Der künftige US-Präsident Biden tritt sein Amt zu einer Zeit an, in der die Corona-Pandemie in den USA wilder tobt denn je. Die Impfung der Bevölkerung kommt nur schleppend voran. Biden präsentiert nun Pläne, wie er das ändern will.
«Wir sind weiter in einem sehr dunklen Winter. Wir sind im Krieg mit diesem Virus», sagt Biden. Foto: Matt Slocum/AP/dpa
«Wir sind weiter in einem sehr dunklen Winter. Wir sind im Krieg mit diesem Virus», sagt Biden. Foto: Matt Slocum/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Angesichts einer dramatischen Ausbreitung des Coronavirus in den Vereinigten Staaten will der künftige US-Präsident Joe Biden das Tempo der Corona-Impfungen im Land deutlich erhöhen.
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Biden kündigte am Freitag (Ortszeit) in Wilmington im Bundesstaat Delaware ein Bündel an Aktionen an, mit dem er bestehende Probleme und Verzögerungen bei der Impfkampagne in den USA überwinden will.

Unter anderem soll die US-Katastrophenschutzbehörde Fema beim Aufbau von Impfzentren helfen. Mobile Impfstationen sollen in entlegene Gebiete geschickt werden. Biden will auch die Apotheken im Land einspannen, um ebenfalls Impfungen zu verabreichen. Ausserdem will der Demokrat erreichen, dass schon jetzt weitere Bevölkerungsgruppen geimpft werden und die geltende Priorisierung gelockert wird.

Weltweit hat die Zahl der Menschen, die nach einer Corona-Infektion gestorben sind, gerade erst die Zwei-Millionen-Grenze überschritten. Mehr als 93 Millionen Infektionen wurden rund um den Globus bislang gemeldet. In absoluten Zahlen sind die USA das Land, das am schwersten von der Pandemie getroffen ist. In den Vereinigten Staaten mit seinen rund 330 Millionen Einwohnern wurden bislang mehr als 23 Millionen Infektionen mit dem Virus registriert. Mehr als 392.000 Menschen sind im Zusammenhang mit dem Virus bereits gestorben. Die Zahl der innerhalb eines Tages gemeldeten Todesfälle brach zuletzt immer neue Rekorde - am vergangenen Dienstag waren es mehr als 4400.

Biden nannte die Zahlen niederschmetternd. «Wir sind im Krieg mit diesem Virus», sagte er. Der Demokrat hat unter anderem als Ziel ausgerufen, dass bis zum Ende seiner ersten 100 Tage im Amt mindestens 100 Millionen Impfdosen verabreicht sein sollen. Am kommenden Mittwoch wird er als Präsident vereidigt.

Bislang kommen die Impfungen in den USA nur schleppend voran. Nach Angaben der US-Regierung von Freitag wurden bisher gut 30 Millionen Impfdosen im Land verteilt. Nach einer Aufstellung der «New York Times» wurden aber nur gut zwölf Millionen Impfdosen verabreicht.

Am Freitag beschwerten sich mehrere Gouverneure aus Bundesstaaten über die Verteilung der Impfstoffe. Die Gouverneurin von Oregon, Kate Brown, und der Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, etwa prangerten an, die Bundesregierung habe sie über angebliche Impfstoff-Vorräte getäuscht, die es gar nicht gebe. Walz nannte dies «unglaublich». Der Bürgermeister von New York, Bill de Blasio, schrieb auf Twitter, New York gingen in der kommenden Woche die Impfstoffe aus, während es in anderen Teilen des Landes ungebrauchte Impfdosen gebe.

Auch Biden sagte: «Es gibt zig Millionen Impfstoff-Dosen, die unbenutzt in Gefrierschränken lagern, während Menschen, die den Impfstoff wollen und brauchen, ihn nicht bekommen können.» Das müsse sich dringend ändern. Bidens künftige Regierung will alle Bundesstaaten ermuntern, Impfungen schneller für grössere Bevölkerungsgruppen anzubieten. In den USA wurde ähnlich wie in Deutschland eine Prioritätenliste erarbeitet, damit besonders gefährdete Gruppen zuerst geimpft werden. Biden beklagte jedoch, die Umsetzung sei zu streng und unübersichtlich. Er plädierte dafür, nicht nur Mitarbeitern aus dem Gesundheitswesen sowie Bewohnern und Angestellten in Pflegeheimen Vorrang zu geben, sondern Impfungen schon jetzt in grosser Zahl auch für andere risikobehaftete Berufsgruppen und Bürger ab 65 Jahren anzubieten.

Er kündigte ausserdem an, seine Regierung werde eine grosse Aufklärungskampagne starten, um in der Bevölkerung Vertrauen in die Impfstoffe zu entwickeln. Bislang ist hier grosse Skepsis verbreitet.

Biden betonte, für seine Vorhaben müsse der Kongress Geld freigeben. Er hatte am Donnerstag seine Pläne für ein weiteres billionenschweres Corona-Hilfspaket vorgestellt, in dem auch Milliardensummen zur unmittelbaren Bekämpfung der Pandemie vorgesehen sind - unter anderem für ein Impfprogramm und eine deutliche Ausweitung der Corona-Testkapazitäten. Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte am Freitag Unterstützung für die Impfpläne zu: Die Kammer stehe bereit, mit der neuen Regierung zusammenzuarbeiten, um das Vorhaben sofort umzusetzen.

Biden mahnte zu grosser Eile und stimmte die Bevölkerung zugleich auf eine weitere Verschärfung der Lage ein. «Die Dinge werden schlimmer werden, bevor sie sich bessern.» Sorge bereitet auch die jüngste Warnung der US-Gesundheitsbehörde CDC, wonach die zuerst in Grossbritannien entdeckte und wohl deutlich ansteckendere Corona-Mutation in den Vereinigten Staaten schon bald weiter verbreitet sein könnte als die ursprüngliche Variante.

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