Diskussion um US-Polizeigewalt geht nach Beisetzung Floyds weiter
Das Wichtigste in Kürze
- Am Dienstag wurde der von Polizisten getöteten Afroamerikaner George Floyd beigesetzt.
- Die Diskussionen über Polizeigewalt und Rassismus-Proteste in den USA gehen weiter.
- Am Mittwoch war Floyds Bruder Philonise vor den Justizausschuss geladen.
Nach der Trauerfeier für den getöteten Afroamerikaner George Floyd (†46) gehen die Diskussionen über Polizeigewalt und Rassismus-Proteste in den USA weiter. Ein Bruder des Getöteten, Philonise Floyd, war am Mittwoch vor den Justizausschuss des Repräsentantenhauses geladen.
Auch der Anwalt der Familie, Benjamin Crumb, wollte bei der ersten Anhörung zu Polizeigewalt seit Floyds Tod das Wort ergreifen. Weiterhin gab es landesweit Proteste – allerdings in geringerem Umfang.
Hunderte hatten am Dienstag in einer Kirche in Houston (Texas) mit einer Trauerfeier Abschied genommen. «Wenn wir dich heute zur Ruhe legen, wird die Bewegung nicht ruhen, bis wir Gerechtigkeit bekommen.
Bis wir einen Standard an Gerechtigkeit haben», sagte der prominente Bürgerrechtler Al Sharpton. «Wir werden weiter kämpfen.» Er forderte, die Täter zur Verantwortung zu ziehen.
Joe Biden ruft zu Überwindung von Rassismus auf
Der designierte demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden rief mit einer Videobotschaft zur Überwindung von Rassismus auf. «Wir können die Wunden dieser Nation heilen», sagte der ehemalige Vizepräsident in dem Video, das in der Kirche übertragen wurde.
Zu viele Schwarze in den USA «wachen auf. Und wissen, dass sie ihr Leben verlieren können, indem sie einfach ihr Leben leben». «Wenn George Floyd Gerechtigkeit erfährt, werden wir wirklich auf unserem Weg zur Rassengerechtigkeit in Amerika sein.»
Biden war am Tag vor der Beisetzung nach Houston gereist, um Familienangehörige von Floyd zu treffen. Darunter war auch dessen sechs Jahre alte Tochter Gianna. Für seine Videobotschaft bekam er von der Trauergemeinde viel Applaus. Afroamerikanische Wähler gelten für die Wahl im November als Bidens grösster Rückhalt.
Floyds Tod bei dem Polizeieinsatz vor mehr als zwei Wochen am 25. Mai hat Massenproteste gegen systematischen Rassismus und Polizeigewalt im ganzen Land und auch weltweit ausgelöst. Die Proteste dauern an.
Ein weisser Polizeibeamter hatte sein Knie fast neun Minuten lang in den Nacken des am Boden liegenden Mannes gedrückt. Trotz dessen wiederholter Bitten, ihn atmen zu lassen. Der Polizist und drei an dem Einsatz beteiligte Kollegen wurden entlassen, festgenommen und angeklagt. Floyd war wegen des Verdachts, mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben, festgenommen worden.
Floyds Tod löste Debatte über Polizeireformen aus
Nach der Trauerfeier wurde Floyd am Dienstagabend (Ortszeit) in Pearland unter Ausschluss der Öffentlichkeit neben dem Grab seiner Mutter beigesetzt. Der Sarg wurde auf der letzten Meile in die Nachbarstadt in einer weissen Pferdekutsche transportiert. Das Eintreffen des Trauerzugs am Friedhof verfolgten zahlreiche Menschen am Strassenrand.
Der Tod Floyds hat nicht nur Grossdemonstrationen ausgelöst, sondern auch eine Debatte über Polizeireformen in den USA. Der Polizei sollen finanzielle Mittel entzogen werden, um sie in soziale und andere Projekte zu stecken. Diese Forderung findet unter den Demonstranten viel Zuspruch. US-Präsident Donald Trump ist strikter Gegner dieser Idee und preist die Polizei bei jeder Gelegenheit.
Auch führende Demokraten wollen die Finanzierung nicht einschränken. «Die bessere Antwort besteht darin, den Polizeibehörden die Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die sie für die Umsetzung sinnvoller Reformen benötigen.» und weitere Finanzierung von der Umsetzung der Reformen abhängig zu machen. Dies schrieb Biden in einem Meinungsartikel für die Zeitung «USA Today».
Zu den Forderungen gehören unter anderem das Verbot von Würgegriffen und die konsequente Verfolgung von Verbrechen durch Polizisten. Zudem soll das Training der Beamten in Bezug auf ethnische und religiöse Vorurteile verbessert werden.