Indopazifik: USA wollen Australien Atom-U-Boote ermöglichen
Die US-Regierung will Australien den Erwerb von U-Booten mit Nuklearantrieb ermöglichen, um die Sicherheit und die militärische Abschreckung im Indopazifik-Raum zu stärken.
Das Wichtigste in Kürze
- Die USA sorgen sich vor Chinas zunehmendem Machtanspruch im Indopazifik-Raum.
- Australien soll deshalb Zugriff auf die Nukleartechnologie für U-Boote erhalten.
Gemeinsam mit Grossbritannien solle in den kommenden 18 Monaten mit Ingenieuren, Strategen und dem Militär geprüft werden, was der «beste Weg» für Australien sei, solche modernen U-Boote zu erhalten, wie ein ranghoher Vertreter des Weissen Hauses am Mittwoch erklärte.
Die US-Regierung habe zuvor erst einmal eingewilligt, diese «extrem vertrauliche» Technologie zu teilen - und das sei vor rund 70 Jahren mit Grossbritannien der Fall gewesen, sagte der Beamte. Die Initiative sei Teil einer neuen «Sicherheitspartnerschaft» der drei Staaten für Frieden und Stabilität im Indopazifik-Raum.
Die Initiative soll in Anlehnung an die englischen Abkürzungen der beteiligten Länder «AUKUS» heissen und am Mittwochnachmittag (Ortszeit) von Präsident Joe Biden, dem britischen Premierminister Boris Johnson und dem australischen Regierungschef Scott Morrison in einer gemeinsamen Videoschalte bekanntgegeben werden, wie der Beamte weiter erklärte.
Es handle sich um einen «historischen Schritt», der die Entschlossenheit der US-Regierung zeige, in der Region des Indischen Ozeans und des Pazifiks mit Hilfe «stärkerer Partnerschaften» für Stabilität zu sorgen, hiess es.
Australien hatte erst 2016 bei Frankreich U-Boote bestellt
Die US-Regierung und auch Australien betrachten Chinas zunehmendem Machtanspruch im Indopazifik-Raum mit Sorge. Der Beamte des Weissen Hauses betonte jedoch, das neue Bündnis richte sich nicht gegen ein bestimmtes Land. Die Ankündigung der neuen Partnerschaft, inklusive des möglichen Verkaufs von Atom-U-Booten, dürfte der kommunistischen Führung in Peking jedoch wohl kaum gefallen.
Von einem Nuklearreaktor angetriebene U-Boote würden es Australien ermöglichen, U-Boote länger ununterbrochen zu betreiben, sie seien zudem leiser und hätten mehr Fähigkeiten als jene herkömmlicher Bauart, sagte der Beamte des Weissen Hauses. Australien strebe aber nicht den Besitz von Atomwaffen an, betonte er.
Australien hatte bereits 2016 einen milliardenschweren Vertrag mit Frankreich zum Bau zwölf neuer U-Boote unterschrieben. Das französische Angebot, wonach die U-Boote ab 2030 ausgeliefert werden sollen, setzte sich damals gegen eines des deutschen Konkurrenten ThyssenKrupp durch.
Die U-Boot-Flotte vom Typ Shortfin Barracuda, die in Australien gebaut werden sollen, war die grösste militärische Anschaffung in der Geschichte des Landes. Zweifel an dem Deal waren in den letzten Wochen gewachsen. Jetzt muss Frankreich zurückstehen - hinter den globalen Interessen der Vereinigten Staaten. Biden lobt Frankreich für dessen militärische Präsenz im Indo-Pazifik und verspricht, es gebe keinen Graben zwischen den US-Verbündeten am Atlantik und denen am Pazifik. Das könnten einige Europäer anders sehen.
Australien ist kein Nato-Mitglied
Anders als Grossbritannien ist Australien nicht Mitglied des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato, gilt aber als enger Partner der Organisation. Australien hat sich etwa an Nato-Militäreinsätzen in Afghanistan und im Irak beteiligt.
Die USA und Australien sind neben dem bilateralen Verhältnis auch über die sogenannte «five eyes» (fünf Augen) Partnerschaft der Geheimdienste verbunden. Zu dem Bündnis gehören Australien, Neuseeland, Kanada, Grossbritannien und die USA.
Biden setzt für Sicherheit und Kooperation im Indopazifik zudem auf ein «Quad» genanntes Bündnis. Das Quartett umfasst Australien, Indien, Japan und die USA. Biden empfängt die Regierungschefs des Bündnisses in der nächsten Woche im Weissen Haus.