Aspirin Cardio fehlt noch länger als gedacht
Eigentlich sollte der Engpass bei Aspirin cardio nur kurz dauern. Jetzt warnt der Bund die Hunderttausenden Schweizer Patienten: Es kann September werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Lieferengpass von Aspirin cardio dauert länger als erwartet.
- Hundertausende Patienten in der Schweiz sind betroffen.
- Der Blutverdünner beugt vor gegen Herzinfarkt und Schlaganfall.
«Bei anderen Anbietern beziehen», teilte das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung schon vor einigen Wochen mit. Aspirin cardio, von Hunderttausenden in der Schweiz vorbeugend gegen Herzinfarkt und Schlaganfall eingenommen, fehlt in den Apotheken. «Ich habe gerade noch, aber es wird langsam knapp», sagt eine Nau-Leserin.
Lieferengpass dauert länger als gedacht
Und es wird für viele noch knapper, denn entgegen den ursprünglichen Annahmen hat sich der Markt nicht erholt und der Engpass dauert nun voraussichtlich bis Mitte August (für Aspirin cardio 100) beziehungswiese gar bis in den September (für Aspirin cardio 300).
Schuld sind Umbau-Arbeiten beim Aspirin-Hersteller Bayer. Wird es kritisch oder gar lebensgefährlich für Personen, die auf den Blutverdünner Aspirin angewiesen sind?
Ausweichmöglichkeiten, aber…
Selbst wenn ab Mitte August vor allem die Grosspackungen von Aspirin cardio 100 wieder verfügbar sein sollten, sei die Situation «noch nicht ganz bereinigt», warnt Dr. Enea Martinelli, Chefapotheker der Spitäler fmi AG. Denn «von anderen Anbieten beziehen» geht nur, wenn es auch solche gibt.
Zwar wird das kurioserweise knappe Allerweltsmedikament Aspirin cardio von diversen Generika-Herstellern ebenfalls produziert. Einige sind in der Schweiz verfügbar. Gerade bei den grossen Namen Spirig und Mepha gibt es aber je nach Packungsgrösse Einschränkungen: nur in geringen Mengen verfügbar, maximale Bestellmenge, Ablaufdatum schon im November oder ebenfalls «nicht verfügbar».
Allen kann geholfen werden – bloss wie?
Auch von Bayer wäre eine Packungsgrösse erhältlich, aber: Nur für Spitäler, wird nicht von der Krankenkasse vergütet. «Wir können aber aushelfen», sagt Martinelli. Das Hauptproblem sei indes ein anderes, betont Martinelli: Dass Patienten vom einen auf ein anderes Produkt umgestellt werden müssen. «Das kann zu einer Verunsicherung führen. Deshalb muss die Umstellung jeweils gut begleitet werden.»
Wenn dann Aspirin wieder verfügbar ist, fehlen dafür andere Produkte. «Es ist wie mit einem Schwabbelpudding, der sich nach einem Stoss nur langsam wieder beruhigt.» Eine wacklige Situation also für Patienten, die darauf hoffen müssen, dass ab Mitte August die grosse Schachtel Aspirin cardio 100 wieder verfügbar ist. Martinelli bleibt vorsichtig: «Das wissen wir erst definitiv, wenn es dann auch da ist.»