15 Todesopfer und 500.000 Menschen auf der Flucht vor den Flammen
Bei den grössten Bränden an der US-Westküste seit Menschengedenken sind mindestens 15 Menschen gestorben, mehr als 500.000 Bewohner betroffener Gebiete mussten ihre Häuser verlassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Verzweifelter Kampf an US-Westküste gegen grösste Brände seit Menschengedenken.
Die wahre Zahl der Opfer sowie das Ausmass der Schäden blieben am Freitag buchstäblich in Rauch gehüllt, viele Ortschaften in den Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington waren durch gigantische Feuerwände von der Aussenwelt abgeschnitten. Begünstigt wurden die Flammen durch eine Hitzewelle und starke Winde.
Allein in der Region von Butte im Norden von Kalifornien wurden sieben weitere Todesopfer entdeckt. Das bringe die Gesamtzahl der Todesopfer allein in dieser Region auf zehn, sagte Sheriff Derek Bell. Insgesamt starben in den Bränden entlang der Westküste nach Angaben der Behörden mindestens 15 Menschen. Unter ihnen war ein einjähriger Junge, dessen Eltern mit ihm auf der Flucht vor einem gigantischen Feuer östlich von Seattle waren. Seine Eltern erlitten schwere Verbrennungen. Die Behörden warnten, dass weitere Todesopfer zu befürchten seien.
In Oregon mussten auf Anweisung der Behörden eine halbe Million Menschen ihre Häuser verlassen und sich so vor den Feuern in Sicherheit bringen. Im Kampf gegen die Flammen gehe es nun« vor allem darum, Menschenleben zu retten», erklärte die Feuerwehr des Bundesstaates. Allein in Oregon brennt es derzeit auf mehr als 3600 Quadratkilometern, einer Fläche von der Grösse Mallorcas. Bereits fünf Städte wurden weitgehend zerstört.
Nach Angaben von Gouverneurin Kate Brown ging innerhalb von 72 Stunden zweimal so viel Land in Flammen auf wie durchschnittlich innerhalb eines Jahres. «Wir haben noch nie so viele unkontrollierte Brände in unserem Bundesstaat erlebt.»
Von grossen Teilen der Stadt Talent in Oregon stehen nur noch «rauchende Ruinen», wie die Einwohnerin Sandra Spelliscy der Nachrichtenagentur AFP schilderte: «Es gibt mehrere Stadtteile, wo kein einziges Gebäude mehr steht, nur noch die Skelette von Schornsteinen oder verkohlten Haushaltsgeräten.»
In der Stadt Molalla ging die Polizei von Tür zu Tür, um sicher zu gehen, dass die Bewohner ihre Häuser verliessen. «Es ist furchtbar, das ist mein Zuhause», sagte Denise Pentz, die seit elf Jahren in der Stadt wohnt, während sie die Sachen ihrer Familie in einen Wohnwagen lud. «Es ist eine Sache, wenn man aus seinem Haus auszieht. Es ist etwas ganz anderes, wenn man gesagt bekommt, dass man es verlassen muss.» Aber wichtiger seien letztlich ihre Babys, ihr Mann und die Haustiere - «und dass alle meine Nachbarn sicher rausgekommen sind».
In Kalifornien wiederum verbrannten bis Freitagmorgen mehr als zehntausend Quadratkilometer Land. Am Donnerstag hatten sich mehrere Brände zum grössten Wald- und Buschfeuer zusammengeschlossen, das der Bundesstaat jemals gesehen hat. Hohe Temperaturen und trockener Wind fachen den Brand an, der auf einer Fläche von fast 2000 Quadratkilometern wütete.
Kalifornien, Oregon und Washington kämpfen seit dem vergangenen Wochenende mit den sich schnell ausbreitenden Waldbränden, die von einer beispiellosen Hitzewelle und trockenen Winden verstärkt werden. Busch- und Waldbrände haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen, wofür Experten die Erderwärmung mitverantwortlich machen. Beim bisher folgenschwersten Waldbrand der kalifornischen Geschichte waren im November 2018 in Norden des Bundesstaats 86 Menschen ums Leben gekommen.