Literaturnobelpreis: Schwedische Akademie steckt in tiefer Krise

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Schweden,

Es geht um Belästigung, Korruption und Geheimnisverrat bei einer der traditionsreichsten Kulturinstitutionen der Welt. Der Ruf der Literatur-Nobelpreishüter dürfte schwer zu reparieren sein.

Mittelpunkt der Affäre: Akademiemitglied Katarina Frostenson.
Mittelpunkt der Affäre: Akademiemitglied Katarina Frostenson. - DPA

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Korruptions- und Belästigungsskandal überschattet die ehrwürdige Schwedische Akademie.
  • Wegen der Affäre um das Akademiemitglied Katarina Frostenson sind drei Mitglieder zurückgetreten.
  • Damit könnte sich die Akademie selbst auflösen.

Die Schwedische Akademie ist eine verschworene Truppe mit altehrwürdigen Gesetzen. «Die Achtzehn», wie man sie respektvoll nennt, küren seit mehr als einem Jahrhundert den Literaturnobelpreisträger. Zurücktreten kann man aus ihrer Mitte auf Lebenszeit nicht. Doch genau das haben drei Mitglieder jetzt faktisch getan – in einem Korruptions- und Belästigungsskandal, der die so auf Würde bedachte Kulturinstitution in ihrer Existenz bedroht. Der Skandal könnte dem Ansehen des Literaturnobelpreises schweren Schaden zufügen.

Im Mittelpunkt der Affäre stehen Akademiemitglied Katarina Frostenson und ihr Ehemann. 18 Frauen warfen dem Franzosen im vergangenen November im Zuge der #MeToo-Bewegung sexuelle Belästigung vor. Akademie-Mitglieder könnten davon gewusst und es geduldet haben.

Zugleich kam heraus, dass Frostensons Mann einen Kulturverein betrieb, der von der Akademie bezuschusst wurde. Die Lyrikerin entschied also jahrelang heimlich mit über Gelder für ihren Mann. Noch schlimmer dürfte für die Akademie allerdings sein, dass sie die Namen von sieben Nobelpreisträgern vorzeitig ausgeplaudert haben soll – darunter 2016 auch den von Bob Dylan. Der Ruf der Nobelpreis-Hüter steht auf dem Spiel.

Drei Mitglieder zurückgetreten

Die Akademie diskutierte die Ergebnisse vergangene Woche – und stimmte auch über Frostensons Ausschluss ab. Eine knappe Mehrheit entschied, sie dürfe bleiben – mit der Konsequenz, dass sich drei Mitglieder nun aus Protest von den Sitzungen zurückziehen.

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Angesichts der ernsten Lage schaltete sich nun Schwedens König Carl XVI. Gustaf ein. Man habe versagt, so das Urteil. - Keystone

Die Rücktritte stellen die Akademie vor grosse Probleme, denn die drei Sitze können erst neu vergeben werden, wenn ihre Inhaber sterben. Das gleiche gilt für zwei Sitze, deren Inhaber bereits vor Jahren im Streit ausschieden. Von den ehrwürdigen 18 treten also nur noch 13 regelmässig zusammen. Um neue Mitglieder zu berufen, müssen mindestens 12 abstimmen. Fallen also noch zwei weitere Mitglieder aus, kann die Akademie keine neuen mehr berufen – und würde langsam aussterben.

König schaltet sich ein

Angesichts der ernsten Lage schaltete sich nun Schwedens König Carl XVI. Gustaf ein, der Schirmherr der 1786 gegründeten Akademie. «In der Akademie wird daran gearbeitet. Sie überdenken die Situation, und es wird alles gut werden», zeigte er sich vor Journalisten optimistisch. Literaturkritiker fordern nun, dass der König dafür sorgen soll, dass die Akademie-Mitglieder ausgetauscht würden.

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