Kanton Zürich plant Jubiläumsbeilage in Köppels Weltwoche
Mit einer Sonderausgabe der Weltwoche will das Zürcher Amt für Justizvollzug sein 20-jähriges Bestehen feiern – bezahlt von Steuergeldern. Das stört Politiker.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Jubiläumsschrift soll nächstes Jahr der Weltwoche beiliegen.
- Wie viel das Zürcher Amt für Justizvollzug dafür bezahlt, ist noch unklar.
- Linke und rechte Politiker sind irritiert über diese Verwendung von Steuergeldern.
«Als ich es gelesen habe, dachte ich an einen 1. April-Scherz», sagt Daniel Frei, Zürcher Kantonsrat und angehender Nationalrat der SP. Das Amt für Justizvollzug feiert sein 20-jähriges Jubiläum und plant dazu eine Sonderausgabe, welche der Weltwoche beiliege.
Das stört Frei: «Das brauche die Bevölkerung und die Leser kaum – und erst noch mit der Weltwoche als Partner, was soll das?» Aber auch mit der linken WOZ oder dem PS hätte Frei von einer solchen Publikation abgeraten: «Wenn schon, dann würde mir eine unabhängige Fachpublikation sinnvoll erscheinen».
Dass das Amt wegen Gefängnisausbrüchen und weiterem immer
wieder in Kritik gestanden sei, mache den Plan nur noch unsensibler, so Frei. Die Glaubwürdigkeit des Amtes sei wichtig - unnötige Provokationen seine dem nicht zuträglich.
Das Amt gehört zur Direktion der Justiz und des Innern, welches von der SP-Regierungsrätin Jacqueline Fehr geleitet wird.
«Eine Unsitte»
Noch etwas weiter geht SVP-Nationalrat Claudio Zanetti: «Es ist eine Unsitte eingerissen, dass sich Verwaltungen immer öfter selber feiern». Der Fakt, dass die Ausgabe mit der Weltwoche geplant ist, störe ihn nicht: «Wenn Roger Köppel etwas daran verdienen kann, dann freue ich mich, aber die Verwaltung soll solchen Quatsch sein lassen.» Der Bürger wolle von einem Amt nur gute Leistungen zu einem tiefen Preis, so der Nationalrat.
Das Amt für Justizvollzug will zum 20-Jahr-Jubiläum eine Sonderausgabe der Weltwoche machen, mit Steuergeldern finanziert, das berichtet der Tagesanzeiger. Die Zeitschrift gehört dem SVP-Nationalrat Roger Köppel und gilt als bürgerlich ausgerichtet.
Regierungsrätin Fehr hat auf die Anfrage von Nau bis jetzt noch nicht reagiert. Auf Twitter lies sie heute verlauten, man wolle mit dieser Ausgabe Leute erreichen, «die Verbrecher lieber bei Wasser und Brot einsperren würden.»
Raus aus der Filterblase! Wir wollen auch mit Leuten über modernen Strafvollzug reden, die Verbrecher lieber bei Wasser und Brot einsperren würden. Mit PR Publikation können wir das nicht. #jizh @KantonZuerich @alex_baur @tagesanzeiger @CorsinZander https://t.co/nvmZhmLKwt
— Jacqueline Fehr (@jacquelinefehr) July 16, 2018