Nachdem der Ex-Präsident Brasiliens Lula nicht zur Wahl antreten darf, wurde der Kandidat Bolsonaro bei einem Attentat schwer verletzt.
Unterstützer von Brasiliens führendem Präsidentschaftskandidaten Bolsonaro, der Opfer einer Messerattacke wurde, blasen eine überlebensgrosse Figur von ihm auf.
Unterstützer von Brasiliens führendem Präsidentschaftskandidaten Bolsonaro, der Opfer einer Messerattacke wurde, blasen eine überlebensgrosse Figur von ihm auf. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Brasiliens Ex-Präsident Lula ist von der nächsten Präsidentenwahl ausgeschlossen.
  • Zudem wurde der rechtsextreme Kandidat Bolsonaro bei einer Messerattacke schwer verletzt.
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Der Wahlkampf in Brasilien nimmt an Dramatik zu. Erst wird Ex-Präsident Lula von der Wahl ausgeschlossen, jetzt der rechtsextreme Kandidat Bolsonaro bei einem Attentat schwer verletzt. Was heisst das für die Präsidentenwahl?

Der rechtsextreme brasilianische Präsidentschaftskandidat Jair Bolsonaro ist bei einem Messerangriff lebensgefährlich verletzt worden. Der 63-Jährige soll nach Angaben seiner behandelnden Ärzte nach einer erfolgreichen Operation heute Freitag in ein Krankenhaus in São Paulo (BRA) verlegt werden.

Dort werde er bis zu zehn Tage bleiben müssen, erst gegen Monatsende könne er wieder aktiv werden. Die erste Wahlrunde ist für den 7. Oktober angesetzt, Bolsonaro wird seine Kampagne weitgehend vom Hospital ausführen müssen.

Auf offener Strasse angegriffen

Der Politiker war während einer Wahlkampfveranstaltung in Südbrasilien auf offener Strasse angegriffen worden. «Die inneren Verletzungen waren lebensgefährlich», sagte einer der fünf Chirurgen nach dem zweistündigen Eingriff. Bolsonaro sei am Darm und einer Arterie verletzt worden, er habe 2,5 Liter Blut verloren.

Sein Zustand nach der Operation wurde jedoch von den Ärzten als «äusserst stabil» bezeichnet. «Gott hat es so gewollt», erklärte Bolsonaro sein Überleben vom Krankenbett aus, in einer vom Nachrichtenportal G1 veröffentlichten Videoaufzeichnung.

Angriff aus «religiösen Gründen»

Der festgenommene mutmassliche Angreifer habe aus «religiösen Gründen mit politischem Hintergrund» gehandelt, sagte sein Anwalt dem G1-Portal. Es sei dem 40 Jahre alten Mann nur darum gegangen, Bolsonaro zu verletzen.

Der Verdächtige habe gesagt, «auf Befehl Gottes» gehandelt zu haben, sagte ein Kommandant der Militärpolizei dem Sender TV Globo. Er gehörte bis 2014 der kleinen linken Partei PSOL an und äusserte sich in sozialen Medien kritisch über Bolsonaro.

Politiker aller Lager reagierten mit Entsetzen auf den Angriff. Präsident Michel Temer nannte diesen «nicht hinnehmbar». Fernando Haddad, Nachfolger des von der Wahl ausgeschlossenen Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, schrieb auf Twitter: «Ich verurteile jede Gewalttat und wünsche Jair Bolsonaro gute Besserung.»

Die 2016 per Amtsenthebungsverfahren abgesetzte Präsidentin Dilma Rousseff von Lulas Arbeiterpartei PT twitterte: «Ich bedauere sehr die Gewalt und das Geschehene. Der Hass darf nicht gesät werden.» Die Wahlkampagne des konservativen Kandidaten Geraldo Alcknim beschloss heute Freitag, vorerst alle gegen Bolsonaro gerichtete Kritik einzustellen.

Kaum Chancen in Stichwahl

Die meisten für Freitag vorgesehenen Wahlveranstaltungen wurden abgesagt. Der Anschlag steigert die Ungewissheit, wie die Wahl ausgesehen wird. Nachdem die Kandidatur des wegen Korruption verurteilten Ex-Präsidenten Lula vor einer Woche von der Wahljustiz verboten wurde, lag Bolsonaro bei Umfragen weit vor allen anderen Bewerbern. Allerdings werden ihm im Falle einer Stichwahl keine Chancen eingeräumt.

Seine Hetzkampagne gegen Homosexuelle, Schwarze und Frauen stösst auf Ablehnung in breiten Bevölkerungsschichten. Immer wieder schockiert er mit Entgleisungen. Einer Politikerin bescheinigte er einmal, sie habe es nicht verdient, vergewaltigt zu werden, «weil sie sehr hässlich ist». Die Anhänger von Lulas linker Arbeiterpartei sollten erschossen werden, sagte er ein anderes Mal.

Der «Trump Brasiliens» präsentiert sich als Anti-System-Kandidat. Im Falle eines Wahlsiegs will er Ministerposten mit Militärs besetzen und angesichts der eskalierenden Kriminalität die Bevölkerung bewaffnen.

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