George Floyd

George Floyd: Justiz verschärft Anklage gegen Ex-Polizisten

Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis kommen die USA nicht zur Ruhe.

George Floyd
Die 6-jährige Gianna ist die Tochter des verstorbenen George Floyd. Ihre Mutter Roxie Washington (r.) verlangt Gerechtigkeit. - EPA

Das Wichtigste in Kürze

  • Der gewaltsame Tod von George Floyd (†46) in Minneapolis (USA) löste massive Proteste aus.
  • Donald Trump will im Kampf gegen Ausschreitungen das US-Militär mobilisieren.
  • Die aktuellsten Entwicklungen finden Sie hier im News-Ticker.

Die aktuellsten Floyd-News finden Sie hier!

22.02: Hunderte Demonstranten haben am Mittwochabend vor der US-Botschaft in der griechischen Hauptstadt Athen lautstark gegen Rassismus protestiert. Wie das griechische Staatsfernsehen und mehrere Nachrichtenportale berichteten, kam es dabei zu Ausschreitungen.

Die Polizei setzte Tränengas ein, um eine Gruppe von Linksautonomen auseinanderzutreiben, die mehrere Brandflaschen auf die Beamten geschleudert hatten. Mehrere zentrale Strassen Athens und zwei U-Bahn-Stationen mussten vorübergehend geschlossen werden. Die Polizei nahm mehrere Menschen in Gewahrsam, hiess es in der Berichten weiter.

20.25: Der Generalstaatsanwalt von Minnesota, Keith Ellison, erhöht die Anklage gegen den ehemaligen Polizeibeamten Derek Chauvin aus Minneapolis auf Mord zweiten Grades ohne Vorsatz.

Das entspricht in etwa einem Totschlag in einem besonders schwerem Fall und kann mit bis zu 40 Jahren Gefängnis bestraft werden. Bislang wurde Chauvin ein «Mord dritten Grades» zur Last gelegt. Darauf stehen bis zu 25 Jahre Haft.

Auch gegen die anderen drei in den Floyd-Vorfall verwickelten Offiziere wird Anklage erhoben, so ein Tweet von Amy Klobuchar, Senatorin von Minnesota. «Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt für die Gerechtigkeit», twitterte sie. Gemäss Gerichtsakten wird ihnen Beihilfe vorgeworfen.

19.44: Während Hunderttausende gegen Rassismus und Polizeigewalt demonstrieren, machen sich Einzelne über den Tod von George Floyd lustig. Auf Twitter kursieren zurzeit Bilder einer «#GeorgeFloydChallenge», bei der die Verhaftungsszene des 46-Jährigen mit einem breiten Grinsen im Gesicht nachgestellt wird.

Die Bilder haben jedoch für einige bereits Folgen: Drei Jugendliche aus Grossbritannien sind gemäss der «Dailymail» verhaftet worden. Sie sollen mit den Fotos ein Hassverbrechen begangen haben. Die drei erhielten ausserdem diverse Morddrohungen auf den sozialen Netzwerken.

Bauarbeiter nach Floyd-Challenge entlassen

In den USA wurden Mitarbeiter einer Baufirma entlassen, nachdem sie auf den geposteten Bildern ihre Arbeitskleidung trugen. Ihr Vorgesetzter, der auch der Vater eines Betroffenen ist, entschuldigte und distanzierte sich öffentlich von den Fotos.

George Floyd Challenge
Auf Social Media wurde die Verhaftungsszene von George Floyd nachgestellt. Für die Abgebildeten hat dies teilweise heftige Konsequenzen. - Twitter/Nau.ch

Auf diversen Plattformen versuchen User, die Urheber der Fotos ausfindig zu machen. Den meisten fordern, dass sie für ihre Aktionen juristisch belangt werden.

Jedoch geht es manchen auch darum, sie an den Internetpranger zu stellen. Nicht selten mischen sich Aufforderungen zu Gewalt unter die Kommentare.

19.19: Der bei einem brutalen Polizeieinsatz getötete Afroamerikaner George Floyd wurde nach Ansicht seines Anwalts «zu Tode gefoltert». Der 46-Jährige habe um Luft gerungen wie ein Fisch auf dem Trockenen, sagte Anwalt Benjamin Crump am Mittwoch vor Journalisten in Minneapolis.

Alle Polizeibeamten, die an seiner Festnahme beteiligt waren, müssten festgenommen und angeklagt werden, forderte der Anwalt. In den USA dürften Schwarze von der Justiz nicht anders behandelt werden als Weisse, forderte der Anwalt. «Die ganze Welt schaut zu», betonte er in Anspielung auf die jüngsten Proteste.

