Potz Gomfi und Zirkusnuss: Diese Übernamen hat sich Trump selbst eingebrockt

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

USA,

Er verschont seine Gegner bei praktisch jeder Erwähnung nicht: US-Präsident Donald Trump hat für alle von Hillary Clinton über Kim Jong-un einen Übernamen parat und gebraucht diesen jeweils fleissig. Origineller sind dagegen die zahlreichen Übernamen, die sich seine Kritiker für Trump ausgedacht haben.

Donald «Cheetolini» Trump: Wenn er das Maul aufreisst, erinnert das viele an einen Diktator in Form eines orangen Snacks mit Käsearoma.
Donald «Cheetolini» Trump: Wenn er das Maul aufreisst, erinnert das viele an einen Diktator in Form eines orangen Snacks mit Käsearoma. - Keystone / Pinterest

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Retourkutsche: Donald Trump verteilt gerne Übernamen, wird aber selbst Opfer von ironischen Benamsungen.
  • Meist sind diese origineller ausgedacht als Trumps simple Beleidigungen.
  • Heute in der Auswahl: Anspielungen auf seine… «Führerqualitäten» und twitterfanatische Orangigkeit.

Wie man in den Wald ruft, so tönt es auch zurück, besagt das Sprichwort. Donald Trump betitelt Nordkoreas Diktator «Little Rocket Man» und jeder missliebige Gegner erhält personifizierte Adjektive: die betrügerische «Crooked Hillary», der schlüpfrige «Slippery James Comey», der verrückte «Crazy Bernie» Sanders und sein eigener ehemaliger Chefstratege wird zum schluderigen «Sloppy Steve» Bannon.

Der orange, diktatorische, durchgekämmte Twitter-Poweruser

Kreativer sind dagegen die Übernamen, die Trump selbst verliehen werden. Vom sarkastischen Schenkelklopfer bis zur im Schimpfwort versteckten Metapher einer metaphorischen Allegorie. Meist geht es um Trumps klischierte Kerneigenschaften: orange Gesichtshaut unter ausladender Haarfrisur, Gehabe eines Diktators und am Dauerschimpfen auf Twitter. Hier eine edukativ wertvolle Auswahl.

Orange Twitler
Bös, bös: orange und eine Wortkreation, die wohl «tweetender Hitler» heissen soll.

Cheetolini
Schachtelwort aus dem italienischen Diktator Benito Mussolini und den notorisch mit orangem Käsestaub an die Hände abfärbenden Cheetos, ein beliebter amerikanischer Snack. Trump-Frisur und Cheetos-Staub im Gesicht sind gemäss den Komikerfreunden Stephen Colbert und Jon Stewart die garantierte Methode, überzeugend zu wirken. Analog dazu: Cheeto Benito. In der gleichen Kategorie: Metamucilini. Metamucil ist ein oranges Abführmittel, oder wie der Herr Doktor sagen würde: Ein pflanzliches Stuhlregulans. Und wer sitzt gern auf goldenen Kloschüsseln, hm?

Il Douché
Mussolinis Beiname «Il Duce» ist italienisch für «Der Führer». Gleichzeitig ist «douche» US-Slang für jemanden, der sich für furchtbar cool hält, aber nicht ist. Was wiederum zurückgeht auf «douche bag», die Vaginaldusche, die zur weiblichen Körperhygiene angepriesen wurde, oft aber das pure Gegenteil des versprochenen zur Folge hat. Was lernt man nicht alles dank Trump.

Hair Furor
Ein doppelt und dreifaches Wortspiel: Auch fremdsprachlich herausgeforderte Amerikaner kennen Adolf Hitler als «Herr Führer». Wenn aus Herr «Hair» und aus Führer «Furor» wird, wird aus Trump gleichzeitig ein Diktator und ein Haar-Wüterich.

Tanchurian Candidate
«The Manchurian Candidate» ist ein Politik-Thriller, welcher hier «Tan…» heisst, weil tan die (Solarium-)gebräunte Haut ist. Das zweimal verfilmte Buch handelt vom Sohn einer US-Politikerfamilie, der nach einer Gehirnwäsche zum Mörder im Dienste einer kommunistischen Verschwörung wird. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.

Agent Orange
Nicht nur eine bespitzelnde Zitrusfrucht: Agent Orange ist auch der Name des von den USA im Vietnamkriegs eingesetzten Entlaubungsmittels, welches grossflächig versprüht wurde. Es erkrankten nicht nur Hunderttausende Einheimische, sondern auch 200'000 US-Soldaten. Es führt bis heute in Vietnam zu Fehlbildungen bei Kindern.

The Fanta Menace
Was wäre die US-Gegenwartskultur ohne Star Wars? Fanta ist Fanta (und orange), «The Phantom Menace» ist der erste Teil der Prequel-Trilogie der Star-Wars-Saga, also der vierte Film von bislang acht – ja, es ist kompliziert. Weniger kompliziert ist die Anspielung auf Trump: Deutsch heisst der Streifen «Die dunkle Bedrohung».

Comrade Marmalade
Wir bleiben bei den Nahrungsmitteln: «Genosse Marmelade» ist natürlich von Russland gesteuert, während Marmelade (im Gegensatz zu Konfitüre) streng genommen nur aus Zitrusfrüchten bestehen darf, und damit meist – tadah – orange ist.

The Twat That Twits
Ein wahrer Zungenbrecher, vor allem für uns Nicht-Englischsprachige. Aber dafür ein vielschichtiger. «The twat that tweets» hiesse übersetzt «Der Depp der twittert». Wenn der Depp aber twit-et, verhöhnt oder veräppelt er jemanden, oder macht ihm Vorwürfe. Analog also zum cholerischen Twitter-Lästerer. Nur: Twit als Substantiv ist auch die Steigerungsform eines Twats. Es könnte sich also auch um einen depperten Deppen handeln. Theoretisch.

Emperor Hair-o-cheeto
Kaiser Hirohito, der 124. Tennō Japans, regierte während über sechs Jahrzehnten, unter anderem auch als Gegenspieler der USA während dem 2. Weltkrieg. Trump wäre demnach Kaiser Käsehaar und erst am Anfang seiner Karriere.

Gilded Circus Peanut
«Vergoldetes Zirkusnüsschen» wäre ja bereits schon wahnsinnig herzig als Spitzname. Zirkusnüsse gibt es in den USA aber tatsächlich: Schon im 19. Jahrhundert wurden Erdnuss-förmige Marshmallows für 5 Cent angeboten. Farbe: Orange. Aroma: Banane. Billig, trotz Zucker geschmacklos und trotzdem beliebt: Nein, nichts muss hier mehr Sinn machen.

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