Fotografin gibt Tipps: So machen Sie die perfekten Ferienfotos
Schöne Momente sind es wert, fotografisch festgehalten zu werden. Die Fotografin Lisa Ludwig gibt Tipps, wie gute Fotos gelingen.
Das Wichtigste in Kürze
- Blende, ISO und Belichtungszeit sind wichtige Werte beim Fotografieren.
- Für den sommerlichen Sonnenuntergang braucht es eine spezielle Einstellung.
- Auch bei Regen lassen sich gute Fotos schiessen.
Bald stehen die Sommerferien vor der Tür. Die perfekte Gelegenheit, um sich ausgiebig dem Fotografieren zu widmen. Ob man nun in exotische Reiseziele aufbricht oder einfach die Schönheit der eigenen Umgebung einfängt, die Sommerferien bieten zahlreiche Motive für tolle Fotos.
Doch wie kann man das Beste aus Fotografien herausholen? Brauche ich eine bestimmte Ausrüstung und Bearbeitungsprogramme oder reicht mein Handy? Und wie schaffe ich es, dass das Foto besonders viele Likes auf Instagram erhält?
Nau.ch hat mit der Fotografin Lisa Ludwig aus Alpnach in Obwalden gesprochen. Sie gibt wertvolle Ratschläge und hilfreiche Tricks, um die perfekten Sommerfotos zu machen.
Nau.ch: Welche grundsätzlichen Dinge muss man beim Fotografieren beachten?
Lisa Ludwig: Wer sich mit der Fotografie beschäftigt, stösst irgendwann mal auf Blende, ISO und Belichtungszeit. Diese 3 Komponenten harmonieren alle miteinander. Im Prinzip beeinflussen die drei Werte, wie viel Licht durch das Objektiv aufs Bild kommt.
Änderst du die Blende auf zum Beispiel auf 1.8, entsteht um den fokussierten Bereich eine Unschärfe im Bild. Je geschlossener die Blende, umso mehr Schärfe im Bild.
Wird es draussen dunkler, kannst du zusätzlich den ISO-Wert erhöhen.
Achtung! Irgendwann (je nach Kameramodell) entsteht ein Bildrauschen durch einen hohen Wert. Du solltest dich aber auf keinen Fall versteifen und einfach mal drauf losknipsen. Ich habe damals alles was mir vor die Linse gelaufen ist, fotografiert.
Tatsächlich hat mir das viele Üben und Fotografieren geholfen, besser zu werden.
Nau.ch: Muss man für tolle Fotos eine spezielle Kamera haben oder reicht auch das Smartphone?
Lisa Ludwig: Der Fotograf Eliott Erwitt hat mal gesagt: «Die beste Kamera ist die, die man immer dabei hat.» Und das stimmt. Egal ob du mit dem Smartphone oder mit einer professionellen Kamera fotografierst, entscheidend ist, was du siehst.
Es kann eine Location und dieselbe Situation sein und doch kann der Mensch neben dir ein ganz anderes Foto fotografieren. An einem Workshop von mir, haben wir das sogar schon mal ausprobiert.
Nau.ch: Was muss man beachten, um bei sommerlichem Licht gute Fotos zu machen?
Lisa Ludwig: Am meisten liebe ich das Licht während des Sonnenuntergangs. Es scheint, als ob alles in ein warmes Sommergefühl eingebettet ist, wie zarte Berührungen. Und das müssen dann nicht mal Menschen vor der Kamera sein. Das kann auch ein Getreidefeld mit Mohnblumen sein.
Allerdings sollte man solche Gegenlichtaufnahmen besser mit einer digitalen oder analogen Kamera fotografieren. Das Smartphone ist da noch nicht ganz soweit.
Für Sonnenuntergangsfotos gehe ich immer eine Stunde vor Untergang zur Location. Deine Blende kannst du geöffnet auf 1.4 oder 1.8 lassen, dann entstehen auch gerne mal Lensflares, wenn die Sonne im Objektiv bricht.
