Erstmals Frauen an Spitze von Polizei und Feuerwehr in New York
In New York führen Keechant Sewell und Laura Kavanagh erstmals gleichzeitig zwei Frauen Polizei und Feuerwehr. Das sollte keine Meldung wert sein, sagen diese.
Das Wichtigste in Kürze
- K. Sewell und L. Kavanagh besetzen in New York die Chefposten von Polizei und Feuerwehr.
- Die beiden gaben im amerikanischen TV ein gemeinsames Interview.
- Eigentlich sollte ihre Ernennung aber keine Meldung wert sein, so die beiden Frauen.
Gleich in ihrem ersten gemeinsamen Interview stellten Keechant Sewell und Laura Kavanagh klar, dass es so einen Anlass für Interviews eigentlich gar nicht mehr geben sollte.
«Ich sage immer wieder, dass ich denke, dass wir es normalisieren müssen, dass Frauen in diesen Rollen sind», sagte Sewell beim TV-Sender CBS. Sewell leitet seit Januar 2022 die New Yorker Polizei NYPD, Kavanagh startete kurz darauf als Chefin der New Yorker Feuerwehr FDNY. Beide sind in der mehr als 150 Jahre langen Geschichte der Institutionen die jeweils erste Frau in der Rolle.
«Natürlich sind diese Ernennungen historisch und wir nehmen sie nicht leicht, aber was wirklich wichtig ist, ist die Arbeit, die wir leisten», sagte die in New York geborene Sewell.
«Und wir können nicht die letzten in diesen Rollen sein.» Die erste Frau als FDNY-Chefin zu sein bedeute ihr sehr viel, sagte die in San Francisco aufgewachsene Kavanagh. «Ich hoffe, andere Menschen inspirieren zu können, dass sie sich selbst in Positionen sehen, an die sie vielleicht noch nie gedacht hatten. Ich hoffe, dass es Türen öffnet.»
Nur wenige Frauen im Beruf
Ernannt wurden beide von Bürgermeister Eric Adams – dem 110. Bürgermeister der Millionenmetropole und dem 110. Mann in dieser Rolle. Noch nie hatte New York eine Bürgermeisterin – und auch in der Hierarchie unter Sewell und Kavanagh stehen vor allem Männer. Gerade einmal etwa 20 Prozent der rund 35'000 uniformierten Mitarbeiter der NYPD – die sich selbst als «New York's Finest», also «die Besten von New York», bezeichnen – sind Frauen. Bei der Feuerwehr mit dem Spitznamen «New York's Bravest» – also «die Mutigsten von New York» – sind es noch nicht einmal zwei Prozent, etwa 140 von rund 11'000.
Während die NYPD schon seit dem 19. Jahrhundert Frauen beschäftigt, dauerte es bis zu den ersten per Gerichtskämpfen durchgesetzten uniformierten Feuerwehrfrauen in New York bis zu den 1980ern. Lange mussten sich Frauen gegen Vorurteile durchsetzen, dass die körperlich anspruchsvollen Einstellungstests für sie nicht schaffbar seien. Nun beweisen sie immer wieder das Gegenteil – kämpfen teilweise aber immer noch gegen Vorurteile sowie Sexismus in NYPD und FDNY an.
Sexistische Strukturen verschwinden nicht einfach
Nicht alle sind dabei optimistisch: Sie freue sich zwar, dass endlich eine Frau an der Spitze der NYPD stehe, sagte die Feuerwehrfrau Sarinya Srisakul der «New York Times». «Aber Laura Kavanagh wird nichts Bedeutendes machen, um die sexistischen strukturellen Probleme für die weiblichen Feuerwehrleute hier zu ändern.»
Zusätzlich zu den Alltagsherausforderungen ihrer Jobs stehen Sewell und Kavanagh vor der grossen Frage: Wie können mehr Frauen Teil von NYPD und FDNY werden? Auch der Stadtrat hat sich damit schon beschäftigt und unter anderem Gesetze für angepassteres Training von Feuerwehrpersonal und auch angepasstere Feuerwachen auf den Weg gebracht. Zudem wird über Mentorinnenprogramme, familienfreundliche Schichtpläne und strengere Regeln gegen Diskriminierung und Belästigung nachgedacht.
Immerhin könne sie gemeinsam mit NYPD-Chefin Sewell an diesen Herausforderungen arbeiten, sagt FDNY-Chefin Kavanagh. «Es ist schön, dass wir diese Kameradschaft haben. Es ist schön, das Telefon in die Hand zu nehmen und die Möglichkeit zu haben, mit ihr über unsere Rollen zu sprechen, und was wir gemeinsam durchmachen.»