Britisch-Kolumbien (CAN): Erneut hunderte anonyme Gräber entdeckt
Auf einem Internatsgelände in Britisch-Kolumbien sind hunderte nicht gekennzeichnete Gräber entdeckt worden. Es heisst, dies sei der bisher grösste solche Fund.
Das Wichtigste in Kürze
- Erneut sind in Kanada hunderte anonyme Gräber entdeckt worden.
- Zum Fund kam es auf einem Internatsgelände für Kinder von Ureinwohnern.
- Bereits Ende Mai waren in Kanada die Überreste von über 200 Kindern aufgetaucht.
In Kanada sind auf einem Gelände nahe eines früheren katholischen Internats für Ureinwohner-Kinder erneut hunderte anonyme Gräber entdeckt worden.
So viele nicht gekennzeichnete Gräber seien bislang noch nie gefunden worden. Dies erklärten die indigene Gemeinschaft Cowessess und die Föderation souveräner indigener Nationen (FSIN) am Mittwoch. Sie kündigten für Donnerstag weitere Details zu den Ausgrabungen in der Provinz Saskatchewan an.
Britisch-Kolumbien: Fund sorgte für Erschütterung
Ende Mai waren bereits die sterblichen Überreste von 215 indigenen Kindern entdeckt worden. Der Fund ereignete sich auf dem Gelände des früheren katholischen Internats nahe der Kleinstadt Kamloops in der Provinz Britisch-Kolumbien. Er sorgte landesweit für Erschütterung, UN-Menschenrechtsexperten forderten eine umfassende Aufklärung der Hintergründe. Forderungen an den Vatikan, sich zu entschuldigen und alle Dokumente zu den Vorgängen herauszugeben, blieben zunächst unbeantwortet.
In Kanada waren ab 1874 rund 150'000 Kinder von Ureinwohnern und gemischten Paaren von Familien und Kultur getrennt worden. Sie waren in kirchliche Heime gesteckt worden, um sie so zur Anpassung an die weisse Mehrheitsgesellschaft zu zwingen. Viele von ihnen wurden in den Heimen misshandelt oder sexuell missbraucht. Nach bisherigen Angaben starben mindestens 3200 dieser Kinder, die meisten an Tuberkulose.
Ausgrabungen in ganz Kanada
Nach der Entdeckung der Kinderleichen in Kamloops wurden in ganz Kanada mit Unterstützung der Behörden Ausgrabungen vorgenommen. Dies jeweils in der Nähe ehemaliger Schulen für Kinder von Ureinwohnern, darunter auch in dem Dorf Marieval. Dort gab es von 1899 bis 1997 ein katholisches Internat für indigene Kinder. Es wurde zwei Jahre später abgerissen und durch eine normale Tagesschule ersetzt.
Viele indigene Gemeinschaften machen die Heime heute für soziale Probleme wie Alkoholismus, häusliche Gewalt und erhöhte Selbstmordraten verantwortlich. Ottawa entschuldigte sich im Jahr 2008 offiziell bei den Überlebenden der Internate. Sie seien Opfer eines «kulturellen Genozids», stellte eine Untersuchungskommission im Jahr 2015 fest.