Coronavirus: Das ist das Problem von Trumps Wundermedi
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump wurde mit einem experimentellen Antikörper-Wirkstoff behandelt.
- «REGN-COV2» ist vielversprechend: Roche hat die Beteiligung an der Produktion zugesagt.
- Trotzdem dürfte der Wirkstoff zu teuer sein, um die Pandemie zu beenden.
Donald Trump ist mit viel Pauken und Trompeten zurück ins Weisse Haus gezogen. Nachdem er sich mit dem Coronavirus infiziert hatte, befindet sich der US-Präsident mittlerweile auf dem Weg zur Besserung.
Für eine schnelle Genesung zogen die Ärzte alle Register: Unter den eingesetzten Medikamenten befand sich auch der experimentelle Wirkstoff REGN-COV2 von Regeneron. Dieser zeigt sich bisher äusserst vielversprechend – so vielversprechend, dass der Schweizer Pharmariese Roche mit in die Produktion einsteigen will.
So funktioniert die Antikörper-Therapie
Mittlerweile dürfte so ziemlich jeder schon einmal von Antikörpern gehört haben: Sie werden vom Körper in Reaktion auf eine Infektion produziert und helfen, den spezifischen Krankheitserreger zu bekämpfen. Doch ehe die körpereigene Produktion anläuft, vergeht Zeit, in der sich ein schwerer Krankheitsverlauf entwickeln kann.
Doch Antikörper können bereits vorher bereitgestellt werden. Einerseits mittels einer Impfung, die die Produktion der Antikörper anregt, andererseits, indem die Antikörper direkt in den Körper injiziert werden. Verschiedene Medikamente, die letzteres Verfahren verwenden, befinden sich derzeit in den letzten Phasen der klinischen Studien. Das noch namenlose Medikament von Regeneron gehört zu den vielversprechendsten.
Roche will Regeneron-Medikament produzieren
Donald Trump dürfte einer der ersten Patienten gewesen sein, der ausserhalb einer klinischen Studie mit dem Präparat behandelt wurde. Das wird auch noch eine Weile so bleiben: Kürzlich veröffentlichte Regeneron die Ergebnisse der Phase zwei der Studie. Erst, wenn Phase drei erfolgreich abgeschlossen ist, erfolgen Marktzulassung und Massenproduktion.
Hierfür ist Regeneron bereits eine Partnerschaft mit Roche eingegangen: Der Pharmariese mit Sitz in Basel wird den Vertrieb ausserhalb der USA übernehmen. Ausserdem soll dank Roche die Produktionskapazität mehr als verdreifacht werden, erklärt Roche-Mediensprecher Karsten Kleine: «Roche plant die erste kommerzielle Produktion von REGN-COV2 auf einer der grössten Einrichtungen der Welt für die Produktion von Antikörpern.»
Antikörper-Therapie wohl nicht die Lösung der weltweiten Pandemie
Zweifelsohne dürfte die Therapie mit Antikörpern ein vielversprechender Ansatz sein – diskutiert wird sie seit langem. Doch die Behandlung hat ein entscheidendes Problem: Sie ist unglaublich teuer.
Regeneron hat für die Produktion spezielle genmanipulierte Labormäuse gezüchtet: Ihnen wurde ein menschliches Immunsystem genetisch eingepflanzt, damit sie die benötigten Antikörper produzieren. Auf rein chemischem Weg lassen sich Antikörper nicht herstellen – das macht die Produktion aufwändig.
Wie viel Roche und Regeneron vom Medikament produzieren werden, ist derzeit noch unklar. Auch zum Preis will sich Roche noch nicht äussern: «Es ist zu früh einen Kommentar über einen möglichen Preis abzugeben», so Kleine.
Wie teuer war Donald Trumps Riesendosis?
Entsprechend der aufwändigen Produktion dürfte der Preis jedoch hoch ausfallen: Das billigste von Regeneron entwickelte Antikörper-Präparat kostet 225 Franken pro Dosis – das teuerste 1060 Franken. Für eine Behandlung der zahllosen Patienten mit Coronavirus in ärmeren Ländern kommt das Regeneron-Medi daher wohl kaum infrage.
Was die Produktion der Dosis von Donald Trump gekostet hat, werden wir wohl nicht erfahren: Die verhältnismässig kleinen Mengen, die für die klinischen Studien gebraucht werden, sind in der Produktion noch einmal teurer. Hinzukommt, dass der US-Präsident statt der empfohlenen 2,4 Gramm ganze 8 Gramm erhielt. Das sei wohl aus Vorsicht geschehen, mutmasst George Yancopoulos, leitender Wissenschaftler bei Regeneron, gegenüber «Science».
«Wenn ich nur einen Patienten behandeln müsste, würde ich die hohe Dosis geben», so Yancopoulos. «Von einem gesellschaftlichen Standpunkt, mit dem Bedürfnis, möglichst viele Menschen zu behandeln, würde ich eine kleinere Dosis geben.»