Donald Trump: Wird die US-Wahl nach Bibel-Aktion zur Glaubensfrage?
Inmitten der landesweiten Proteste gegen Polizeigewalt lässt sich Donald Trump den Weg zur Kirche freiräumen und posiert mit der Bibel. Dafür erntet er Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit dem gewaltsamen Tod von George Floyd (†46) gibt es in den USA landesweite Proteste.
- Währenddessen lässt sich Donald Trump den Weg zu einer Kirche gewaltsam freiräumen.
- Für diese Aktion erntet der US-Präsident viel Kritik aus kirchlichen Kreisen.
Eigentlich möchte Donald Trump in fünf Monaten als US-Präsident wiedergewählt werden. Doch die USA versinken derzeit im Chaos: Seine Regierung kämpft nicht nur mit der Corona-Krise, sondern auch mit landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus an Afroamerikanern.
Das Ganze wurde durch den auf Video festgehaltenen gewaltsamen Tod von George Floyd (†46) in Minneapolis ausgelöst. Seither flammen täglich Proteste auf. Diese werden von einigen Menschen für Plünderungen und Vandalismus missbraucht.
Anstatt das Land zu beruhigen und zu einen, setzt Donald Trump auf Eskalation. Und er droht, die Unruhen notfalls mit dem Militär niederzuschlagen. Der Präsident wirkt nervös, und die Verunsicherung in der Bevölkerung ist gross.
Dementsprechend passend war die Aktion von Donald Trump am Montag (Ortszeit): Er liess sich den Weg zur «St. John's Episcopal Church» gewaltsam mit dem Einsatz von Tränengas und Gummigeschossen freiräumen. Und das nur, um sich mit einer Bibel in der Hand vor einer Kirche fotografieren zu lassen. Es sah fast so aus, als wollte er so die göttliche Genehmigung im Kampf gegen die Proteste beanspruchen.
Donald Trump habe Kirche und Bibel für politische Zwecke missbraucht
Dafür kassiert der US-Präsident nun von mehreren Seiten harsche Kritik. «Er benutzt heilige Symbole wie die Bibel für falsche Zwecke», sagt die für diese Kirche zuständige Bischöfin Mariann Edgar Budde. Auch würde er den Schmerz seines Landes nicht anerkennen. «Wir distanzieren uns vom Präsidenten und seinen Aussagen, die Kirche steht im Namen von Jesus mit allen.»
Daran schloss sich auch der Vorsitzende Bischof der Episkopalkirche an. Donald Trump habe die Kirche und die Bibel für politische Zwecke missbraucht. «Das hat er zu einer Zeit getan, in der in unserem Land viel Leid und Schmerz herrscht. Seine Aktion hat nichts dazu beigetragen, dem zu helfen oder zu heilen», schreibt Michael Curry in einem Statement.
Dass die Trumps gleich am nächsten Tag bei einem Schrein für den verstorbenen Papst Johannes Paul II. in Washington posierten, kam zudem bei der katholischen Kirche nicht gut an.
Der Erzbischof von Washington, Wilton Gregory, findet es «verwerflich», dass sich eine katholische Einrichtung auf eine Weise missbrauchen und manipulieren lasse, die gegen katholische Prinzipien verstosse. Auch teilte er mit, Papst Johannes Paul II. hätte den Einsatz von Tränengas gegen Demonstranten für einen Foto-Termin vor einer Kirche sicherlich nicht gutgeheissen.
Auch ein republikanischer Senator übt Kritik
Natürlich äusserte sich auch Präsidentschaftskandidat Joe Biden zu der Bibel-Aktion: «Er liess Tränengas und Gummigeschosse gegen friedliche Demonstranten einsetzen. Für ein Foto.» Und: «Ich wünschte der Präsident würde die Bibel auch einmal öffnen, anstatt sie nur zur Schau zu stellen.»
Von republikanischer Seite gab es kaum negative Kritik für Trump. Ben Sasse übte als einziger republikanischer Senator öffentlich Kritik am Fotoshooting: «Ich bin dagegen, einen friedlichen Protest für eine Foto-Aktion freizuräumen, in der das Wort Gottes als politische Propaganda benutzt wird.»
Das Weisse Haus veröffentlichte jedenfalls einen kurzen Video-Clip von der Aktion, indem Trump wie ein Held wirkt. Von der gewaltsamen Protest-Räumung fehlt darin jegliche Spur.
So oder so: Vielen Gläubigen dürfte der «Missbrauch» der Bibel für politische Zwecke missfallen haben. In einer Zeit, in der Trump bereits immer mehr afroamerikanische Wähler zu verlieren scheint, sollte er nicht auch noch konservative Gläubige gegen sich aufbringen. Ob ihm solche Aktionen auch langzeitig schaden, wird sich spätestens im November zeigen.