Wohnwelt: Das sind die Fussbodentrends im 2023
Zwei Jahre Pandemie haben unsere Sehnsucht nach Rückzugs- und Wohlfühlorten genährt. Das zeigt sich nun in Trends beim Wohnen: mit viel und dunklem Holz.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei den Fussböden sind im 2023 dunkle Töne in Holz oder Holzoptik angesagt.
- In Folge der Corona-Pandemie spiegelt dieser Trend die Sehnsucht nach Wohlfühlen wider.
- Und: Was früher Makel waren, gilt heute als chic: Beispiel Astlöcher in Boden-Dielen.
Die Pandemie und als Folge das viele Zuhausesein haben uns verändert. Wo der Wohntraum vorher ein offener, lichtdurchfluteter Bereich möglichst ohne Wände war, gab es plötzlich wieder die Sehnsucht nach Rückzugsorten.
Nach mehr Gemütlichkeit und Verstecken statt schickem Loft-Gefühl. Diese Veränderung spiegelt sich nun mehr und mehr in den Trends der Einrichtungsbranche wieder.
Sogar bei den neuen Bodenbelägen und Teppichen, die nach zwei Jahren Pandemie-Pause erstmals wieder auf der Messe Domotex in Hannover präsentiert wurden.
Auffällig seien hier die vielen dunklen Bodenbeläge aus Holz oder in Holzoptik, sagt Gabriela Kaiser. «Die dunklen Töne machen einen Raum wohliger und gemütlicher.»
Die Trendscout hat einen Vortrag auf der diesjährigen Domotex gehalten und analysiert seit vielen Jahren die Neuheiten der Branche.
Kann sich der schwarze Boden durchsetzen?
Wenig überrascht sie, dass der Holz-Look ein Dauerbrenner am Boden bleibt – ob durch echtes Holz oder Kunststoffbeläge und Fliesen in Holzoptik.
«Der Holzanteil im Wohnen ist insgesamt in den letzten Jahren gestiegen – sowohl bei den Möbeln, aber auch beim Fussboden», sagt Kaiser.
«Das liegt daran, dass es sich die Menschen gemütlich, wohnlich, behaglich machen wollen. Mit dem Werkstoff Holz hast du es gefühlt gleich ein, zwei Grad wärmer zu Hause.»
Neu ist aber eine starke Veränderung bei den Holz-Farben. «Es gibt auf der einen Seite sehr helle Böden und auf der anderen Seite extrem dunkle – dunkelbraun bis schwarz», so Trendanalystin Kaiser.
«Das Dunkle für den Boden ist so neu, dass sich noch keiner so wirklich im Klaren darüber ist, ob die Tendenz sich auch wirklich durchsetzen wird.»
Die Sehnsucht nach mehr Dunkelheit
Das Problem: Ein dunkler Boden macht eben auch das ganze Zimmer dunkler.
«Aber wir sehen die Tendenz zum sehr Dunklen ja bei den Küchen schon länger. Und auch bei den anderen Möbeln kommt die Kombination von Dunkelbraun und Schwarz offensichtlich sehr gut an.»
Und das hat etwas mit der Pandemie zu tun. «Lange war es erwünscht, dass der Wohnraum offen und möglichst hell ist, es wurden die Wände herausgerissen oder gar nicht eingeplant», erklärt Gabriela Kaiser.
«Durch Corona hat sich das verändert. Die Menschen suchen nun auf der einen Seite wieder mehr Geborgenheit in ihren Wohnbereichen.»
Auf der anderen Seite wünschen sie sich auch wieder mehr Abtrennungen, etwa fürs Homeoffice und zum Zurückziehen.
Auch hier kommen dunkle Böden gelegen. Gemeinsam mit ihrem hellen Pendant lässt sich das Haus wieder in mehr unterschiedlich wirkende Bereiche aufteilen. Das geht sogar, wenn ihm die Wände fehlen, dank optischer Abtrennung.
«Vor der Pandemie ging es immer darum, dass ein Boden mindestens über die ganze Etage durchgezogen wird. Jetzt unterscheidet man eher wieder», sagt Kaiser.
«Der Bereich des Wohnzimmers soll gemütlicher sein als der Bereich für Küche und Esszimmer, also dunkler eingerichtet. Auch im Schlafzimmer darf es dunkler sein, denn da möchte ich chillen und entspannen.»
Das Spiel mit vertrauten Elementen
Dieses Spiel aus Brüchen und Zusammengehörigkeit findet sich auch in einem Einrichtungstrend wieder, den Holly Becker auf der Messe in den Fokus stellt.
Die Innenarchitektin und Bloggerin hat ebenfalls für die Domotex Trends analysiert. Einer davon: das moderne Handwerk, das mit Elementen der Vergangenheit spielt.
«In diesem Einrichtungsstil finden sich Elemente wieder, die uns an unsere Jugend erinnern und ein Gefühl von Nostalgie hervorrufen», so Holly Becker.
«Wir werden etwa bei Sofas und Stühlen Formen, Linien oder andere Elemente der Vergangenheit bemerken, aber in einem modernen Bezug.» Der Rückbezug erwecke in uns das gute Gefühl von zu Hause, von Gemütlichkeit und Wärme.
«Die Menschen möchten wieder mehr Bezug zu ihren Wohnräumen und sich dort wohler und noch mehr zu Hause fühlen. Besonders jetzt mit Covid haben wir verstanden, wie wichtig ein Umfeld ist, das uns Gemütlichkeit bietet», erklärt Holly Becker diesen Trend.
«Das uns nicht nur schöne Dinge bietet, sondern Dinge, die sich auch bequem genug beim Sitzen anfühlen, auf denen man geniessen und relaxen kann.»
Für die modernen Bodenbeläge heisst das: Sie sind aus Holz, aus Kork, aus Stein. Teppiche sind handgemacht.
Vermeintliche Makel werden zelebriert
Auch traditionelle Verlegemuster liegen im Trend, gerade bei Parkettböden und anderen Holzoptiken, die damit ebenfalls das Spiel der Gegensätze von Alt und Neu mitmachen.
«Neben den klassischen Landhausdielen, die parallel zueinander verlegt werden, ist momentan das Fischgrätmuster auch wieder sehr populär, das gerade oder diagonal im Raum verlegt werden kann», so Michael Schmid, Experte aus der Parkettindustrie.
Zugleich werden Dielen auch immer breiter, so wie vor einiger Zeit die Fliesen schon viel grössere Formate angenommen haben, sagt Gabriela Kaiser. Und ganz wichtig: Makel sind erwünscht.
Astlöcher und Risse werden in den Mittelpunkt gerückt, nicht abgeschnitten. Farbabweichung werden «richtig zelebriert», so Trendscout Kaiser.
Bei Teppichen wird durch hellere oder dunklere eingewobene Elemente der Eindruck erzeugt, der neue Bodenbelag sei schon abgenutzt. «Das hat man schon länger, diese Optik wird nun aber noch mal extremer», so Kaiser.
Das gehe so weit, dass Böden durch Einlagen aussehen können, als wären sie geflickt worden