Anwalt des Podiums-Diebs im Kapitol gesteht Tat
Das Wichtigste in Kürze
- Durch sein Bild mit dem Rednerpult im Kapitol wurde Adam Johnson bekannt.
- In einem Interview gab Johnsons Anwalt die Schuld seines Mandanten indirekt zu.
- Für dieses Gespräch wird er von anderen Strafverteidigern scharf kritisiert.
Der Sturm auf das Kapitol ist bereits über eine Woche her. Dennoch ist das Ereignis noch in aller Munde. Im Amtsenthebungsverfahren um US-Präsident Donald Trump wird am heutigen Mittwoch abgestimmt. Zusätzlich laufen zahlreiche Verfahren gegen beteiligte Trump-Anhänger.
Vom Sturm auf das Kapitol gibt es unzählige Bilder. Doch eines sticht aus der Masse besonders hervor: Ein Mann mit Trump-Mütze geht mit einem Rednerpult in der Hand durch einen Saal. Bei dem Rednerpult soll es sich um jenes von Demokratin und Vorsitzende des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi handeln. Adam Johnson grinst dabei vergnügt in die Kamera und winkt dem Fotografen zu.
Drei Anklagen gegen grinsenden Podiums-Dieb
Am vergangenen Freitag wurde Johnson im Pinellas County, im US-Bundesstaat Florida, verhaftet. Der Trump-Supporter wurde daraufhin am Montag auf Kaution freigelassen. Wie mehrere US-Medien übereinstimmend berichten, soll die Entlassung 25'000 US-Dollar gekostet haben. Auf Bildern ist zu erkennen, dass der Angeklagte eine Fussfessel trägt.
Gegen den 36-Jährigen aus Florida läuft ein Prozess, wobei er sich drei Anklagepunkten stellen muss: unbefugtes Betreten, Diebstahl auf bundesstaatlichem Grund und ungebührliches Verhalten auf offiziellem Boden.
Vor dem Gerichtsgebäude in Tampa, Florida, wurden Johnson und seine Anwälte Dan Eckhart und David Bigney bereits von Journalisten erwartet. Ein Reporter fragte am Montag nach dem aktuellen Stand im Prozess. Daraufhin sagte Eckhart etwas, was weltweit für Aufruhr sorgte.
«Es gibt ein Foto unseres Klienten in einem Gebäude, zu dem er nicht befugt ist. Mit einem Podium oder einem Rednerpult. Das ist, was wir aktuell haben.»
Ein Journalist hackte nach. Er wollte wissen, ob diese Beweislage nicht besonders unglücklich für die Strafverteidiger sei. Erneut antwortete Eckhart mit einer kontroversen Aussage.
«Ja, ich weiss nicht, wie ich es anders erklären kann. Das wird ein Problem, ich bin kein Magier und Herr Bigney auch nicht. Es gibt ein Bild unseres Klienten, worauf er sich im Regierungsgebäude oder im Kapitol zu befinden scheint. Und das mit Staatseigentum in der Hand.»
Kritik an Anwalt
Die Aussagen während des Interviews stossen bei anderen Strafverteidigern auf grosses Unverständnis. Der bekannte Youtube-Anwalt «Legal Eagle» reagierte mit einem Video auf die Aussagen Eckharts.
«Wieso gibst du es zu? Du musst die Beweiskraft nicht zugeben. Wieso sprichst du überhaupt mit der Presse, sag doch einfach ‹Keinen Kommentar›!»
US-Anwalt Drew Page ärgert sich ebenfalls über Dan Eckhart. Man soll unter keinen Umständen einen solchen Anwalt engagieren. «Dieser Anwalt will sich selbst einen Namen machen, anstatt sich um seinen Mandaten zu kümmern. Er hat die Aufgabe seinen Klienten zu verteidigen, nicht ihn auszuliefern.»
Morddrohungen an Johnsons Familie
Anwalt David Bigney sieht dem Prozess nicht so pessimistisch entgegen, wie es sein Kollege Eckhart offenbar tut. In einem weiteren Teil des Interviews ist zu hören, wie er sich für seinen Mandanten einsetzt.
«Wir haben es hier mit viel Aufmerksamkeit zu tun, nur wegen eines Fotos, das in einem Augenblick aufgenommen wurde. Eine Menge Urteile basierend auf diesem Foto, das zu Morddrohungen gegen Adam und seine Familie geführt hat.»
Adam Johnson möchte laut Bigney Privatsphäre haben und Zeit mit seiner Familie verbringen. In seiner Heimat Parrish, im Bundesstaat Florida, warten fünf Kinder und eine Ehefrau auf Johnson. Der 36-Jährige ist zurzeit arbeitslos und kümmert sich Zuhause um seine Kinder, die alle unter 13 Jahren seien. Das berichten zahlreiche US-Medien übereinstimmend.
Ob das Schuldeingeständnis von Dan Eckhart einen negativen Einfluss auf den Prozess hat, wird sich wohl noch zeigen.