Donald Trump: Darum scharen sich Milliardäre jetzt um ihn
Ob bei der Amtseinführung oder schon vorher: Immer mehr Milliardäre suchen die Nähe von Donald Trump. US-Experten erklären die Kehrtwende.
Das Wichtigste in Kürze
- Trump bringt seit dem Wahlsieg immer mehr Milliardäre auf seine Seite.
- An der Amtseinführung reihten sich Tech-Milliardäre wie Zuckerberg & Bezos nebeneinander.
- Eine US-Expertin sieht dies als «problematisch für die amerikanische Demokratie».
Elon Musk, Mark Zuckerberg, Jeff Bezos oder Google-CEO Sundar Pichai – alle waren da am Montag. Keiner dieser Tech-Milliardäre wollte die Amtseinführung von Donald Trump verpassen.
Dabei nahmen die vier Herren gleich nebeneinander in derselben Reihe Platz. Auch OpenAI-Chef Sam Altman oder Apple-Chef Tim Cook waren anwesend.
Es ist ein Abbild, was sich seit Trumps Wahlsieg abgezeichnet hat: Immer mehr Milliardäre nähern sich dem neuen US-Präsidenten an.
Klar: Musk unterstützte Donald Trump schon während des Wahlkampfes. Aber bei anderen Tech-Milliardären scheint die Schmeichelei erst danach begonnen zu haben.
«Ich bin dieses Mal wirklich sehr optimistisch», sagte etwa Bezos Anfang Dezember.
Das überrascht gerade, weil Trump während seiner ersten Amtszeit regelmässig Bezos' Unternehmen Amazon und «Washington Post» attackiert hatte.
Auch Bill Gates von Donald Trump «beeindruckt»
Und auch bei Zuckerberg gab es eine Kehrtwende: Erst Anfang Jahr kündigte er an, bei Facebook die Faktenchecker abzuschaffen. Diese waren dem neuen Präsidenten immer ein Dorn im Auge.
Sogar Microsoft-Gründer Bill Gates äussert sich mittlerweile positiv über den 78-jährigen Trump. Ein gemeinsames Abendessen sei «ziemlich faszinierend» gewesen, schwärmte Gates im «Wall Street Journal».
«Ich war ehrlich gesagt beeindruckt, wie sehr er sich für von mir angesprochene Themen interessierte.» Dabei soll es auch um für Gates wichtige Gesundheitsthemen gegangen sein.
Doch weshalb buhlen Milliardäre so unverblümt um Trumps Gunst? Nau.ch hat bei US-Experten nachgefragt.
Expertin: Angst, Opportunismus und gewitterte Investmentchance
«Es ist eine Mischung aus Angst, Opportunismus und gewitterter Investmentchance.» Das sagt Politologin und USA-Expertin Sarah Wagner von der Atlantischen Akademie Rheinland Pfalz.
Denn: Viele Milliardäre würden negative Konsequenzen für ihre Unternehmen befürchten, wenn sie Donald Trump kritisieren oder eine andere politische Linie verfolgen.
Dieses Mal habe Trump die «popular vote» (prozentualer Stimmenanteil bei einer Wahl) gewonnen. Deswegen wehe ein anderer Wind in den USA. «Und daran passen sich diese Milliardäre und Unternehmen an», erläutert Wagner.
Dabei verspreche man sich: «Eine stärkere Deregulierung vieler Branchen, weniger Vorgaben durch die Regierung und weniger Kritik an Themen wie Künstliche Intelligenz oder Kryptowährung.» Natürlich gehe es auch darum, sich Einfluss zu sichern.
Wagner warnt: Das könne «sehr problematisch für die amerikanische Demokratie und für die internationalen Beziehungen» werden.
«Da diese Männer enorme Interessenkonflikte haben und ihre Prioritäten nicht immer mit den Sicherheits- und wirtschaftlichen Interessen der USA übereinstimmen. Geschweige denn mit dem Gemeinwohl.»
Es komme zu einer Verzerrung: «Da diese Milliardäre nicht gewählt werden von der Bevölkerung. Und dennoch einen enorm hohen Einfluss auf die amerikanische Politik besitzen», so Wagner.
Machtkampf zwischen Vance-Fraktion und Tech-Milliardären möglich
Politologe Reinhard Heinisch von der Uni Salzburg hält folgendes Szenario für möglich, wenn es um die Tech-Milliardäre geht: «Eine Vereinnahmung des Staates durch private oder politische Interessen hinter Trump als alternde Symbolfigur.»
Dabei würde Donald Trump altersbedingt allmählich in den Hintergrund abdriften. Es würden dann Machtkämpfe ausbrechen: Mit der Fraktion um JD Vance, dem Staatskatholizismus und dem katholisch-gesinnten Sozialstaat auf der einen Seite.
Und auf der anderen Seite «Musk und die Silicon-Valley-Tech-Boys mit ihrer Vision einer neuen Gesellschaft». Sowie Libertäre und Milliardäre, die ihre Agenda verfolgen würden.
Bei Letzteren würde sich sehr stark libertäre Gedanken finden. «Die danach trachten, radikal visionäre Vorstellungen einer technisierten und digitalisierten Zukunft umzusetzen. Und dabei die Gegenkräfte, vor allem einen regulierenden Staat (zum Beispiel EU) oder Solidargemeinschaften (etwa Konsumentenschutzorganisationen) zu schwächen», sagt Heinisch.