Zwischen supersexy und megagemütlich
Zwei Stile prägen die Mode für Frühjahr und Sommer 2022: radikal bequem oder radikal sexy. Entweder Alltag oder Ausgehen. Ein Mittelding? Die Jogginghose.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Sommer 2022 kommt mit femininen, sexy Outfits: «Bodycon» und hautfreie Looks.
- Wer's lieber weit hat, greift zur eleganten (!) Jogginghose.
- Starke Farben und coole Sprüche verstärken den Endlich-wieder-Sommer-Effekt.
Haben Sie auch diese Sehnsucht nach Ausgehen, sich schick machen? Weg mit den Schlabberklamotten, her mit den knappen Oberteilen, den eng anliegenden Kleidern? Den Outfits voller Leben?
Das wird wiederkommen. Versprochen! Die Modeschauen zu den Kollektionen der Saison Frühjahr/Sommer waren voll davon.
Die Frage wird vielleicht aber sein: Wann genau ist der Pandemie-Alltag wieder offen dafür? Und muss das Bequeme jetzt ganz weg?
Aber von Anfang an: Die Kollektionen der Designer und Modelabels sind sehr unterschiedlich. So finden sich für Frauen sehr feminine Outfits. Sie sind sexy, oft hauteng.
Nach ein paar Jahren, in denen die Figur unter weiten Schnitten eigentlich nicht mehr zu sehen sein sollte, fällt diese Entwicklung ins andere Extrem auf.
Röcke, so kurz wie das Leben
Der Trend zum Hautengen nennt sich jetzt «Bodycon» und geht auch einher mit bauchfreien Looks, oft nur mit einem (Bikini-)BH als Oberteil. Dazu hochgeschlitzte Röcke, wenn sie denn lang sind, vor allem aber superknappe Minis.
Transparente Materialien und sogenannte Cut-outs – bewusst gesetzte Ausschnitte im Stoff – zeigen Haut an besonders reizvollen Stellen des Körpers.
Das Deutsche Mode-Institut (DMI) blickt bei der Interpretation dieser Stücke auf das, was uns alle derzeit am meisten bewegt: die Pandemie, ihre Folgen für unseren Alltag und die daraus entstehenden Sehnsüchte.
Die Analysten sprechen in ihren «11 Thesen für 22» daher von einer «unbändigen Lust auf Kleidung, die politisch unkorrekt sexy ist».
Eine Mode, die Abenteuer nachholt und sich damit zurückholt, was uns die Pandemie gestohlen hat.
«Jetzt wollen wir unsere Zeit nutzen und unsere Körper geniessen», so das DMI.
Nach Kontaktbeschränkungen und Abstandhalten sei der Nachholbedarf nach Körperlichkeit so gross, dass selbst die Kleidung dieses Signal aussendet.
Deswegen trage man jetzt eben unter anderem «Röcke, so kurz wie das Leben», so die Modeanalysten.
«Wie ein Aufwachen», beschreibt auch Burberrys Chief Creative Officer, Riccardo Tisci, die Kollektion des Hauses.
Sie soll nach den Lockdowns den Menschen die Freiheit zurückgeben, zu träumen und sich jung und lebendig zu fühlen.
Auch Brunello Cucinelli setzt hier an: Seine Kollektion solle zu einer positiven Stimmung beitragen, die Freude, Energie und Lebenskraft ausstrahlt.
Man trage nicht mehr nur, was wirklich nötig ist, sondern es komme der Wunsch zurück, sich gut anzuziehen, heisst es im Kollektionsbericht.
Das setzen die Designer um, indem sie die klassischen Schnitte, für die das Haus bekannt ist, mit fliegenden Federn, Pailletten und funkelnden Netzstoffen versehen.
Auch die weite Kleidung bleibt
Das spricht Sie nicht an? Sie können beruhigt sein: Die andere Seite der aktuellen Kollektionen für 2022 besteht weiterhin aus dem Bequemen und dem Weiten.
Da sind weiterhin die Jogginghosen und andere gemütlich wirkende Hosenmodelle, da sind Hoodies und viele, viele weite Flatterhemdchen. Und zwar so, wie wir sie wollen: fürs Einkuscheln zu Hause ebenso wie fürs Rausgehen.
Aber die Stücke erhalten in vielen Kollektionen einen Twist ins Elegante, sodass Jogginghose und Sweatpullover nun wahrhaftig büro- und ausgehtauglich sind. Sie konkurrieren sogar mit Anzug und Blazer. «Athflow» nennt sich dieser Trend.
Vor allem bei den Kollektionen, die im Vorfrühling bis Frühling auf den Markt kommen, stehen noch die bequemen Stücke stark im Fokus.
Das mag am Wetter liegen, das uns hierzulande im Frühlingsregen oft noch auf die Couch verbannt. Aber auch daran, dass die Pandemie im Frühjahr noch stärker unseren Alltag im Griff haben könnte.
Mehr Freizügigkeit im Entspannungssommer
Echte Entspannung sollte es im Sommer geben, sagen die Medizinexperten.
Und das haben die Designer gehört: Sie lassen dann eher die Jogginghosen zu Hause und setzen stärker auf sexy Mode, auf Stücke in starken, fröhlichen Farben, mit Mustern und Motiven, die für das pralle Leben stehen.
Und auch auf eine Mode, die sich wie Sommerferien anfühlt. Seine Kollektion «Hey Vacay» (Kurzform für das englische Wort «vacation») vergleicht das Label Oui zum Beispiel mit einem «Koffer voller Vorfreude».
Liv Bergen setzt nicht nur auf die Farbwelt von Fiji, den Malediven und Mauritius.
Sondern man liest auf Shirts und Kleidern auch Sprüche wie «Daydrinking & Daydreaming» – um laut dem Label die letzten anstrengenden und zermürbenden Monate im Homeoffice und in Isolation zu vergessen.
Wenn das nicht gute Aussichten sind.