Für Aretha Franklins Erben ist fehlendes Testament Herausforderung
Ihren Nachlass hat Aretha Franklin zu Lebzeiten nicht geregelt. Dabei könnte sich ihr Vermögen auf einen Wert in zweistelliger Millionenhöhe belaufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Aretha Franklin hinterliess trotz Millionenvermögen kein Testament.
- Konflikte zwischen ihren vier Söhnen haben sich bisher noch nicht angebahnt.
Aretha Franklin galt in ihrer Karriere als so abgebrüht, dass sie ihre Gage direkt vor dem jeweiligen Auftritt einforderte. Für ihre Nachkommen werden die finanziellen Angelegenheiten nicht so einfach zu regeln sein. Der Grund: Die Queen of Soul hat es bis zu ihrem Tod im Alter von 76 Jahren versäumt, ein Testament zu verfassen – trotz der Tatsache, dass sie an Bauchspeicheldrüsenkrebs litt.
Nach der Beerdigung der Ausnahmesängerin – bekannt für «Respect» oder «You Make Me Feel Like A Natural Woman» – in Detroit (USA) beginnt für ihre vier Söhne und andere Familienangehörige die knifflige Aufgabe, überhaupt herauszufinden, wie gross das Vermögen von Franklin gewesen ist. Die Summe muss dann aufgeteilt werden – ein Prozess, der Jahre dauern und noch dazu genau von der Öffentlichkeit beobachtet werden dürfte.
Kein Einzelfall
Nachlassexperten wundert es, dass eine wohlhabende Person wie Franklin auch im fortgeschrittenen Alter so lange kein Testament anfertigte, bis es schliesslich zu spät war. Einer der Anwälte von Franklin sagt, er habe sie über die Jahre mehrmals gedrängt, ihren Nachlass zu regeln.
«Ich habe versucht, sie davon zu überzeugen, dass sie nicht nur ein Testament machen soll, sondern eine Treuhandgesellschaft gründen soll, während sie noch am Leben gewesen ist», sagt Don Wilson, ein in Los Angeles (USA) ansässiger Jurist, der fast 30 Jahre lang für Franklin gearbeitet hat. Die Musikerin habe niemals gesagt, dass sie das nicht tun wolle. «Sie hat die Notwendigkeit verstanden. Es war aber einfach etwas, zu dem sie nicht gekommen ist», sagt Wilson.
Für die Anwältin Laura Zwicker ist das kein Einzelfall. «Die Leute mögen es nicht, sich mit ihrer eigenen Sterblichkeit zu befassen», sagt sie. Ein Mandant von ihr habe auf einem Vermögen von 67,9 Millionen Franken gesessen und Diabetes im Endstadium gehabt. Mit ihm habe sie etliche Male über die Nachlassplanung gesprochen; unterschrieben habe er bis zuletzt aber nichts, sagt Zwicker.
Vier Söhne
Das einzige, was über den Fall Franklin bislang bekannt ist, hat ihr engster Anwalt David J. Bennett vor einigen Tagen vor einem Gericht in Michigan eingereicht. Demnach war Franklin nicht verheiratet und hinterlässt vier Söhne im Alter zwischen 48 und 63 Jahren: Clarence Franklin, Edward Franklin, Kecalf Franklin und Ted White Jr.
Die Gesetzeslage in Michigan ist so wie in den meisten anderen US-Staaten: Die Söhne teilen das Vermögen ihrer Mutter zu gleichen Anteilen auf, wenn es kein Testament gibt. Konflikte haben sich dabei in der Familie noch nicht angebahnt.
Aretha Franklins Freund Ron Moten, ein Geschäftsmann aus Michigan, hat den Söhnen der Toten aber schon auf der Trauerfeier am Freitag wichtige Ratschläge mit auf den Weg gegeben. «Merkt euch eure Familie und eure Freunde, die über Jahre bei euch gewesen sind», sagte er. «Weil ihr einer Menge Leute begegnen werdet, die jetzt eure neuen besten Freunde sein wollen. Ihr werdet auch manchen Leuten begegnen, die die besten Investitionen der Welt für euch parat haben. Mein Rat: macht langsam, seid vorsichtig und seid schlau.»
Wie gross das Vermögen von Franklin zuletzt gewesen ist, wird aus Bennetts Dokumenten nicht erkenntlich. Es dürfte sich aber auf einen zweistelligen Millionenbetrag belaufen. Die genauen Schätzungen werden jedoch vermutlich weit auseinandergehen: Ihre Anwälte werden aus Steuergründen wohl versuchen, ihr Vermögen herunterzuspielen. Die Steuerbehörde IRS dürfte dagegen alles daransetzen, den Wert so hoch wie möglich darzustellen.
Mehrere Immobilien
Obwohl Franklins Hits wie «Respect» millionenfach gespielt worden sind, hat die Künstlerin nur wenig von den Tantiemen gesehen. Der Grund dafür ist, dass solche Gelder hauptsächlich an den Schöpfer des Songs gehen, nicht an die Interpretin. Im Fall von «Respect» gehen die Tantiemen somit an den Nachlass von Otis Redding, obwohl Franklin ihn so populär gemacht hat.
Das heisst allerdings nicht, dass Franklin arm gestorben ist. Zu ihren konkreten Vermögensgütern zählen mehrere Immobilien im Raum Detroit (USA), die nach Schätzungen von Steuerprüfern mindestens zwei Millionen Franken wert sind. Der Marktwert könnte locker beim Doppelten davon liegen.
Sobald der gesamte Vermögenswert ermittelt worden ist, wird die IRS Steuernachforderungen stellen und ihren Nachlass mit 40 Prozent besteuern für jeden Wert, der über den Betrag von 10,8 Millionen Franken hinausgeht. Dass ihre Finanzen publik werden, dürfte Franklin nicht gewollt haben, sagt Anwalt Wilson. «Sie ist eine private Person gewesen.»