Ein Sohn Floyds, Quincy Mason, sagte bei der Pressekonferenz: «Wir wollen Gerechtigkeit für das, was gerade passiert.»

18.34: Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in den USA haben Hunderte Menschen in der finnischen Hauptstadt Helsinki gegen Rassismus demonstriert.

George Floyd - Helsinki
Demonstranten halten während einer Demonstration in Gedenken an George Floyd Plakate mit Protestparolen hoch. - dpa

Sie versammelten sich am frühen Mittwochabend auf dem Senatsplatz vor dem Dom der Stadt, um ihre Solidarität mit der Bewegung «Black Lives Matter» zu zeigen und gegen Polizeibrutalität zu protestieren, wie Live-Aufnahmen des finnischen Rundfunksenders Yle zeigten. Dabei riefen sie mehrmals die Worte «I can't breathe» (Ich kann nicht atmen), die Floyd kurz vor seinem Tod gesagt hatte. Viele hielten auch Pappschilder mit diesen Worten in den Händen.

17.52: Tausende Menschen sind am Mittwoch gegen Rassismus und Polizeigewalt in London auf die Strasse gegangen. Die Demonstranten zogen in einem Protestmarsch vom Hyde Park zum britischen Parlament. Viele trugen Schilder mit Slogans wie «no justice, no peace» (keine Gerechtigkeit, kein Frieden).

Aufgerufen zu der Demonstration hatte die Initiative «Black lifes matter» (Schwarze Leben zählen) als Reaktion auf den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz in der US-Metropole Minneapolis Ende Mai.

George Floyd - London
Demonstranten stehen auf der Statue des ehemaligen britischen Premierministers Winston Churchill während einer Demonstration auf dem Parliament Square in Gedenken an George Floyd. - dpa

Zuvor hatten sich britische Polizeichefs solidarisch erklärt mit der Empörung über den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd. «Wir stehen an der Seite derer, die auf der ganzen Welt abgestossen und entsetzt sind von der Art, wie George Floyd sein Leben verloren hat», hiess es am Mittwoch in einer Mitteilung verschiedener britischer Polizeiorganisationen. Nun müsse Gerechtigkeit geübt und Rechenschaft abgelegt werden.

Gleichzeitig verurteilten die Polizeichefs jedoch auch Gewalt und Zerstörung bei den Protesten in vielen US-Städten. Auch die Demonstranten in Grossbritannien mahnten sie dazu, die wegen der Coronavirus-Pandemie eingeführten Abstandsregeln einzuhalten.

15.04: Der freischaffende Fotograf Richard Grant hat am Sonntag an einer Demonstration in Long Beach (Kalifornien) ein schockierendes Bild aufgenommen. Es zeigt ein Mädchen auf den Schultern seines Vaters, das angeblich von einer Waffe bedroht wird. Mehrere Polizisten stehen um den Vater und seine Tochter, die ein Superhelden-Kostüm trägt.

Das Bild wurde seither tausendfach geteilt. Und es ist im Netz eine Diskussion darüber entfacht, ob die Linse der Waffe wirklich auf das Kind gerichtet ist oder daran vorbei zielt.

Der Fotograf macht auf Twitter jedenfalls klar, dass das Bild nicht mit Photoshop bearbeitet worden und auch kein Fake sei.

In einem späteren Instagram-Post erklärte Richard Grant, die Polizisten hätten nie geschossen und ihre Waffen zufällig immer wieder am Vater und dem Kind vorbei gerichtet. Dies sei aber bestimmt das bedeutendste Bild, das er je geschossen habe.

14.46: Polizeichefs in Grossbritannien haben sich am Mittwoch solidarisch mit der Empörung über den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd erklärt. «Wir stehen an der Seite derer, die auf der ganzen Welt abgestossen und entsetzt sind von der Art, wie George Floyd sein Leben verloren hat», hiess es am Mittwoch in einer Mitteilung verschiedener britischer Polizeiorganisationen. Nun müsse Gerechtigkeit geübt und Rechenschaft abgelegt werden. Gleichzeitig verurteilten die Polizeichefs jedoch auch Gewalt und Zerstörung bei den Protesten in vielen US-Städten.

Premierminister Boris Johnson bezeichnete den gewaltsamen Tod Floyds am Mittwoch als «abstossend und unentschuldbar».

