Wie sage ich anderen am besten, dass sie nerven?

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Bern,

Manchmal ist es notwendig, Chefs oder Kollegen zu kritisieren oder Probleme am Arbeitsplatz anzusprechen. Wie macht man das am besten?

Zwei Frauen im Gespräch
Wie übermittle ich Kritik der Arbeitskollegin? Buchautor Attila Albert hat Tipps. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Buchautor Attila Albert hat sieben Nervensägen-Persönlichkeiten identifiziert.
  • Kritik und Wünsche am Arbeitsplatz sollte man an diese Persönlichkeiten anpassen.

Wie vermittle ich Kritik dem Arbeitskollegen oder der Chefin am besten? Wie spricht man Probleme am Arbeitsplatz an? Die meisten mussten sich wahrscheinlich schon mal mit diesen herausfordernden Situationen auseinandersetzen.

«Sie erreichen dabei am meisten, wenn Sie andere nicht unnötig verletzen», sagt Coach und Buchautor Attila Albert.

«Drücken Sie Ihre Kritik und Wünsche so aus, dass Ihr Gegenüber sie versteht und gern annimmt. Damit verhindern Sie Trotzreaktionen und vermeidbare Gegenangriffe.»

Attilaa Albert
Coach und Autor Attila Albert. - zVg

In seinem neuen Buch «Sorry, ihr nervt mich jetzt alle!» hat Attila sieben Nervensägen-Typen definiert. Und für jeden Nervensägen-Typ empfiehlt er eine andere Strategie.

1. Ewige Opfer: Behutsam ansprechen und ermutigen

Diese Nervensägen fühlen sich sowieso schon ständig eingeschüchtert und bedrängt. So sollten Sie besonders feinfühlig vorgehen.

Formulieren Sie Ihre Kritik behutsam, vermeiden Sie Drohungen und persönliche Angriffe. Am besten ist eine praktische Empfehlung.

Zum Beispiel: «Ich habe bemerkt, dass du sehr oft darüber sprichst, was alles ein Problem ist. Das zieht dich und alle anderen noch mehr runter. Versuch doch einmal, vor allem das zu betonen, was gut funktioniert. Das motiviert uns alle.»

Schliessen Sie pragmatisch und aufmunternd ab: «Du hast schon so viel geschafft. Zusammen kriegen wir das hin!»

2. Verbissene Rechthaber: Grenze setzen, dann versöhnlich werden

Diese angriffslustige Nervensäge hat keine Angst vor Konfrontationen, sondern sucht sie geradezu. Aber es ist nicht in Ihrem Interesse, sich in einer Streiterei zu verbeissen.

Setzen Sie daher zuerst eine Grenze. Beispiel: «Mir passt nicht, in welchem Ton du mit mir sprichst. Bitte lass das, ich nehme das nicht hin.» Keine langen Erklärungen oder Drohungen.

Würde das ignoriert, müssten Sie sowieso weitergehen (z. B. Beschwerde beim Vorgesetzten).

Schlagen Sie stattdessen einen versöhnlichen Ton an: «Bei dir scheint ja auch wirklich viel los zu sein. Erzähl mal!» Das erwartet sie überhaupt nicht – und ist schon entwaffnet.

3. Schlaffe Zögerer: Einfach bleiben und mit Vorteilen locken

Diese Nervensäge ist nur schwer durch Kritik zu ändern, weil sie wenig ambitioniert und träge ist. Auch der Appell an höhere Ideale verpufft bei ihr. Sagen Sie einfach, was Sie stört und warum – und locken mit Vorteilen, wenn sie ihr Verhalten ändert.

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Kritik passt man am besten auf die Persönlichkeit an. - Pexels

Zum Beispiel: «Leider kommt deine Zuarbeit häufig zu spät. Das führt bei uns dazu, dass wir auch regelmässig verspätet abliefern. Lass uns doch schauen, dass wir pünktlich sind. Da haben wir weniger Stress mit dem Chef und gefährden unsere Prämie am Jahresende nicht.»

