Entscheidet Mesut Özils Rücktritt die Wahlen in Bayern?

Benedikt Theiler
Benedikt Theiler

Deutschland,

Nach dem WM-Vorrundenaus der Deutschen bleibt eines – die Debatte um Özil und seiner Integration. Kann die AfD in Bayern daraus Profit schlagen?

Bitteres WM-Aus für Özil: Das Spiel gegen Südkorea war sein letztes für die deutsche Bundeself.
Bitteres WM-Aus für Özil: Das Spiel gegen Südkorea war sein letztes für die deutsche Bundeself. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Foto von Mesut Özil mit Erdogan sorgt in Deutschland für Gesprächsstoff.
  • Nach dem WM-Out der Deutschen bleibt die Frage der Integration der Nationalspieler.
  • Auch politisch birgt diese Diskussion grossen Sprengstoff.

Die WM 2018 in Russland ist seit über einer Woche Geschichte. Im Nachbarland Deutschland sorgt sie aber noch immer für heftige Diskussionen, denn erstmals seit einer WM überhaupt ist man schon in der Vorrunde des Turniers ausgeschieden.

Ein Sündenbock für das frühe WM-Aus ist in Deutschland schnell gefunden: Mesut Özil. Nicht nur die Leistung des Mittelfeldspielers, sondern besonders das Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan im Vorfeld des Turniers wird dem Deutsch-Türken angekreidet. Nun sorgt er mit seinem Austritt aus der Nationalmannschaft für hohe Wellen.

Özil
Sorgte für viel Gesprächsstoff in Deutschland: Mesut Özil posiert mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. - Keystone

Noch vor vier Jahren lobte man Löws Truppe in den höchsten Tönen: mit einer Multikulti-Mannschaft hatte man den Weltmeistertitel in Brasilien geholt. Dieses Jahr nun war alles anders. Schon im Vorfeld der WM war die Stimmung äusserst angeheizt – die Frage der Integration der Spieler immer wieder Thema. Was hat sich in den vier Jahren geändert?

Verdienst der AfD?

Seit der Flüchtlingskrise ab 2015 und spätestens seit dem Erstarken der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) ist Migration und Integration in Deutschland ein Dauerthema. Kein Wunder, geht das auch an der Multikulti-Truppe des Deutschen Fussball-Bund (DFB) nicht spurlos vorbei.

Es ist mitunter der Verdienst der Rechtspopulisten: Sie haben es innerhalb weniger Monaten geschafft, zu polarisieren – auch beim DFB. Die Stimmung beim Verband hat von einer «sowohl als auch» in eine «entweder oder» Mentalität umgeschlagen. Dafür steht auch der seit 2016 amtierende DFB-Chef und CDU-Politiker Reinhard Grindel: «Multikulti ist in Wahrheit Kuddelmudel.» Diese «neue» Mentalität sendet nun fatale Signale an Migranten in Deutschland. Etwa: Wie sehr du dich auch anstrengst, du wirst nie einer von uns.

Auch Verbands-intern wurde das Foto thematisiert: Bundestrainer Jogi Löw (l.) neben Mesut Özil, Verbandspräsident Reinhard Grindel, Ilkay Gündogan und Manager der Bundeself Oliver Bierhoff.
Auch Verbands-intern wurde das Foto thematisiert: Bundestrainer Jogi Löw (l.) neben Mesut Özil, Verbandspräsident Reinhard Grindel, Ilkay Gündogan und Manager der Bundeself Oliver Bierhoff. - Keystone

Wird Özil-Debatte instrumentalisiert?

Dass die Debatte rund einen Monat nach dem WM-Aus noch nachhallt, hat einen weiteren triftigen Grund: Im Freistaat Bayern stehen im Oktober Wahlen an. Erstmals wird da auch die AfD mittun und dürfte der CSU so einige Sitze abnehmen. Beim Wahlkampf versuchte deshalb auch die CSU das Thema Migration und Integration zu besetzten. Da muss auch ein Özil herhalten.

Klar ist: Das Foto von Özil mit Erdogan war sicherlich heikel. Nicht etwa wegen des türkischen Präsidenten per se, sondern weil es im Vorfeld der türkischen Wahlen entstand. Das Foto hat somit einen fahlen Beigeschmack der Wahlpropaganda. Das sich Özil lange nicht dazu äusserte, hat sicherlich nicht zur Entspannung der Diskussionen beigetragen.

Doch auch die Politik hat sich die Diskussion um Özil zu nutze gemacht. Kaum ein Politiker liess es sich nehmen, sich zum Thema zu äussern. Sei es Bundesaussenminister Heiko Maas, Grünen-Chef Cem Özdemir oder sogar der türkische Präsident Erdogan selber. Laut Medien hat Erdogan mit dem Arsenal-Star telefoniert und den Rücktritt aus der DFB begrüsst. Dies zeigt wieder einmal, dass Fussball alles andere als apolitisch ist.

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