11.44: Mitten in den Floyd-Protesten sorgt ein neues Schock-Video für grosse Empörung. Das neu aufgetauchte Video zeigt zwei junge Amerikaner, welche aus ihrem Auto geprügelt, getasert und verletzt werden.

Gemäss «ABC-News» soll es sich um Studenten handeln. Diese waren am Samstag in Atlante unterwegs, kurz nachdem die Ausgangssperre verhängt wurde. Plötzlich tauchte ein Polizist auf und versucht, die Beifahrertüre aufzureissen. Ein zweiter Polizist mit Knüppel kam hinzu, daraufhin umzingelten noch mehr Polizisten das Auto.

Die Frau wurde aus dem Wagen gezerrt – der Mann mehrmals getasert. Die Passanten schrien und konnten kaum fassen, was sich vor ihren Augen abspielte. Der Mann erlitt einen Bruch des Handgelenks und musste genäht werden.

Das Schock-Video blieb jedoch nicht ohne Konsequenzen: Sechs der Polizisten werden mehrerer Vergehen angeklagt, zwei entlassen. Warum die Polizei den Wagen und dessen Insassen angriff, ist nicht klar. Einer der Polizisten rechtfertigte sich gemäss «ABC» damit, er habe befürchtet, die Autofahrer seien bewaffnet gewesen.

11.19: Papst Franziskus hat nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd und den Unruhen in den USA Rassismus und Gewalt verurteilt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche nannte Rassismus in seiner Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan eine «Sünde».

«Wir können es weder tolerieren noch die Augen verschliessen vor jedweder Art von Rassismus oder Ausgrenzung und dabei den Anspruch erheben, die Heiligkeit jedes menschlichen Lebens zu verteidigen», sagte der 83-Jährige den Angaben zufolge. Gleichzeitig müsse man feststellen, dass die Gewalt der letzten Nächte selbstzerstörerisch sei. «Durch Gewalt wird nichts gewonnen und viel verloren», ergänzte der Papst.

10.00: Unter dem Hashtag «BlackLivesMatter» erscheinen derzeit jede Minute etliche Beiträge auf den sozialen Medien. Damit verbunden wird heute Morgen vor allem ein Video geteilt, welches die Mutter des Kindes von George Floyd zeigt. In einer emotionalen Rede verlangt Roxie Washington für ihr 6-jähriges Mädchen Gerechtigkeit.

«Gianna hat keinen Vater mehr», erklärt die Mutter unter Tränen. George Floyd werde sie nicht mehr aufwachsen oder einen Abschluss machen sehen. «Ich will Gerechtigkeit für ihn, er war gut!» Die Tochter sei der Beweis dafür.

Der Mitschnitt von CNN wurde alleine schon über 10'000 Mal auf Twitter geteilt.

09.26: Nicht nur in den USA, auch in Frankreich arten die Proteste teilweise aus. So gingen gestern Abend in Paris rund 20'000 Menschen trotz des Corona-bedingten Versammlungsverbots auf die Strasse.

Der Protest in der französischen Hauptstadt wurde von der Schwester des 2016 in Polizeigewahrsam gestorbenen Adama Traoré organisiert. Forensische Berichte, die von Traorés Familie und Richtern angefordert worden seien, kämen zu der Schlussfolgerung, dass Adama Traoré erstickte. Dies, weil drei Gendarmen ihn zu Boden zwangen und nicht in Folge einer vorbestehenden Herzerkrankung starb, berichteten Medien in Berufung auf Assa Traoré.

Nach Polizeiangaben blockierten einige Demonstranten die Ringstrasse der Pariser Autobahn und steckten Gegenstände in Brand. Die Sicherheitskräfte setzten Medienberichten zufolge Tränengas ein.

05.00: Das US-Militär hat nach eigenen Angaben rund 1600 Soldaten auf Militärstützpunkte rund um Washington verlegt, um die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt angesichts der anhaltenden Proteste bei Bedarf unterstützen zu können.

Die Militärpolizisten und Infanteristen stünden bereit, um gegebenenfalls unterstützend einzugreifen, erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Dienstagabend (Ortszeit). Minister Mark Esper habe die Verlegung der Soldaten angeordnet, hiess es weiter.

02.30: Sie brauchten die Hilfe der Polizei, keine Handschellen: Im US-Bundesstaat Kalifornien ist eine Gruppe Afroamerikaner, die einen Laden vor Plünderern schützte, zeitweise festgenommen worden.