Ein Zögerer vergleicht. Überwiegen seine Vorteile, stimmt er zu und hält sich auch daran.

4. Fürsorgliche Helferseelen: Bemühungen würdigen, Wunsch ausdrücken

Bei dieser Nervensäge ist Kritik nicht einfach, weil sie immer auf ihre uneigennützigen Motive verweisen kann («Ich meine es doch nur gut»).

Erkennen Sie daher zuerst Ihre Bemühungen an.

Beispiel: «Ich sehe, wie sehr du dich dafür einsetzt, dass wir als Team gut zusammenarbeiten und die Atmosphäre für alle angenehm ist.» Wenn Sie sehen, dass sie das annimmt, beispielsweise unmerklich nickt, drücken Sie freundlich, aber klar Ihren Wunsch aus:

«Mir wäre es lieb, wenn du zuerst deine Aufgaben erledigen könntest. Dann kommen wir alle pünktlich zum Mittagessen und können uns ausführlich unterhalten.»

5. Übermotivierte Problemlöser: Sachlich und konkret bleiben

Diese Nervensäge nimmt wenig persönlich und ist offen für konstruktive Kritik. Vermeiden Sie aber umständliche Beschreibungen und emotionale Geständnisse («Das hat mich sehr traurig gemacht»), gar laute Worte oder Tränen.

Beschreiben Sie stattdessen sachlich, was Sie stört und warum. Sagen Sie danach konkret, was Sie sich wünschen und wieso das für alle vorteilhaft wäre.

Beispiel: «Wenn wir über ein Problem sprechen, fühlen sich manche nicht mitgenommen, weil sie mehr Zeit brauchen und sich ausdrücken wollen. Wenn du ihnen das erlaubst, haben wir alle an Bord und holen die Zeit schnell wieder auf.»

6. Selbstgerechte Weltverbesserer: Auf die eigenen Ideale verpflichten

Gegen die idealistischen Ziele dieser Nervensäge (z. B. Gerechtigkeit) können Sie nichts sagen, ohne als Egoist oder Zyniker dazustehen. Stimmen Sie ihr deshalb zu.

Zum Beispiel: «Ich finde es total gut, dass dir Gerechtigkeit so wichtig ist.» Verpflichten Sie sie danach auf ihre eigenen Ansprüche und nutzen Sie ihre Signalworte: »Das beginnt schon damit, dass Überstunden gerecht abgegolten werden. Das ist nur fair uns Angestellten gegenüber, auch sozial nachhaltiger.»

Machen Sie danach einen Vorschlag: «Lass uns eine Lösung finden, etwa Bezahlung oder Freizeitausgleich im laufenden Monat, wenn das Budget nicht reicht.»

7. Abgehobene Welterklärer: Mit einem Lösungsvorschlag interessieren

Diese Nervensäge ist inhaltlich schnell zu überzeugen, wenn Ihre Argumente schlüssig sind und ohne Schuldzuweisungen auskommen.

Zum Beispiel: «Wir erhalten Beschwerden, weil wir Kundenanfragen zu spät beantworten. Das liegt daran, dass wir nachts nichts besetzt sind, wenn unsere Kunden im Ausland arbeiten.»

Schlagen Sie danach eine Lösung vor: «Eine Möglichkeit wären freie Mitarbeiter für den Nachtdienst. Ob wir dafür ein Budget bekommen?» Er wird selbst neugierig und kreativ werden: «Oder eine Vertrag mit einem Dienstleister vor Ort? Dann lösen wir auch gleich das Sprach- und Zeitzonenproblem.»

Buchcover
Das Buch «Sorry, ihr nervt mich jetzt alle!» - Attila Albert

Mehr im Buch: «Sorry, ihr nervt mich jetzt alle!» von Attila Albert, erschienen bei Redline, 224 Seiten, 24.90 Fr. (UVP).

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