Skin zeigt den Sinneswandel eines Neonazis
Bryon Widner war vor seiner Läuterung im rechtsextremen Milieu unterwegs. Das Drama «Skin» erzählt dessen Geschichte mit einem überzeugenden Hauptdarsteller.
Das Wichtigste in Kürze
- «Skin» handelt vom ehemaligen amerikanischen Skinhead Bryon Widner.
- Der Film des israelischen Regisseurs Guy Nattiv zeichnet Widners Weg nach.
- Die Darbietung vom Hauptdarsteller Jamie Bell fällt überzeugend aus.
Eine Gruppe von kahlgeschorenen, bis zum Anschlag tätowierten Personen , läuft über eine Brücke und skandiert rassistische Slogans. Am anderen Ende angekommen, geraten sie sich mit afroamerikanischen Demonstranten in die Haare.
Die Situation ist denkbar angespannt. Schnell kommt es zur Eskalation. Die Fäuste fliegen, Blut fliesst.
Der Anfang des biografischen Kinofilms «Skin» gibt den Ton an. Im Verlaufe des fast zwei Stunden dauernden Dramas werden ähnlich konfliktgeladene Szenen folgen.
«Skin»: Von der «White Power» zum Neuanfang
Als Protagonist fungiert der junge Amerikaner Bryon Widner. Fast sein ganzer Körper ist voller Tattoos. Er gehört zu den Anhängern der «White Power»-Bewegung. Widners Eltern haben ihm bereits als Kind das Gedankengut eingeimpft.
Das FBI setzt ihn später wegen seiner Gewaltbereitschaft auf ihre Fahndungsliste. Nachdem eine dreifache Mutter in sein Leben tritt, entstehen erste Zweifel.
Im echten Leben hat sich Widner vom Rechtsradikalismus distanziert und ein Dasein als Vater aufgebaut. 25 Operationen hat es gebraucht, bis der Körperschmuck entfernt wurde. Eine Haftstrafe fiel durch die Kooperation mit dem Geheimdienst vom Tisch.
Der Regisseur Guy Nattiv hat diese Geschichte zum Spielfilm umgewandelt. Dabei schlüpft der englische Schauspieler Jamie Bell für «Skin» in die Hauptrolle.
Auf den Schultern getragen
Als kleiner Junge spielte er einst den Ballett-tanzenden «Billy Elliot». Bell stellte seine Wandlungsfähigkeit in härteren Werken wie «Drecksau» und «Snowpiercer» unter Beweis. Auch in «Skin» liefert er ab und trägt den Film auf seinen Schultern.
Obwohl sich Nattiv einer wahren Geschichte mit gewisser Brisanz annimmt, bleibt einem dieses Umfeld auch nach zwei Stunden fremd. Die Figuren wirken wie Klischee-Abziehbilder.
Fazit
«Skin» bewegt sich auf konventionellen Drama-Schienen. Der Ablauf des Films ist äusserst geradlinig und mutet bisweilen etwas schleppend an. Im Vergleich zu thematisch ähnlichen Vertretern wie «This Is England», «Romper Stomper» oder «American History X» fehlen die inszenatorischen Kinnhaken.
Der grösste Pluspunkt kommt in Form des überzeugenden Schauspiels von Bell daher, welcher in seiner Rolle als Rechtsradikaler förmlich aufgeht.