Der Zwischenfall wurde live im Fernsehen übertragen. Drei Schwarze standen in Los Angeles im Viertel Van Nuys vor einem Laden, wehrten Plünderer ab und riefen die vorbeifahrende Polizei zur Hilfe, wie Aufnahmen des örtlichen Fernsehsenders Fox 11 zeigten. Einige Polizeibeamte nahmen die Verfolgung der mutmasslichen Plünderer auf, andere weisse Polizisten richteten ihre Waffen aber gegen die Beschützer des Ladens und legten ihnen Handschellen an.

Die live berichtende Reporterin wandte sich in dem Video daraufhin an die Polizisten und sagte ihnen, dass die Plünderer davonkämen, weil sie gerade die falschen Personen festnähmen. «Diese Leute haben nichts damit zu tun», sagte Journalistin Christina Gonzalez zu einem der Polizeibeamten vor dem Spirituosengeschäft.

Das Video verbreitete sich in den USA am Dienstag (Ortszeit) rasant in sozialen Medien. Viele Nutzer kommentierten, der Vorfall zeige erneut, dass die US-Polizei Schwarze immer noch vor allem als Täter sehe.

Eine der drei festgenommenen Personen sagte dem Sender Fox 11 später, die Polizei habe sie wieder freigelassen, nachdem der Besitzer des Ladens die Verwirrung aufgeklärt hätte.

01.30: Die Polizei in Minneapolis wird einer eingehenden Untersuchung wegen möglicher diskriminierender Praktiken unterzogen. Der Gouverneur des Bundesstaats Minnesota, Tim Walz, teilte am Dienstag (Ortszeit) mit, die Menschenrechtsabteilung seiner Verwaltung habe eine Bürgerrechtsklage gegen die Polizeibehörde der Grossstadt eingebracht.

Tim Walz
Gouverneur Tim Walz über den Vorfall: «Das Kapitel, das diese Woche geschrieben wurde, ist eines unserer dunkelsten Kapitel.» - AP

Nun würden deren Richtlinien, Verfahren und Praktiken der vergangenen zehn Jahren untersucht, um herauszufinden, ob die Polizei in Minneapolis systematisch Minderheiten diskriminiert habe. Der Polizist der für den Tod des Afro-Amerikaners George Floyd verantwortlich ist, gehörte zur Polizei der US-Stadt Minneapolis.

00.05: Nun ist klar, wer den Befehl zur Räumung des Protestes in unmittelbarer Nähe des Weissen Hauses am Montagabend gab. Gemäss einem Artikel der «Washington Post» war Justizminister William Barr direkt involviert.

Demnach hatten Barr und weitere hochrangige Beamte, die für die Sicherung des Weissen Hauses verantwortlich sind, bereits für den Nachmittag eine grossflächige Sicherung der Grünfläche nördlich der «Präsidenten-Kirche» geplant. Dies als Reaktion auf die Brände und Zerstörungen von Demonstranten am Sonntagabend.

George Floyd protest Washington
Demonstranten am Sonntagabend in der Nähe des Weissen Hauses: Solche Szenen wollte die US-Regierung am Montagabend unbedingt verhindern. - keystone

Mit dem Plan hätte auch der Weg für Donald Trump frühzeitig freigemacht werden sollen. Laut einem Insider hätte der Publicity-Stunt vor der Kirche nämlich schon am Nachmittag – noch vor der Rede – stattfinden sollen.

Dazu kam es aber nicht. Barr begab sich dann kurz nach 18 Uhr in die Nähe des Lafayette Squares um sich die Situation vor Ort anzuschauen. Hinter einer Wand von Einsatzkräften entdeckte ihn die friedliche Menge, buhte ihn aus und beleidigte ihn.

Wie Barr sich die Szene in unmittelbarer Nähe des Weissen Hauses mehrere Minuten lang ansah, davon gibt es auch Bilder, wie etwa dieses hier:

America Protests Washington
Kurz vor Trumps Rede am Montagabend schaute sich US-Justizminister William Barr die Situation in der Nähe der «Präsidenten-Kirche» an. - keystone

Offenbar missfiel dem US-Justizminister, dass das Gelände nicht geräumt war, worauf er der Polizei dazu aufforderte. Laut dem Beamten, der mit der «Washington Post» sprach, habe Barr gesagt: Sollten die Strafverfolgungsbehörden auf Widerstand der Demonstranten stiessen, sollten Massnahmen zur Kontrolle der Menschenmenge umgesetzt werden.

Wie Videos vom Montagabend zeigten, wurde diese Forderung von den Einsatzkräften – Polizisten, Soldaten und Mitglieder des Secret Service – mit aller Härte umgesetzt.

