«Rambo 5: Last Blood» suhlt sich in einer martialischen Melodramatik
Sylvester Stallone ist wieder John Rambo. Diesmal kämpft er in «Rambo 5: Last Blood» gegen als Märtyrer gegen mexikanische Kriminelle. Leider.
Das Wichtigste in Kürze
- «Rambo: Last Blood» lässt zum fünften Mal den wehrhaften Kriegshelden von der Leine.
- Der Film gurkt eine Stunde lang vor sich hin. Gegen Ende wird er zur blutigen Karikatur.
- Die Hauptfigur gehört danach endgültig in die Rente.
Der amerikanische Schauspieler Sylvester Stallone hat mit «Rocky» und «Rambo» Kinogeschichte geschrieben. Beide Figuren sind Aussenseiter, welche sich jeglichen Widerständen tapfer entgegenstellen.
Dabei verfügen sie neben mehreren Fortsetzungen eine sentimentale Ader. Beim Boxer Rocky geht die Rührseligkeit auf. Das Stehaufmännchen hat in den beiden «Creed»-Filmen ein angemessenes Alterswerk bekommen.
John Rambo hingegen ist seit dem zweiten Teil mehr brachial als subtil unterwegs. Die Fortsetzungen des bodenständigen Originals verhehlen nicht, dass sie primär simple Zerstreuung bieten wollen. So besitzen die drei Weiterführungen einen teilweise trashigen Unterhaltungsfaktor.
In «Rambo 5: Last Blood» entmottet Stallone nochmals den geschundenen Dauerbrenner. Die Frage nach rund 100 Minuten Laufzeit lautet: Musste das sein?
«Rambo 5: Last Blood»: Ein verzweifeltes Aufbäumen
Der Titelheld hat sich inzwischen auf seine Ranch zurückgezogen. Dort lebt er mit seiner Haushälterin Maria (Adriana Barraza) ein einfaches Leben. Als seine Nichte Gabrielle (Yvette Monreal) von mexikanischen Menschenhändlern entführt wird, sieht Rambo rot.
Schon früh wird ersichtlich, was die vergangenen Teile bereits klar und deutlich übermittelt haben: Der gepeinigte Vietnam-Veteran hadert mit sich und seiner Umwelt. Im Film wird dies anfangs halbherzig mit der regelmässigen Einnahme von Medikamenten verdeutlicht.
Regisseur Adrian Grunberg («Get the Gringo») kann sich nicht entscheiden, ob er ein Familiendrama oder einen knallharten Actionfilm abliefern möchte.
Als wäre dies nicht genug, erinnern die schaurig einfältigen Dialoge daran, dass mit Rambo nicht zu spassen ist. Früher hat Stallone seine mimischen Defizite mit Charisma kompensiert. Heute wirkt er, ähnlich wie die restliche Besetzung, einfach nur hölzern.
Auch in Rambo 5 fliesst Blut
Natürlich muss zwangsläufig früher oder später der Griff zur Waffe erfolgen. Wer jetzt bereits zum Beginn eine Schlachtplatte erwartet, wird vorerst an der Leine gehalten. Eine quälend lange Stunde baut Grunberg ein rührseliges Melodrama auf.
Die Handlung dümpelt vor sich hin, kippt aber später in ein groteskes Feuerwerk der Gewalt um. Die letzten 20 Minuten schwanken zwischen knallhartem Slasher und Folterporno.
Rambo macht dann seinem Namen alle Ehre und zerpflückt das feindliche Volk regelrecht. Das ist dermassen zynisch inszeniert, dass es in seiner Stumpfheit auf eine perverse Art und Weise unterhält. Allerdings bleibt ein befremdlicher Nachgeschmack übrig.
«Rambo 5: Last Blood» zeigt endgültig, dass die Kampfmaschine müde geworden ist. Trotz des Titelzusatzes könnte der Muskelprotz dennoch weiter machen. Stallone schliesst momentan eine Fortsetzung nicht aus. Vielleicht wäre es an der Zeit, den Krieg hinter sich zu lassen.
Fazit
«Rambo 5: Last Blood» stellt mit billigen dramaturgischen Mitteln die ikonische Hauptfigur als Märtyrer dar. Das funktioniert nicht mehr.
Stallone kann seiner Figur keine neuen Facetten abgewinnen. So bleibt spätestens nach dem dritten Teil ein überzeichnetes Abziehbild übrig. Damals besass dies einen naiven Charme. Heute ist daraus bierernster Quatsch entstanden.
Auch wenn vereinzelte Momente den alten Haudegen gelungen ins Bild rücken, misslingt die vermeintliche Abschiedsvorstellung. Ähnlich wie Rambo wirkt dieses Stückwerk am Ende deplatziert.