Gewinneinbruch: Ursachen der Mercedes-Schwäche
Die deutsche Automobilindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, und auch Mercedes-Benz muss sich den neuen Marktbedingungen stellen. Aber wie?

Mercedes-Benz, der Inbegriff deutscher Automobiltradition und Luxus, musste im Geschäftsjahr 2024 einen herben Gewinneinbruch hinnehmen. Trotz solider Finanzergebnisse im Jahr 2023 sank der Konzerngewinn im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent auf 10.4 Milliarden Euro.
Dieser Rückgang wirft die Frage auf, welche Faktoren zu dieser Entwicklung geführt haben. Besonders auffällig ist der starke Rückgang des Gewinns je Aktie von 13.46 Euro im Jahr 2023 auf 10.19 Euro im Jahr 2024.
Zudem hat Mercedes-Benz seine Prognose für das Gesamtjahr 2024 revidiert und erwartet nun, dass Umsatz und EBIT deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen werden. Diese Entwicklung zeigt die Herausforderungen, denen sich das Unternehmen stellen muss.
Mercedes-Benz Mobility
Mercedes-Benz Mobility, die Finanzdienstleistungssparte des Konzerns, spielt eine wichtige Rolle für die Profitabilität. Im Jahr 2024 verzeichnete Mercedes-Benz Mobility ein Gesamtportfolio von 138.1 Milliarden Euro, während das Neugeschäft auf 59.5 Milliarden Euro zurückging.

Das bereinigte EBIT erreichte 1.1 Milliarden Euro und lag damit unter dem Vorjahresniveau von 1.7 Milliarden Euro. Diese Entwicklung ist vor allem auf eine geringere Zinsmarge infolge der Zinsentwicklung und des erhöhten Wettbewerbs im Finanzdienstleistungssektor zurückzuführen, insbesondere in China.
Der Gewinneinbruch bei Mercedes-Benz lässt sich auf ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren zurückführen:
Grund 1: Schwäche des chinesischen Marktes im Luxussegment
China ist der wichtigste Absatzmarkt für Mercedes-Benz, doch das Unternehmen spürt dort die Auswirkungen der Immobilienkrise und einer sich abschwächenden Konjunktur. Die Nachfrage nach Luxusgütern ist in China rückläufig, was sich auch auf den Absatz von Mercedes-Benz auswirkt.
Hinzu kommt die wachsende Konkurrenz durch chinesische Hersteller, die im Premiumsegment Elektroautos zu günstigeren Preisen anbieten. Mercedes-Benz hat in den letzten Jahren verstärkt auf das Luxussegment gesetzt und die Preise für seine Fahrzeuge erhöht, was sich im aktuellen Marktumfeld als problematisch erweist.

Der Absatz von Top-End-Fahrzeugen stieg zwar im Jahr 2023, jedoch ging der Absatz in China im Jahr 2023 um 13 Prozent zurück, wobei der Absatz von Luxusfahrzeugen besonders stark zurückging (minus 12 Prozent). Die Fokussierung auf hochpreisige Modelle birgt in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit Risiken, da die Nachfrage nach Luxusgütern zurückgehen kann.
Grund 2: Schwacher Absatz von Elektrofahrzeugen
Obwohl die Elektromobilität ein zentraler Bestandteil der Strategie von Mercedes-Benz ist, blieben die Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen hinter den Erwartungen zurück. Im Jahr 2024 sank der Absatz von vollelektrischen Fahrzeugen sogar um 23 Prozent.

Gründe hierfür sind unter anderem die hohe Preisgestaltung und die starke Konkurrenz, insbesondere durch Tesla und chinesische Hersteller.
Mercedes-Benz muss seine Elektrofahrzeugstrategie überdenken und möglicherweise Modelle zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten, um im wachsenden Markt für Elektroautos erfolgreich zu sein.
Grund 3: Rückrufe, Lieferkettenprobleme und Dieselgate
Rückrufe von Fahrzeugen, wie beispielsweise in China aufgrund von Problemen mit dem Raddrehzahlsensor, können die Profitabilität und das Image von Mercedes-Benz belasten. Auch Lieferkettenprobleme, speziell in Asien, haben den Absatz beeinträchtigt.
Der Diesel-Emissions-Skandal, auch bekannt als «Dieselgate», hat Mercedes-Benz ebenfalls finanziell und in Bezug auf das Image belastet. Rückrufe und Strafzahlungen haben die Gewinne geschmälert.