«Lohn halbiert»: Argentinier klagen über Preisanstieg wegen Milei
Das Wichtigste in Kürze
- Seit der Präsidentschaftswahl bleibt in Argentinien kaum ein Stein auf dem anderen.
- Der Sparkurs von Javier Milei tut vielen Menschen im Land zunächst weh.
- Die steigende Inflation sei wie eine Lohnhalbierung, sagt ein Mann.
In Argentinien soll alles besser werden – das verspricht zumindest der neu gewählte Präsident Javier Milei. Der ultraliberale Politiker will den Staat angesichts der schwierigen finanziellen Lage einer Schocktherapie unterziehen.
Doch die radikalen Veränderungen haben zunächst einmal negative Folgen für einen grossen Teil der Bevölkerung. Denn die Preise steigen massiv an. Die Inflationsrate lag zuletzt bei 160 Prozent.
Gegenüber dem «Spiegel» erzählt Metzger Sergio Gomez, welche Folgen das für ihn hat. Er hat zwei Hunde, denen er normalerweise pro Tag ein Kilo Fleisch bringen konnte. 3600 Pesos (umgerechnet rund 4 Franken) hätte ihn das Fressen aber neuerdings gekostet – zu viel: «Da habe ich meiner Frau gesagt, es reicht jetzt.»
Hätten Sie Javier Milei gewählt?
Auch rein beruflich hat der Preisanstieg für Gomez Konsequenzen. Jeden Tag steigen die Preise für Fleisch: «Bis zum letzten Donnerstag hat mich eine Rinder-Hälfte pro Kilo 2300 Pesos gekostet. Am Freitag waren es 3000 Pesos, am Dienstag dann 4000 Pesos.» Besonders gefragt ist in seinem Laden derzeit Brust ohne Knochen, es ist nämlich das günstigste Hühnerfleisch.
Beklagen will sich der Metzger indes nicht: «Gott sei Dank habe ich genug zu essen. Das Wichtigste ist nun, die Menschen nicht zu vergessen, die in der grössten Not sind.»
«Massnahmen reissen ein Loch in die Taschen der Leute»
In den Strassen Argentiniens ist die Inflation ebenfalls ein grosses Thema, wie eine «Spiegel»-Umfrage zeigt. «Gestern Abend redete ich mit meinen Kindern darüber. Es ist, als würde der Lohn halbiert werden», sagt ein Mann.
Wegen der teureren Lebensmittel müssen er und seine Familie nun sparen. «Wir werden nur noch halb so viel Milch einkaufen, dann würde es gehen», führt er aus. Allerdings werde die Miete auch noch steigen – entsprechend sei klar, dass es hart werde.
Ein anderer Befragter meint: «Die Massnahmen sind richtig, aber sie reissen ein Loch in die Taschen der Leute. Der Bus kostet statt 50 nun 500 Pesos, alles ist teurer.» Er hofft jetzt, dass die Löhne ebenfalls steigen: «Wenn die Löhne da nicht mithalten, dann weiss ich nicht, was im Land passieren wird.»
Javier Milei will Argentinien effizienter machen
Der neue Präsident Javier Milei will das Haushaltsdefizit Argentiniens reduzieren. Beispielsweise will er keine Bauaufträge mehr ausschreiben und noch nicht begonnene Projekte stoppen. Zudem sollen die Subventionen heruntergefahren und der argentinische Peso abgewertet werden.
Milei hat sogar angekündigt, dass die Hälfte aller Ministerien verschwinden wird. Der Staat soll auf diese Weise effizienter werden. Die schwierige Lage nimmt der Präsident zunächst in Kauf. Am Ende werde sich das Licht durchsetzen, sagte er kürzlich.