Wird der Flughafen Tempelhof zum Sex-Tempel?
Auf den Park- und Abstellflächen des stillgelegten Berliner Flughafens Tempelhof sollen «Sex-Boxen» errichtet werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf dem Beliner Ex-Flughafen Tempelhof sollen künftig Prostituierte ihre Freier empfangen.
- Der zuständige Bürgermeister will damit die Sicherheit von Sex-Arbeiterinnen verbessern.
Der stillgelegte Flughafen Tempelhof hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Bis zu seiner Schliesslung im Jahr 2008 war er einer von drei internationalen Verkehrsflughäfen im Grossraum Berlin. Heute dient er als beliebter Treffpunkt für die Einwohner Berlins und bietet auf einer Fläche von 355 Hektar Erholungsraum.
Stephan von Dassel, aktuell Bürgermeister des Stadtteils Berlin-Mitte, sieht im stillgelegten Flughafen aber eine Chance, die Sicherheit von Sex-Arbeiterinnen zu verbessern. Er hat deshalb den Plan, sogenannte «Sex-Boxen» auf den Park- und Abstellflächen vom Flughafen Tempelhof zu errichten.
Diese sollen ähnlich konzipiert sein wie in Köln: Freier fahren mit dem Auto in einen überdachten Abstellplatz. Sie haben in den Boxen keine Möglichkeit zum Aussteigen – die Frauen jedoch schon.
Zudem befindet sich neben der Beifahrertür ein «Notfall-Knopf», den die Prostituierten betätigen können, wenn sie sich bedroht fühlen. Köln hat mit diesem Konzept grossen Erfolg und die Gewalt gegen die Frauen wurde minimiert.
Strassenprostitution soll verboten werden
Bislang arbeiten die Prostituierten in Berlin vor allem an der Kurfürstenstrasse zwischen den Ortsteilen Tiergarten und Berlin-Mitte. Seit vielen Jahren fordern Anwohner und Unternehmen ein Verbot der Strassenprostitution. Dieses wurde vom Berliner Senat aber abgelehnt, weil ohne Alternative eine Verschlechterung der Situation befürchtet wird.
Deshalb sollen nun endlich kontrollierte und sichere Orte für die Sex-Arbeit geschaffen werden. So werden die Arbeiterinnen auch nicht mit viel zu niedrigem Preis für ihre Dienstleistungen ausgebeutet. Durch die Installation von Kameras sind sie zudem besser geschützt und sichtbar.
Sex-Boxen wurden in Holland erfunden
Erstmals eingeführt wurden die Sex-Kabinen in den 80er-Jahren in der niederländischen Stadt Utrecht. Zahlreiche weitere europäische Städte folgten dem Beispiel. Auch in Zürich-Altstetten waren die Boxen eine Zeit lang zu finden.
Von Dassel ist überzeugt, dass sich mit den Boxen sowohl die Arbeitsbedingungen der Prostituierten verbessert als auch die negativen Auswirkungen der Prostitution auf die Wohnumgebung reduziert werden.
Der definitive Entscheid, ob der Flughafen mit Verrichtungsboxen ausgestattet wird, ist allerdings noch nicht gefallen.