die praktisch noch ungenutzten Wasserwege für Assam haben.
Mit der Ankunft bei Sibsagar hatte die RV Thurgau Ganga Vilas ihr Ziel erreicht. Dies war keineswegs selbstverständlich. Die ganze Strecke wurde noch nie vorher mit einem Kreuzfahrtschiff befahren.
Über viele Teile der Flusssysteme war nur wenig bekannt. Das Schiff fuhr daher auch mehrmals auf Sandbänke auf und musste sich selbst befreien. Zudem erschwerten teilweise Frühnebel, Wind und Gegenströmungen das Vorankommen.
An abenteuerlichen Momenten fehlte es deshalb nicht. Dank einem erfahrenen Nautikteam liessen sich die besonderen Herausforderungen zeitgerecht bewältigen.
Eine riesige Abschlussfeier
Zum Abschluss wartete noch ein grosses Abschlussfest auf die MV Ganga Vilas. Die beiden Regierungen von Indien und Bangladesch hatten an einer Anlegestelle vor der grossen Eisenbahnbrücke von Bogibeel ein grosses Zelt aufstellen lassen.
Viel Prominenz aus Politik und Gesellschaft, eine grosse Anzahl Medienleute und zahlreiches Publikum waren gekommen, um dem Ereignis beizuwohnen.
«Der indische Staat hat für uns Berge versetzt, um diese einmalige, längste Flussreise der Welt zu ermöglichen. Zum Abschluss meiner Karriere bedeutet diese Reise den absoluten Höhepunkt. Es war ein unglaublich faszinierendes Erlebnis – die authentischen Begegnungen mit den gastfreundlichen Einheimischen haben mich tief beeindruckt», sagt Hans Kaufmann.