Videos auf Youtube & Co. sollen uns unterhalten. Wenn nicht, scrollen wir weiter. Das kann Langeweile schlimmer machen, so eine Studie.
Swipen, klicken, switchen: Das ständige Wechseln zwischen Inhalten kann Langeweile verstärken anstatt sie zu vertreiben.
Swipen, klicken, switchen: Das ständige Wechseln zwischen Inhalten kann Langeweile verstärken, anstatt sie zu vertreiben. (Symbolbild) - Niklas Graeber/dpa/dpa-tmn

Mir ist sooooo langweilig. Das Gefühl kennt man irgendwie schon noch, aber wir haben ja unser Smartphone immer dabei und damit das Internet in der Tasche. Da muss irgendwo doch etwas sein, das unseren Geist fesseln und unterhalten kann. Besonders beliebt: Social-Media-Videos.

Doch die Gewohnheit, ständig zwischen Inhalten hin und her zu wechseln – ein Verhalten, das Forscher als «digitales Switchen» bezeichnen –, kann offenbar das Gegenteil von dem bewirken, was die meisten eigentlich wollen. Statt Langeweile zu vertreiben, wird das Gefühl noch stärker. Das legt eine aktuelle Studie der Universität Toronto nahe, die im «Journal of Experimental Psychology: General» veröffentlicht wurde.

Langeweile mit Aufmerksamkeit verknüpft

Dafür wurden zwei Experimente mit rund 1200 Menschen durchgeführt. Im ersten sahen die Probanden zunächst ein zehnminütiges Video, ohne dass sie vorspulen oder wegschalten konnten. Danach konnten sie zehn Minuten lang zwischen sieben Fünf-Minuten-Clips switchen.

Im zweiten guckten sie zunächst ein Zehn-Minuten-Video. Und durften dann bei einem 50 Minuten langen Film vor- und zurückspulen. Ergebnis: Ein Video einfach durchzugucken, fanden die Teilnehmer angenehmer, zufriedenstellender und sinnvoller.

Moment! Lieber länger hinschauen

«Langeweile ist eng mit unserer Aufmerksamkeit verknüpft», so die Psychologin Katy Tam, eine der Autorinnen der Studie. Wenn wir uns langweilen, wollen wir, dass etwas uns unterhält und beschäftigt. Aber: Wenn Menschen ständig zwischen Videos hin und her switchen, statt sich vollständig auf einen Inhalt einzulassen, wird die Aufmerksamkeit ständig unterbrochen – und das verstärke das Gefühl von Unzufriedenheit und Langeweile. «Die wahre Freude an digitalen Inhalten kommt eher durch das Eintauchen in ein Video oder einen Artikel, nicht durch das ständige Hin- und Herschalten», so die Studienautoren.

Also lautet der Clip-Tipp der Expertin: versuchen, sich auf den Inhalt zu konzentrieren und das Switchen zu minimieren. «Genauso wie man im Kino für ein intensiveres Erlebnis bezahlt, hat man mehr Spass, wenn man in Onlinevideos eintaucht, anstatt sie nur durchzuzappen.» Dies erklärt Tam, die seit Jahren zu Langeweile, Aufmerksamkeit und dem Konsum digitaler Medien forscht.

Wozu Langeweile gut ist

Aber Katzenvideos hin oder her: Langeweile ist nichts, das man per se loswerden muss, sagt die Medienpsychologin Pamela Rutledge gegenüber CNN. Sie könne auch ein Signal sein und sogar motivieren. Wer sich langweilt, könne sich fragen: Was mache ich gerade? Und was wäre vielleicht sinnvoller oder würde mich zufriedener machen?

Gegen ein paar Minuten Videosgucken zur Entspannung hat sie nichts. Man solle grundsätzlich beim Medienkonsum bloss darauf achten, ob sich die eigene Stimmung dabei verändert. Und meist würde eine Aktivität, die die eigenen Fähigkeiten fordert, für ein besseres Gefühl sorgen als etwas, das nur irgendwie der Beschäftigung dient.

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