Babypuder-Skandal: Johnson & Johnson-Chef muss vor Gericht
Der Vorstandschef von Johnson & Johnson muss sich vor Gericht verantworten. Grund dafür ist ein Skandal um mutmasslich asbestverseuchtes Babypuder.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Vorstandschef von Johnson & Johnson muss sich vor Gericht verantworten.
- Grund dafür ist ein Skandal um ein angeblich asbestverseuchtes Babypuder.
- J&J soll laut einem Dokument schon Jahrzehnte lang von der Belastung gewusst haben.
Der Vorstandschef des amerikanischen Pharma- und Konsumgüterkonzerns Johnson & Johnson musste erstmals vor Gericht aussagen. Die Verhandlung thematisierte den Skandal um das mit Asbest verseuchte Babypuder von J&J.
Konzernchef Alex Gorsky erklärte vor den Geschworenen am Montag, dass er im November 2018 J&J-Aktien verkaufte. Dies war nur zwei Tage nachdem Reuters das Unternehmen mit Dokumenten konfrontiert hatte. Diese zeigten, dass J&J offenbar schon seit Jahrzehnten von der Existenz des gesundheitsschädlichen Stoffes in seinen Pudern gewusst hat.
Bericht als Verschwörungstheorie zurückgewiesen
Nach der Veröffentlichung des Reuters-Berichts waren die Papiere von J&J auf Talfahrt gegangen. Der Konzern büsste mehr als 40 Milliarden Dollar an Börsenwert ein. Gorsky sagte, dass er von der Reuters-Anfrage zum Zeitpunkt seines Aktienverkaufs nicht gewusst habe.
J&J hatte den Reuters-Bericht seinerzeit als «absurde Verschwörungstheorie» zurückgewiesen. Gorsky erklärte, dass er alle nötigen Genehmigungsverfahren seines Aktienverkaufs, mit dem er rund 22 Millionen Dollar einnahm, befolgt habe.
Ein Firmensprecher sagte, Gorsky habe die Rechtsabteilung des Konzerns über den geplanten Anteilsverkauf am 12. November benachrichtigt, zwei Tage vor der Reuters-Anfrage. Von den Anteilen habe sich Gorsky wegen eines geplanten Hauskaufes getrennt.
Mehr als 16'000 Verfahren stehen an
J&J sieht sich mit mehr als 16'000 Gerichtsverfahren konfrontiert. Darin wird dem Konzern vorgeworfen, von Asbest in seinen Produkten gewusst und Kunden nicht gewarnt zu haben. Es gibt zudem auch strafrechtliche Untersuchungen gegen das Unternehmen. Gorsky hatte Verbrauchern und Investoren immer wieder versichert, dass das Babypuder sicher und asbestfrei sei.
2018 bürgte er persönlich für die Sicherheit der Produkte. Damals war J&J zu einer Strafe von über 4,7 Milliarden Dollar verurteilt worden. Zuvor hatten 22 Frauen den Konzern wegen Eierstockkrebs, angeblich ausgelöst durch J&J-Puder, verklagt.