America Protests Washington
US-Justizminister William Barr und weitere Beamte zur Sicherheit des Weissen Hauses schauten sich die Situation rund ums Weisse Haus kurz vor Trumps Rede am Montagabend an. Kurze Zeit später räumen die Einsatzkräfte das Gelände – und gingen mit viel Brutalität vor. - keystone

Im Bericht heisst es weiter, dass Barr informiert wurde, dass die Polizei glaubte, Demonstrierende hätten Steine gesammelt. Und während er sich im Park die Situation anschaute, sollen Protestierende Wasser-Flaschen in seine Richtung geworfen haben.

Mehrere US-Nachrichtenseiten waren live vor Ort und konnten laut ihren Korrespondenten keine Wurfgegenstände ausmachen.

23.59: Die Proteste gegen Polizeigewalt, Brutalität und Ungerechtigkeit gegen Schwarze in den USA gingen auch am Dienstag (Ortszeit) weiter. Der Sender CNN berichtete von Demonstrationen in New York, Los Angeles und Houston. Auch in der Umgebung des Weissen Hauses in Washington versammelten sich erneut Demonstranten, wie ein dpa-Reporter berichtete.

Ausschreitungen wurden am Dienstag tagsüber zunächst nicht gemeldet. In vielen Städten beginnt bald eine erneute Ausgangssperre, so etwa in New York um 20 Uhr (2 Uhr CH-Zeit) und Washington D.C. um 19 Uhr (1 Uhr CH-Zeit). US-Justizministers William Barr kündigte an, die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt würden in der Nacht zum Mittwoch noch einmal verstärkt.

23.00: In mehreren europäischen Städten kam es auch am Dienstag zu grossen Solidaritäts-Protesten mit den USA. In Frankreich haben in mehreren Städten Tausende gegen Rassismus und Polizeigewalt demonstriert.

George Floyd
Ein Demonstrant hält ein bei einem Protest in Paris ein Schild in die Höhe - AFP

Alleine in Paris fanden sich rund 20'000 überwiegend junge Menschen vor einem Gerichtsgebäude im Norden der Stadt ein. Die Kundgebung verlief grösstenteils friedlich, doch am Rande des Protests kam es Berichten zufolge zu Zusammenstössen mit der Polizei.

Nach Polizeiangaben blockierten einige Demonstranten die Ringstrasse der Pariser Autobahn und steckten Gegenstände in Brand. Die Sicherheitskräfte setzten Medienberichten zufolge Tränengas ein.

Der bekannte Menschenrechtsanwalt Arié Alimi beschuldigte jedoch auf BFMTV die Polizei, Ärger zu provozieren, indem sie Tränengas auf friedliche Demonstranten abfeuere.

America Protests France
Bei der Pariser Kundgebung kam es am Rande des Protests zu Ausschreitungen. - keystone

Die Pariser Polizei hatte die Demonstration verboten und sich auf die Coronavirus-Beschränkungen berufen. Demnach dürfen sich höchstens zehn Menschen versammeln.

Auch in Bremen (D) fanden sich laut der Polizei rund 2500 Menschen zu einem Protest ein. Die Kundgebung habe grossen Zulauf gehabt, sagte ein Polizeisprecher. Alles sei friedlich verlaufen.

21.41: Nach der Millionenmetropole New York hat auch der Bezirk Los Angeles County in Kalifornien eine Verlängerung der Ausgangssperre angeordnet.

Bei den seit Tagen anhaltenden Protesten gegen Polizeibrutalität und Rassismus war es auch im Raum Los Angeles mit mehr als zehn Millionen Einwohnern zu Massendemonstrationen mit teils schweren Ausschreitungen und Plünderungen gekommen.

Los Angeles
Demonstranten heute Dienstag in Los Angeles. - AP

Die dritte nächtliche Ausgangssperre in Folge sollte am Dienstagabend um 18.00 Uhr (Ortszeit) in Kraft treten, gaben die Behörden bekannt. In den Geschäftsbereichen von Beverly Hills und Santa Monica sollten die Beschränkungen schon am Nachmittag beginnen.

20.33: Kanadas Premierminister Justin Trudeau hat auf die Frage eines Journalisten nach einer Reaktion auf die Drohung von US-Präsident Donald Trump, die Unruhen in den USA notfalls mit militärischer Gewalt zu stoppen, mit rund 20 Sekunden Schweigen reagiert.

