Bei Hitler-Tweets lässt BDP-Präsident Landolt keine Ausreden gelten

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Frauenfeld,

BDP-Politiker Thomas Keller solle selbst die Konsequenzen ziehen und seiner Partei lange Verfahren ersparen. BDP-Präsident Martin Landolt kennt kein Pardon.

Martin Landolt
Der ehemalige BDP-Präsident Martin Landolt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • BDP-Präsident Martin Landolt sieht keinen Spielraum für BDP-Politiker Thomas Keller.
  • Sein Hitler-Tweet sei nicht tolerierbar und «an den Haaren herbeigezogen».
  • Keller sein «ein absoluter Einzelfall». Die BDP selbst habe kein Nazi-Problem.

Hitler war nicht nur schlecht – mit so einer Aussage auf Twitter ist der Shitstorm garantiert, vor allem, wenn ein Politiker dahintersteckt. Thomas Keller von der BDP Thurgau hat in ein Wespennest gestochen; seinen Partei-Ausschluss forderte als einer der ersten niemand geringerer als BDP-Präsident Martin Landolt.

Ausreden gelten nicht

Für Nazi-Verharmlosung gilt bei Landolt die Nulltoleranz: «Es gibt keinen Verhandlungsspielraum à la ‹hab es nicht so gemeint›. Man muss hier eine ganz klare Grenze setzen.» Nur: Landolt alleine kann das nicht – als Präsident kann er den kantonalen Sektionen nicht dreinreden.

«Die BDP Schweiz kann nur eine Erwartungshaltung formulieren.» Das heisst: Die BDP Thurgau befindet sich in der unschönen Situation, gegen den eigenen Partei-Kumpel ein Ausschluss-Verfahren einleiten zu müssen, wenn sie den Erwartungen der nationalen Partei-Spitze nachkommen will. Landolts Hoffnung deshalb: «Eventuell zieht Keller selber die Konsequenzen und dann kann man sich das alles ersparen.»

Unerklärlich – für einen BDP-ler

Landolt kann sich nicht erklären, wie Keller aus heiterem Himmel dazu kommt, Adolf Hitlers gute Seiten herauszustreichen. Auch wenn jeder Mensch solche habe, sei das sicher nicht eine Aussage, die auf Twitter gehöre, sagt Landolt. «Und es ist in diesem Fall an den Haaren herbeigezogen.»

Werden denn Parteimitglieder in solchen Dingen nicht geschult? Dazu fehlten die Ressourcen, sagt Landolt zu Nau. Bei offiziellen BDP-Accounts sei das etwas anderes. Aber alles im Griff haben könne man schlicht nicht – «und Herr Keller twittert ja privat, ohne Verweis auf die BDP.»

«Braune Tendenzen» nur bei anderen

In Sachen Nazi-Vergleiche und Nazi-Vorwürfe ist Landolt kein unbeschriebenes Blatt. So hat er der SVP auch schon «braune Tendenzen» vorgeworfen. Der Fall Thomas Keller sei aber etwas anderes, betont Landolt, denn hier gehe es um ein einzelnes Mitglied und nicht die offiziellen Repräsentanten.

Denn: «Die Geister, die man ruft, wird man nicht mehr los» - das sei der Vorwurf an die SVP und ihre Asylpolitik. Als BDP-Präsident hat Landolt aber ein gutes Gewissen: «Hier sehen wir keinesfalls die Frucht der Saat, die wir als BDP gesät haben.» Aber eine Aussage, die man nicht ignorieren dürfe. Gleiche Ellen verlangt Landolt trotzdem: «Ich wünschte mir aber, dass Aussagen von anderen Politikern mit höherem Bekanntheitsgrad ebenfalls derart prominent hinterfragt werden.»

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