In den USA inhaftierter Drogenboss El Chapo sendet «SOS» an Mexikos Staatschef
Der mexikanische Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán hat wegen seiner Haftbedingungen in den USA ein «SOS» an Mexikos Staatschef Andrés Manuel López Obrador gesandt.
Das Wichtigste in Kürze
- Anwalt von Gründer des Sinaloa-Kartells kritisiert Haftbedingungen.
«In den sechs Jahren, in denen Joaquín in den USA ist, hat er nicht die Sonne gesehen», erklärte El Chapos in Mexiko ansässiger Anwalt José Refugio Rodríguez am Dienstag (Ortszeit). Dies wirke sich auf die körperliche und die psychische Gesundheit des 65-Jährigen aus.
Rodríguez war El Chapos Botschaft, die er als «ein SOS» beschrieb, nach eigenen Angaben von einer Anwältin des Drogenbosses in den USA und von einer Schwester von El Chapo übermittelt worden. El Chapo erwartet demnach vom mexikanischen Präsidenten auch, dass dieser Verstösse gegen Verfahrensregeln prüft, die 2017 unter der Vorgängerregierung bei der Auslieferung des Drogenbosses an die USA begangen worden seien.
El Chapo ist der Gründer des mexikanischen Drogenkartells Sinaloa. 2019 wurde er von einem New Yorker Gericht unter anderem wegen Drogenhandels, Geldwäsche und Waffenvergehen zu lebenslanger Haft verurteilt. Mittlerweile sitzt er in einem Gefängnis in den Bergen von Colorado, einer der meistgesicherten Haftanstalten der USA.
Rodríguez erläuterte in einem Interview mit dem Sender Radio Formula, Guzmán dürfe seine Zelle nur drei Mal pro Woche verlassen, um sich in einem kleinen Bereich zu bewegen. Dabei bekomme er «keine Sonne» ab. Ausserdem bekomme er weniger Besuche und Telefonanrufe als andere Insassen.
Sein Mandant leide wegen der Haftbedingungen unter «psychischen Qualen», sagte Rodríguez auf Radio Formula. Auch auf die körperliche Gesundheit von Guzmán wirkten sich die Haftbedingungen negativ aus. Der Anwalt hob hervor, dass Mexiko gemäss einer Vereinbarung mit den USA über Guzmáns Haftbedingungen zu wachen habe.
Die mexikanische Botschaft in Washington bestätigte am Dienstag, dass sie am 10. Januar eine E-Mail von Rodríguez erhalten habe. Ohne auf den Inhalt dieser E-Mail einzugehen, dämpfte der mexikanische Aussenminister Marceló Ebrard die Erwartung, dass die mexikanische Regierung sich für El Chapo stark macht.
«Er sitzt dort eine Strafe ab, er hat sein Urteil bekommen», sagte Ebrard vor Journalisten über El Chapo. «Also sehe ich offen gesagt keinerlei Möglichkeiten für ihn, aber ich werde das mit der Staatsanwaltschaft prüfen.»
Anfang Januar war in Mexiko einer der Söhne von El Chapo festgenommen. Ovidio Guzmán, Spitzname «El Ratón» (Die Maus) soll nach der Auslieferung seines Vaters an die USA im Jahr 2017 geholfen haben, die Drogengeschäfte seines Vaters weiterzuführen. Die USA hatten bis zu fünf Millionen Dollar Belohnung für Hinweise zu seiner Festnahme ausgesetzt.
Bei der Festnahme im Norden Mexikos wurden 29 Menschen getötet: zehn Militärangehörige und 19 «Gesetzesbrecher», wie Verteidigungsminister Luis Cresencio Sandoval sagte.