Trudeau schaute nach der Frage bei einer Pressekonferenz am Dienstag zunächst einfach nur konzentriert geradeaus und sagte nichts, dann wirkte es mehrfach so, als würde er zum Sprechen ansetzen, tat es aber nicht. Schliesslich sagte er in ernstem Tonfall: «Wir alle beobachten mit Entsetzen und Bestürzung, was in den USA passiert.» Es sei Zeit für Einigkeit und Zeit zum Zuhören.

Am Tag zuvor hatte Trudeau für sein Land bereits mehr Engagement im Kampf gegen Rassismus versprochen. «Wir müssen besser werden in Kanada.» Rassismus sei nicht nur ein Problem der USA, auch in Kanada würden Menschen mit schwarzer oder brauner Hautfarbe und Ureinwohner immer noch zu oft systematisch ungerecht behandelt.

14.49: Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell hat die Tötung des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz in den USA als Machtmissbrauch bezeichnet. In Europa sei man darüber genauso «schockiert und entsetzt» wie in den USA, sagte der Spanier am Dienstag in Brüssel. Es müsse sichergestellt sein, dass Menschen, die für die Ordnung zuständig seien, ihre Kompetenzen nicht auf eine Weise gebrauchten, wie bei dem «sehr, sehr traurigen Tod von George Floyd». «Das ist ein Missbrauch von Macht», sagte Borrell.

Der EU-Chefdiplomat betonte, das Recht auf friedlichen Protest zu unterstützen. Zugleich verurteilte er Gewalt und Rassismus jeder Art. «Alle Leben zählen. Auch schwarze Leben zählen.» Borrell rief zur Deeskalation in den USA auf.

13.26: Die Proteste nach dem Tod von George Floyd sind auch das grosse Thema auf den sozialen Netzwerken. Nicht nur aus solidarischen Gründen. Immer mehr Menschen nutzen die Zerstörungen der Demonstranten als Foto-Sujet.

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Eine Influencerin posiert vor einem geplünderten T-Mobile Shop. - Instagram/@influencersinthewild

Unter dem Profil «Influencers in the wild» tauchen immer mehr Aufnahmen von Menschen auf, die etwa vor eingeschlagenen Fensterscheiben posieren.

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Eine Influencerin posiert mit einem Arbeiter als ob sie ihm helfen würde. - Instagram/@influencersinthewild

Oder noch grotesker: Sie gaukeln Hilfsbereitschaft vor. Eine junge Frau steht etwa neben einem Handwerker, welcher gerade eine zerstrümmerte Scheibe repariert. Doch bevor sich nur eine einzige Schraube dreht, übergibt die Dame dem Handwerker den Bohrer wieder und läuft davon. Immerhin gibts noch ein Kompliment: «Good Job, Guys!»

13.15: Aussenminister Heiko Maas hat Verständnis für die Proteste in den USA geäussert. Dieser habe «auf grauenhafte und schockierende Weise» sein Leben verloren, sagte der SPD-Politiker am Dienstag in Berlin bei einem Treffen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba auf eine Frage zur Lage in den USA.

Demonstrationen müssten möglich sein, wenn sie friedlich blieben, forderte Maas. «Dieser Protest ist verständlich und mehr als legitim», sagte er. Direkte Kritik am Vorgehen der Sicherheitskräfte in den USA vermied er. Jede Ausübung von Gewalt müsse kritisiert, vor allem aber auch aufgeklärt werden. Auch müsse Journalisten eine unabhängige Arbeit möglich sein.

10.50: Mit einem Protestlied gegen Rassismus und Polizeigewalt hat der 12-jährige Afroamerikaner Keedron Bryant Aufsehen in den sozialen Medien erregt.

In dem 50-sekündigen Instagram-Video, das bis Montag rund 2,8 Millionen mal «geliked» wurde, singt der Junge unter anderem von der Herausforderung, als «junger schwarzer Mann» standhaft zu bleiben gegen alltägliche Diskriminierungen.

10.09: Auf Social Media steigt die Solidarität zu George Floyd immer mehr an. Die User posten schwarze Bilder, um ihre Anteilnahme zu zeigen. Die Fotos finden sich vor allem unter dem Hashtag #blacklivesmatter.

09.21: In der Stadt St. Louis wird ebenfalls demonstriert. Laut der örtlichen Polizei wurden bei den Protesten vier Polizisten angeschossen. Sie wurden in Krankenhäuser gebracht, wie die Polizei auf Twitter mitteilte. Die Verletzungen seien ersten Angaben zufolge aber nicht lebensbedrohlich.

