Facebook ringt in schwarzem Jahr um Vertrauen
Facebook sorge in diesem Jahr für mehrere Skandale. Der Grösste davon ist der Fall Cambridge Analytica.
Das Wichtigste in Kürze
- In Europa verlor Facebook in zwei Quartalen jeweils eine Millionen Nutzer.
- Das Online-Netztwerk hat hier nun noch 375 Millionen aktive Mitglieder.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg musste sich zuletzt immer wieder entschuldigen: Für den Datenskandal um Cambridge Analytica, für einen Hacker-Angriff, für eine tollpatschige Kampagne gegen Kritiker. Inzwischen gibt es auch Probleme im Geschäft des Online-Netzwerks.
2018 war das Jahr, in dem sich die Teflon-Schicht von Facebook und Mark Zuckerberg schliesslich abnutzte. In der Vergangenheit schien es oft, dass jegliche Probleme am weltgrössten Online-Netzwerk schlicht abperlen, sei es Kritik am Datenschutz oder die Unfähigkeit, die Nutzer vor Hassrede oder Meinungsmanipulation zu schützen.
Erst sah es danach aus als wäre der Sturm wieder einmal an Facebook vorbeigezogen – und dann kam der Fall Cambridge Analytica ans Licht. Auf den ersten Blick war es nicht einmal der schlimmste Datenschutz-Fehltritt, den sich Facebook in all den Jahren geleistet hatte. Ein Cambridge-Professor hatte bei Facebook eine Umfrage-App veröffentlicht, mit der Persönlichkeits-Merkmale ermittelt werden konnten. Spielerei auf den ersten Blick, Daten für Forschung – oder mögliche Manipulation – auf den zweiten. Er hatte dabei Zugriff nicht nur auf die Daten der rund 300'000 Nutzer, die die Umfrage ausfüllten – sondern auch auf einige Grundinformationen ihrer Facebook-Freunde. Damit ging es um Dutzende Millionen. Das war auch erlaubt, so funktioniere die Plattform damals, bis Facebook den Zugang zu den Daten von Freunden 2014 schloss.
Zu Skandal ausgeweitet
Regelwidrig war für den App-Entwickler hingegen, die Daten an Cambridge Analytica weiterzugeben. Besonders brisant machte den Fall auch, das die Datenanalysefirma später für Trumps Wahlkampfteam arbeitete. Entsprechend weitete sich der eigentlich Jahre zurückliegende Fall zu einem Skandal aus. Dass Facebook seit Ende 2015 von dem Datenmissbrauch wusste, aber sich mit der Zusicherung zufriedengab, dass die Informationen gelöscht worden seien, goss noch Öl ins Feuer.
Inzwischen belasten die Probleme auch das Geschäft. In Europa verlor Facebook in zwei Quartalen in Folge jeweils eine Millionen Nutzer und hat hier noch 375 Millionen mindestens einmal im Monat aktive Mitglieder. Aber auch insgesamt steht Facebook ein Umbruch in seinem Werbegeschäft bevor, der die jahrelang auf Hochtouren laufende Geldmaschine des Online-Netzwerks abbremsen wird. Die Mitglieder teilen ihre Beiträge verstärkt im kleineren Freundeskreis statt im Newsfeed, der bisher das Herzstück der Facebook-Nutzung war. Beim Geldverdienen in seinen Chatdiensten WhatsApp und Messenger sowie den neuen Formaten auf der Facebook-Plattform steht die Firma dagegen erst am Anfang.