Marlen Reusser startet an der WM mit viel Zuversicht

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Oberemmental,

Marlen Reusser ist die Senkrechtstarterin der Schweizer Veloszene. Obwohl sie im Frühling schwer stürzte, träumt sie von einem Top-15-Platz an der WM.

Marlen Reusser trainiert auf der Strasse in der Schweiz.
Marlen Reusser trainiert auf der Strasse in der Schweiz. - ZVG / marlenreusser.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Reusser hat viele Talente, fokussiert sich aber auf ihre Arbeit und das Velofahren.
  • Im Frühling stürzte sie an den Schweizer Meisterschaften schwer.
  • Im nächsten Jahr will sie als Profi so richtig durchstarten.

Marlen Reusser überrascht sich immer wieder selber. Und die Schweizer Radszene natürlich auch. Die 27-Jährige, die gestern Freitag Geburtstag hatte, gehört an den World Cycling Championships in Innsbruck (Ö) zu den Schweizer Hoffnungen. Dabei hat die Bernerin aus Hindelbank einen interessanten Werdegang hinter sich.

Reusser hat im Gymnasium mit dem Laufsport begonnen, musste aufgrund orthopädischer Probleme aber zunehmend aufs Schwimmen und das Velo wechseln: «Laufen geht schlicht nicht mehr», sagt sie gegenüber Nau. Eigentlich würde sie nur zu gern irgendwann auf den Triathlon umsatteln, doch diesen Traum musste Reusser begraben.

Das ist schade, denn die 27-Jährigen liebt Herausforderungen. So war sie früher auch politisch aktiv: sie präsidierte die Jungen Grünen des Kantons Bern. Das Velofahren und ihr Umweltbewusstsein haben miteinander zu tun, sagt sie. «Das Velo war schon immer mein bevorzugtes Fortbewegungsmittel», so der bekennende Bewegungsmensch Reusser.

Marlen Reusser fährt an den WM 2017 in Bergen.
Marlen Reusser fährt an den WM 2017 in Bergen. - ZVG / marlenreusser.com

Ihre Profikarriere verlief bisher steil. 2014 machte sie auf sich aufmerksam als sie mit 22 Jahren als jüngste Fahrerin am Alpenbrevet teilnahm und ihre Kategorie mit beeindruckenden 20 Minuten Vorsprung gewann. Eine Rennlizenz hat sie erst seit 2017, holt aber schon regelmässig erste Plätze in Strassenrennen. 2017 wurde sie auf Anhieb Schweizer Meisterin im Zeitfahren, bei den Männern gewann Vollprofi Stefan Küng.

Pech hatte sie dagegen in diesem Jahr. Reusser stürzte an einem Rennen im April und zog sich Brüche an Becken und Rücken zu. Davon erholte sie sich vergleichsweise schnell. «Natürlich hilft mir mein eigenes medizinisches Wissen in einer solchen Situation», so Reusser. Überrascht und vor allem froh über die schnelle Heilung sei sie dennoch.

So qualifizierte sie sich für die Weltmeisterschaft: «Ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Saison noch auf so ein Niveau kommen könnte», sagt die Chirurgin, die in einem 50-Prozent-Pensum in Langnau arbeitet und aktuell zur WM-Vorbereitung unbezahlten Urlaub bezieht.

Marlen Reusser trainiert im Dress von Swiss Cycling.
Marlen Reusser trainiert im Dress von Swiss Cycling. - ZVG / marlenreusser.com

In die WM geht sie zuversichtlich: «Ein bisschen träumen darf man ja», lacht Reusser, die letztes Jahr sowohl an der EM in Herning (DÄN) und an der WM in Bergen (NOR) den 28. Rang belegte. Wenn alles passt, dürfe sich die Swiss-Cycling-Fahrerin vielleicht sogar über einen Platz in den Top 15 freuen.

Wie funktioniert das überhaupt, den Beruf als Ärztin und eine Karriere als Radfahrerin unter einen Hut zu bekommen? «Mein Arbeitgeber bringt extrem viel Verständnis und Goodwill für mich auf», sagt die 27-Jährige. Im Sommer konnte sie ihr Pensum auf der Chirurgie reduzieren, dafür arbeitet sie im Winter mehr.

Marlen Reusser präsentiert ihre Goldmedaille an den Schweizermeisterschaften zusammen mit Stefan Küng.
Marlen Reusser präsentiert ihre Goldmedaille an den Schweizermeisterschaften zusammen mit Stefan Küng. - ZVG / marlenreusser.com

Reusser weiss aber auch: wenn sie als Profi so richtig durchstarten will, muss sie ihr Pensum reduzieren. Das hat sie sich für das kommende Jahr auch so vorgenommen: «Im Idealfall setze ich 2019 voll auf den Sport. Dann arbeite ich höchstens noch 20 Prozent», sagt Reusser.

Weil es kaum weibliche Radprofis in der Schweiz gibt, will Marlen Reusser auch eine Vorreiterin für andere Frauen sein. Auch das braucht seine Zeit. Einen ersten Schritt aus dem Schattendasein der Frauen-Strassenrennen kann die Emmentalerin am Dienstag in Innsbruck machen, wo sie im Einzelzeitfahren starten wird.

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