Wer die Schüsse abgegeben hatte, war zunächst nicht bekannt. Die Schüsse fielen in der Nähe des Polizeipräsidiums von St. Louis.

08.50: Donald Trump besuchte im Zusammenhang mit den Floyd-Protesten die «St. John's Episcopal Church», eine Kirche in Washington DC. Dort posierte er mit einer Bibel vor den Eingängen der Kirche, ohne die selbige aber zu betreten.

Donald Trump
Donald Trump, Präsident der USA, hält eine Bibel, während er die St. John's Episcopal Church besucht. Der Park der Kirche wurde während der Proteste in Brand gesteckt. - dpa

Der US-amerikanische Fernsehsender «CNN» sprach mit der verantwortlichen Bischöfin Mariann Edgar Budde über den Vorfall.

«Ich bin ausser mir», so Budde in der Liveschaltung. Der Präsident habe die Kirche nicht über sein Vorhaben informiert. «Wir von der Kirche waren genau so überrascht wie alle anderen auch.»

Washington
Mariann Edgar Budde (rechts) ist die derzeitige Bischöfin von Washington. - Keystone

Was Budde jedoch am meisten überraschte war, dass Trump die Kirche weder betrat, noch betete und nach den Fotos direkt wieder ging. «Er benutzt heilige Symbole wie die Bibel für falsche Zwecke», empört sich die Bischöfin. Auch würde er, so meint sie, den Schmerz seines Landes nicht anerkennen. «Wir distanzieren uns vom Präsidenten und seinen Aussagen. Die Kirche steht im Namen von Jesus mit allen.»

08.29: Auch der Schweizer NHL-Star Roman Josi zeigt sich tief betroffen von den Vorfällen in den USA. Der Hockeyspieler, gestern 30 Jahre alt geworden, äussert sich auf Instagram.

Roman Josi Instagram
Mit dieser Nachricht meldete sich Roman Josi auf Instagram. - Instagram/@rjosi90

«Ich darf mich glücklich schätzen, die USA seit zehn Jahren als mein Zuhause zu bezeichnen», erklärt Josi zu Beginn seines emotionalen Postings. «Den Hass, die Ungerechtigkeit und die sinnlose Gewalt dürfen wir nicht weiter tolerieren!»

Und er ruft zu Veränderungen auf. «Wir alle müssen uns verpflichten, mit den Menschen in Nashville und darüber hinaus zusammenzuarbeite. Und einen längst überfälligen Wandel herbeizuführen.»

Josi nimmt sich dabei auch selbst in die Pflicht: «Ich will lernen und ein Teil der Lösung sein.»

05.30: Vor dem US-Regierungssitz in Washington gingen Einsatzkräfte am Montagabend (Ortszeit) nur kurze Zeit vor Trumps Rede mit Tränengas und Gummischrot gegen friedliche Demonstranten vor.

Ein Video einer australischen Journalisten-Crew zeigt dabei die Brutalität, mit der die Polizei die Demonstration noch vor dem Beginn der Ausgangssperre auflöste.

In dem Video hört man die Moderatoren der Sendung «Sunrise» im Studio in Australien kommentieren. Jemand sagt: «Trump wird gleich sprechen, die Situation scheint angespannt.»

Die Korrespondentin vor Ort bejaht und sagte: «Wir mussten gerade etwa einen Block weit flüchten. Die Beamten setzten Tränengas und Gummischrot ein. Mein Kamera-Mann wurde getroffen.»

Dann prescht die Polizei plötzlich brutal vor und drängt die Demonstrierenden weiter nach hinten. Das Ganze wird im australischen Fernsehen live übertragen, die Korrespondentin kommentiert: «Genau das haben wir zuvor schon gesehen».

Dann taucht plötzlich ein Polizist in Schutzmontur vor der Kamera auf und haut drauf. Die Moderatoren im Studio sind geschockt und versuchen den Kontakt zu ihrem Team aufzufinden, doch die Verbindung bleibt still.

Nach einigen Sekunden ist die Kamera wieder auf die Journalistin gerichtet und sie und auch der Kamera-Mann halten die Daumen nach oben. «Uns geht es gut, aber ihr habt gesehen, mit welcher Gewalt sie hier vorgehen. Sie unterscheiden zurzeit auch nicht mehr zwischen Demonstranten und Journalisten.»

Auch andere Aufnahmen zeigen die Brutalität mit der die Einsatzkräfte am Montagabend in D.C. gegen die friedlichen Demonstranten vorgingen. In dem folgenden Twitter-Video etwa, wird auch erneut ein Kamera-Mann brutal attackiert.

