Historiker: Siegfried Unseld trat 1942 der NSDAP bei

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Deutschland,

Neue Recherchen legen eine NSDAP-Mitgliedschaft von Siegfried Unseld, dem legendären Suhrkamp-Verleger, nahe.

Siegfried Unseld
Verleger Siegfried Unseld im Jahr 2001 in seinem Haus. (Archivbild) - dpa

Recherchen des Historikers Thomas Gruber legen eine NSDAP-Mitgliedschaft des legendären Suhrkamp-Verlegers Siegfried Unseld (1924–2002) nahe. Über seine Recherche berichtete die Wochenzeitung «Die Zeit» und auch Gruber selbst. Der Suhrkamp-Verlag teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur DPA mit, man werde den Archivfund nicht kommentieren. «Diese Aufgabe überlassen wir den Medien.»

Auch sonstige Reaktionen auf den Fund fielen in den ersten Tagen nach Veröffentlichung zurückhaltend aus. «Ich hatte keine Ahnung von Siegfried Unselds Eintritt in die Partei», zitierte die «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» den Philosophen und renommierten Suhrkamp-Autoren Jürgen Habermas (95).

«Ich glaube auch nicht, dass er mit einem der mir bekannten engeren Autoren darüber je gesprochen hat. Aber spielt der Umstand als solcher wirklich eine Rolle für die Beurteilung der Lebensleistung dieses Mannes?»

Fund im Bundesarchiv

Gruber hatte nach eigenen Angaben im Bundesarchiv einen Beleg entdeckt, dass Unseld im Jahr 1942 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) eingetreten sei. Aus Unselds Karte in der NSDAP-Mitgliederkartei gehe hervor, dass der damals 17-Jährige die Mitgliedschaft in der Partei am 8. Juni 1942 beantragt habe, hiess es im «Zeit»-Bericht.

Zum 1. September 1942 sei er unter der Mitgliedsnummer 9 194 036 beigetreten.

«Ob jemand ausser ihm selbst jemals davon wusste, bleibt eine offene Frage – öffentlich bekannt war es nicht. Im vergangenen Jahr feierte man noch den 100. Geburtstag des 2002 verstorbenen Unseld, der mit seinem Verlag, den er seit 1959 bis zu seinem Tod leitete, das kulturelle Nachkriegsdeutschland geprägt hat wie kaum jemand sonst», schrieb die «Zeit».

Einflussreicher Verleger

Von 1959 bis 2002 war Siegfried Unseld alleiniger Verleger. Der Suhrkamp-Verlag, gegründet von Peter Suhrkamp (1891–1959), hat mit seinen regenbogenfarbigen Bänden und vielen anderen Büchern jahrzehntelang das gesellschaftliche Klima in Deutschland geprägt.

Der Verlag war lange in Frankfurt am Main beheimatet, bevor er nach Berlin zog. Im Suhrkamp-Programm finden sich grosse Autorennamen wie Theodor W. Adorno, Bertolt Brecht, Max Frisch, Hermann Hesse, Christa Wolf, Peter Handke, Jürgen Habermas und Peter Sloterdijk.

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Kommentare

User #3921 (nicht angemeldet)

Woher wollen sie das den wissen

User #1185 (nicht angemeldet)

Damals wie heute geziemte es sich oftmals, sein Fähnlein in den Wind zu halten. Niemand weiss, was sich daraus in naher oder ferner Zukunft für Konsequenzen ergeben. HINTERHER den Richter spielen und verurteilen ist dann wahrlich keine Kunst mehr. Der Suhrkamp-Verlag macht es richtig. Sollen sich die Medien darüber das Maul zerrissen.

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