Justin Trudeau: Blackfacing sorgt für harsche Reaktionen
Im Jahr 2001 malte sich der kanadische Premier Justin Trudeau sein Gesicht schwarz an. Das «Blackfacing» sorgt für harsche Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Jahr 2001 bediente sich der kanadische Premier Trudeau der Praxis des «Blackfacing».
- Trudeau entschuldigte sich für den Vorfall.
- Die kanadische Politik ist schockiert.
Der als Anti-Trump gehandelte kanadische Premier Justin Trudeau steht in der Kritik. Der 47-Jährige hatte sich 2001 sein Gesicht zum Jux schwarz angemalt. Die Praxis wird Blackfacing genannt und gilt als rassistisch.
Ursprünglich kommt die Praxis aus dem 19. Jahrhundert. In den USA etwa malten sich weisse Schauspieler schwarz an. Dazu kam eine stereotype, abwertende Darstellung von Schwarzen. Es ging gezielt darum, etwa Afro-Amerikaner abzuwerten.
Exclusive: Justin Trudeau wore brownface at 2001 ‘Arabian Nights’ party while he taught at a private school, Canada's Liberal Party admits https://t.co/j3UobfYNIF
— TIME (@TIME) September 18, 2019
Die Öffentlichkeit reagierte harsch auf Trudeaus Foto, das vom «Time Magazine» veröffentlicht wurde. In vier Wochen finden in Kanada Wahlen statt, ein ungünstiger Zeitpunkt. Trudeau steht unter anderem wegen eines Korruptionsskandals in der Kritik.
Entschuldigung hilft nicht gegen Kritiker
Trudeau entschuldigte sich, sprach von einem Fehler, der ihm zutiefst leid tue. Er bat seine Landsleute, ihm zu vergeben.
Doch das half nicht, die Kritiker zu beschwichtigen. Jagmeet Singh von der Oppositionspartei New Democratic Party kritisierte das Verhalten des Premiers als verstörend und beleidigend. Auch aus den Reihen der Konservativen kam Kritik.
“Please don’t let this make you give up on yourself or give up on Canada. Because we live in a beautiful place.”—NDP Leader Jagmeet Singh, responding with remarks addressed to young people & victims of racism, as 2001 photo surfaces of Justin Trudeau in brownface #cdnpoli #elxn43 pic.twitter.com/qlTpKG8z14
— CPAC (@CPAC_TV) September 19, 2019
Rivale Andrew Scheer wirft Trudeau mangelndes Urteilsvermögen vor. Laut Scheer sei Trudeau nicht in der Lage, das Land zu regieren. Die Chefin der Grünen Partei verkündete, sie sei zutiefst schockiert über den Rassismus, der das Foto zeige.
Die kanadische Zeitung «The Star» merkte mit spitzer Feder an, dass Trudeau «kein einziges Mal das Wort Blackfacing verwendete, geschwiege den rassistischen Hintergrund anerkannte».
Kanadische Muslime sind traurig
Die Nationale Vereinigung der kanadischen Muslime erklärte: «Es ist zutiefst traurig, den Premierminister in Brownface beziehungsweise Blackface zu sehen.» Dabei spielt der Begriff Brownface auf Trudeaus Verkleidung an, die einen Aladdin-Charakter darstellen soll.
Weiter heisst es bei der Vereinigung, dass Trudeaus Handlung auf eine Geschichte des Rassismus und Orientalismus hinweise, die inakzeptabel sei. Nach der Entschuldigung des Premiers bedankte sich die Vereinigung beim Premier.
Auswirkungen auf Wahlen?
Gegenüber der «New York Times» erklärte Politikwissenschaftler Jean-François Daoust, dass die Aktion einige Progressive abschrecken könnte. Grund sei, dass der Vorfall die «Aura» des Premiers untergrabe, die er versuchte zu erschaffen.
At the time Justin Trudeau was doing his racist pantomime, I was a brown kid with a turban just outside Vancouver facing fairly regular bullying. I can't imagine how demeaned I would have felt if one of my teachers had done that.
— Arshy Mann (@ArshyMann) September 19, 2019
Im Netz fallen die Reaktionen auf Trudeau relativ gesittet aus. Einige Personen verweisen auf ihre eigenen Diskriminierungserfahrungen, andere begrüssen die «ehrliche» Entschuldigung des Premiers. Andere wiederum verweisen auf die weiteren Widersprüchlichkeiten in Trudeaus Handeln.