ISO auf 100 oder 200 und Belichtungszeit auf etwa 1/1000 (mehr oder weniger, je nach Lichtsituation) stellen.
Nau.ch: Oft wirken Fotos gekünstelt. Was kann man tun, damit die Bilder natürlicher wirken?
Lisa Ludwig: Bearbeite das Bild im Nachgang nicht zu übertrieben. Lasse Farben immer noch in der Farbe, in der sie sind. Versuche nur das Bild ein wenig aufzuhellen. Ich fotografiere übrigens nie im HDR-Modus. Das wirkt mir zu aufgesetzt scharf.
Das Foto darf auch gern mal ein wenig verwackelt sein, wenn es dabei seinen Ausdruck nicht verliert. Ich schärfe meine Bilder auch nie krass nach. Ausserdem kannst du versuchen Dynamik durch Bewegung reinzubringen.
Nau.ch: Vor dem Eiffelturm stehend oder auf der Picknickdecke sitzend: Ferienfotos können schnell mal langweilig wirken. Wie lasse ich Bilder spannender erscheinen?
Lisa Ludwig: Versuche unbeobachtet zu fotografieren. Sei ein unauffälliger Beobachter deiner Situation. Schau dich um, was dich umgibt: Wie kannst du diesen Ort, diesen Menschen oder die Stadt so fotografieren, wie du sie fühlst und wie sie andere auch fühlen, riechen, schmecken sollen?
Setze dich ruhig auch mal für einen Moment hin und mach mal die Augen zu. Was hörst du? Wie fühlt sich der Wind, die Sonne oder das Meer an? Was riechst du? Und erst, wenn dann ein paar Minuten um sind, drückst du auf den Auslöser.
Nau.ch: Was tun, wenn es in den Sommerferien regnet? Wie kann ich trotzdem schöne Fotos machen?
Lisa Ludwig: Dann kannst du entweder warten, bis er vorbei ist oder noch während des Regenwetters rausgehen. Du kannst mit den Spiegelungen in den Pfützen spielen.
Oder zieh dir deine quitschgelben Gummistiefel an und fotografiere dich selbst von oben, während du kraftvoll in eine Pfütze springst.
Fotografiere die Regentropfen, die sich an der Fensterscheibe festgeklebt haben. Für ganz Mutige: Einfach im Regen tanzen und das fotografieren.
Toll sind aber auch die Wolken, die sich in den Spitzen der Berge festgesetzt haben. Beobachte sie mal und du wirst sehen, dass der Berg in jeder Sekunde immer wieder anders aussieht.
Nau.ch: Gibt es noch weitere Tipps, die unsere Leser beim Fotografieren helfen können?
Lisa Ludwig: Wenn du beim Fotografieren nicht weiter kommst, darfst du ruhig Hilfe einfordern und dich bei einem Workshop oder Training anmelden.
Probiere immer mal wieder was Neues aus. Mache nicht zu viele Fotos, sondern nur ein paar. Glaub mir, deine Zeit beim Aussortieren verringert sich und du wirst mir später dafür danken. Ausserdem fokussiert du deine Wahrnehmung, wenn du weniger Bilder schiesst.
Schau dir deine Fotos später an und analysiere sie. Bearbeite deine Bilder ruhig – du kannst viel durch Zuschneiden, gerade rücken oder Anpassung der Farbe und Helligkeit rausholen. Manchmal wird ein Bild sogar erst richtig gut, wenn es schwarz-weiss ist.
Die Reisebloggerin und Fotografin Lisa Ludwig fotografiert Menschen und deren Geschichten auf ihre ganz eigene Art und Weise. Sie reist an die entlegensten Ecken der Welt und nimmt ihre Leser auf wanderwithlilu mit auf ihre Abenteuerreise. Mit ihrem Freund und ihrem Hund Frau Maier, wird sie schon bald Geschichten aus dem Van erzählen.