Kokain-Versuche mit Affen an der Universität Freiburg, Schweizer Tierschutz ist schockiert

Stéphanie Hofer
Stéphanie Hofer

Fribourg,

An der Universität Freiburg startet diese Woche eine Versuchsreihe mit Affen. Den Tieren soll Kokain verabreicht werden. Die Forscher erhoffen sich, die menschliche Suchtproblematik so zu revolutionieren. Beim Schweizer Tierschutz ist man darüber schockiert.

Affen werden an der Universität Freiburg zum Koksen gezwungen.
Affen werden an der Universität Freiburg zum Koksen gezwungen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • An der Universität Freiburg starten diese Woche Tierversuche mit Affen, wobei sie zum Kokainkonsum gebracht werden.
  • Die Ergebnisse sollen dazu dienen, die Sucht bei Menschen bekämpfen zu können.
  • Der Schweizer Tierschutz steht dem Nutzen der Versuche mehr als kritisch gegenüber.

Die Universität Freiburg startet diese Woche mit neuen Tierversuchen. Wie Eric Rouiller, Chef des Instituts für Neurophysiologie, gegenüber «SonntagsBlick» erklärt, wird den Tieren Kokain verabreicht. Das Ziel sei es, die Affen mit der sogennanten Hirnstimulation anschliessend wieder von ihrer Sucht befreien und die Ergebnisse auf den Menschen übertragen zu können.

Beim Schweizer Tierschutz ist man darüber erzürnt. «Wir können nur noch den Kopf schütteln», sagt Julika Fitzi von der Fachstelle Tierversuche zu Nau. «Wir kennen die Versuchsanordnung und die Untersuchungen nicht im Detail, allerdings ist es immer schwierig, abzuwägen, in welchem Rahmen die Ergebnisse vom Tier auf den Menschen übertragen werden können.» Die Tiere würden in der Regel mindestens eineinhalb Jahre – zunächst für die Vorbereitung, dann für die Versuchsphase und schliesslich für die Untersuchung – leiden. Und anschliessend getötet werden.

«Mit der Kokain-Sucht verändern die Affen ihr Verhalten, sind in der Gruppe dann nicht mehr zu bestimmten Interaktionen fähig und müssen dann häufig von der Gruppe und den übrigen Affen isoliert werden», so Fitzi. «Es ist schon sehr bedenklich, die Tiere in solch eine Situation zu bringen.»

Handeln eigentlich ausgeschlossen

«Machen können wir dagegen leider nicht wirklich etwas», sagt Fitzi. Die Versuche seien ja bereits bewilligt und das Geld gesprochen. Lediglich die Sensibilisierung der Bevölkerung, der bewilligenden Behörden und der nachrückenden Forschergeneration sei möglich. Auch würden grosse Hoffnungen in das neue 3R-Kompetenzzentrum gelegt, das in Kürze seine Aktivitäten aufnehme und zusammen mit den Hochschulen und der Industrie dazu beitragen solle, dass Tierversuche mehr und mehr ersetzt, reduziert und verfeinert werden. Denn: Heute werden nur rund ein Prozent aller Tierversuche abgelehnt.

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