Die Kritik zum SVP-Film «Wahlkampf»
Das Wichtigste in Kürze
- «Wahlkampf – der Film» ist eine «Action-Komödie» für die potenziellen Wähler der SVP.
- Das 50-minütige Werk wird ab dem 5. September 2019 in mehreren Episoden veröffentlicht.
- Die ersten zehn Minuten können trotz sichtbarem Produktionsaufwand nicht überzeugen.
Am 20. Oktober 2019 finden in der Schweiz Wahlen statt. Um das potenzielle Stimmvolk anzusprechen, setzen die Kandidaten auf verschiedene Taktiken. Neben vielen Plakaten und öffentlichen Auftritten kommen weitere Mittel zum Zug.
Die SVP macht mit «Wahlkampf – der Film» visuelle PR. Das 50 Minuten lange Werk wird auf mehrere Episoden verteilt und wöchentlich im Internet veröffentlicht.
Die erste Folge ist gestern Donnerstag erschienen. Sie weist eine Laufzeit von rund zehn Minuten auf. Es geht darum, dass Christoph Blocher gemeinsam mit seinen Parteifreunden den Geheimplan der SP für einen EU-Beitritt aufdecken will.
Für den Zürcher SVP-Nationalrat Thomas Matter stellt das Projekt eine «Action-Komödie» dar. Diverse bekannte Gesichter verkörpern sich darin gleich selbst. Man will zeigen, dass Politik auch mit Humor betrieben werden kann. Gelingt das Unterfangen?
Die SVP probiert es mal mit Gemütlichkeit
Für eine angebliche Mischung aus Action und Komödie beginnt «Wahlkampf – der Film» sehr ruhig. Idyllische Aufnahmen des Pfäffikersees in Zürich leiten zusammen mit den zarten Klängen eines Pianos die erste Episode ein.
Christoph Blocher sitzt auf einem Bootssteg und schreibt in ein rotes Notizbuch. Danach trommelt er einige Parteikollegen für eine anstehende Sitzung zusammen. Mit dabei: Magdalena Martullo-Blocher, Albert Rösti sowie Roger Köppel.
In einer Montage-Sequenz versammeln sich einige Mitglieder der SVP beim abgemachten Treffpunkt. Die Inszenierung erinnert leicht an die früheren britischen Gangster-Filme von Guy Ritchie («Snatch»).
Das Tempo fehlt
Die einfallslose Musikuntermalung mit verzerrten Gitarren soll eine gewisse Lockerheit vermitteln, wirkt aber saft- und kraftlos. Zu diesem Zeitpunkt ist bereits die Hälfte der Laufzeit erreicht, währenddessen passiert wenig.
Im Zeitalter von spannenden Serien wie «Breaking Bad» oder «Sopranos» wirkt diese Handlung wie ein gemächlicher Krimi am Sonntagabend. Davon dürfte sich hier eher ein älteres Publikum angesprochen fühlen. Jüngere Menschen fragen sich hingegen, wann etwas passiert.
Eine lockere Herangehensweise
Der Produktionsaufwand fällt sichtbar höher als ein durchschnittliches Internetvideo aus. Die Ästhetik ruft mit ihrer orangefarbigen Prägung mehr das deutsche Filmschaffen als gängiges Hollywood-Kino à la Steven Spielberg in Erinnerung.
Schauspielerisch hält sich die Leistung in Grenzen. Das überrascht nicht, weil die mitwirkenden Damen und Herren einen anderen Beruf ausüben.
Einerseits wirkt das Laienspiel im Verhältnis zum restlichen Aufwand unprofessionell. Andererseits unterstützt dies die intendierte Meta-Ebene, dass man hier den Wahlkampf der SVP verfolgt. Ob diese lockere Herangehensweise reicht, um langfristig zu fesseln? Bislang reicht das nicht.
Fazit
Bei «Wahlkampf» handelt es sich wegen der episodenhaften Struktur nicht um einen Spielfilm im eigentlichen Sinn. Es ist ein Werbespot im XL-Format.
Die Produktion kommt etwas professioneller daher als bei manchen Hobby-Regisseuren. Optisch lässt sich somit das gewünschte Massenpublikum ansprechen. Inhaltlich gibt es Baustellen. Dazu gehört die Handlung, welche nur langsam in die Gänge kommt.
Ein schleppendes Tempo kann funktionieren, wenn man das Drumherum gekonnt ausschmückt. Dies gelingt der SVP hier nicht. Ein Kernziel ist allerdings erfüllt: Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit hat man erreicht.