Polizei räumte Weg für Trumps Publicity-Stunt

Später sollte klar werden, dass die Sicherheitskräfte – Polizisten, Soldaten und Mitglieder des Secret Service – den Weg für den US-Präsidenten freimachten. Dieser besuchte nämlich nach seiner Rede im Rosengarten mit einer riesigen Entourage die St. Johns Kirche in unmittelbarer Nähe des Weissen Hauses.

Donald Trump
Donald Trump lief nach seiner Rede am Montag vom Weissen Haus zur «Präsidenten-Kirche». Die Umgebung wurde offenbar vor seiner Rede mit dem Einsatz von Tränengas geräumt. - dpa

Das auch als «Präsidenten-Kirche» bezeichnete Gotteshaus wurde bei einem Protest am Sonntagabend zuvor teilweise abgebrannt. Während sich Trump für den Publicity-Stunt vor der Kirche ablichten liess, hielt er eine Bibel in der Hand und sagte: «Wir sind das grossartigste Land der Welt.»

Wie es begann: Tod von George Floyd löste Proteste aus

In der Stadt Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota brachen die Proteste gegen Polizeigewalt zuerst aus. Dort starb der Afroamerikaner George Floyd (†46) bei einer Verhaftung durch Beamte einen gewaltsamen Tod.

Einer von vier beteiligten Beamten drückte ihm minutenlang sein Knie in den Nacken. Der Vorfall wurde von einer Passantin gefilmt, das Video sorgte für grosses Entsetzen.

Minneapolis George Floyd Brutal
Der Afro-Amerikaner George Floyd war in Minneapolis am Abend des 25. Mai nach einem brutalen Polizeieinsatz verstorben. - Facebook/Darnella Frazier

Alle Bitten des Afroamerikaners, ihn atmen zu lassen, ignorierte der Beamte. Floyds vermutlich letzte Worte «Ich kann nicht atmen» sind nun Schlachtruf der Demonstranten.

Der Polizist, der für seinen Tod verantwortlich gemacht wird, wurde mittlerweile verhaftet. Er wird wegen Mordes und Totschlages angeklagt.

Die Proteste gegen Polizeigewalt, Brutalität und Ungerechtigkeit gegen Schwarze breiteten sich schnell auf die ganzen USA aus. Am Tag waren sie meist friedlich, doch am Abend und in der Nacht arteten sie teils in Plünderungen und Ausschreitungen aus.

Laut CNN wurden seit Beginn der Unruhen landesweit etwa 4000 Menschen verhaftet. Mehr als 40 US-Städte haben nächtliche Ausgangssperren verhängt. Davon betroffen sind etwa zehn Millionen Menschen.

Proteste USA
Ein Demonstrant vor einem brennenden Gebäude mit einer eine US-Flagge. - sda - Keystone/AP/Julio Cortez

Mehrere Bundesstaaten haben angesichts der Proteste die Nationalgarde mobilisiert. Diese gehört zur Reserve der Streitkräfte und kann in Ausnahmesituationen zu Hilfe gerufen werden.

Auch am Weissen Haus fuhren am Montag Militärfahrzeuge mit Soldaten der Nationalgarde auf, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Trump hat die Gouverneure der Bundesstaaten zu einem härteren Vorgehen gedrängt.

Ein Sohn des getöteten George Floyd rief dazu auf, Gewalt zu vermeiden. In einem TV-Interview mit dem CNN-Tochtersender KBTX appellierte Quincy Mason Floyd an die Demonstranten, friedlich zu bleiben.

Minneapolis Police George Floyd
Polizisten sichern in St. Paul, Minnesota eine Strasse. Nach dem Tod von George Floyd durch überhöhte Polizeigewalt will der Stadtrat in Minneapolis die Polizei ablösen. - Keystone

In Minneapolis, wo George Floyd getötet wurde, flauten die Unruhen inzwischen ab. «In der zweiten Nacht in Folge hatten wir Sicherheit und Ordnung auf unseren Strassen 175, sagte der Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, bei einer Pressekonferenz am Montag. Er kündigte an, die Präsenz der Nationalgarde werde reduziert.

Die Ausgangssperre für Minneapolis und die Nachbarstadt St. Paul wird jedoch in den kommenden zwei Nächten in Kraft bleiben. Walz kündigte die Beerdigung und ein Gedenken an Floyd für diesen Donnerstag an. «Es wird ein wichtiges Ereignis sowohl für die Stadt Minneapolis, als auch für Minnesota und die Nation.»

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