MBS bezeichnete Jamal Khashoggi am Telefon als Islamisten

Benedikt Theiler
Benedikt Theiler

USA,

Der saudische Kronprinz bedauerte öffentlich den Tod des Journalisten Khashoggi. Am Telefon mit dem Weissen Haus bezeichnete er ihn als gefährlichen Islamisten.

Die letzte Aufnahme des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi beim Betreten des saudischen Konsulats in Istanbul, Türkei.
Die letzte Aufnahme des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi beim Betreten des saudischen Konsulats in Istanbul, Türkei. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vom saudischen Journalist Jamal Khashoggi fehlt weiterhin jegliche Spur.
  • US-Medien berichten von einem Telefon zwischen dem saudischen Kronprinz und Jared Kushner.
  • Dabei soll MBS Khashoggi als Mitglied der Muslimbrüder bezeichnet haben.

Nachdem der internationale Druck gestiegen war und Saudi-Arabien den Tod des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi eingeräumt hatte, äusserte der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman öffentlich sein Bedauern: Die Ermordung sei ein «abscheuliches Verbrechen», das «sehr schmerzhaft für alle Saudis und alle Menschen auf der Welt» sei.

Gleichzeitig streitete das saudische Königshaus und MBS – wie der saudische Thronfolger kurz bezeichnet wird – jegliche Kenntnisse und Beteiligung von der Ermordung ab. Dennoch glauben viele nicht, dass MBS keine Kenntnisse von der Ermordung hatte – glauben gar, der 33-jährige Kronprinz habe den Mord angeordnet.

Nun berichten die beiden US-Medien «Washington Post» und «New York Times» von einem Telefonat des Kronprinzen mit dem Weissen Haus, der diese Vermutung befeuern könnte. Demnach habe MBS in einem Gespräch mit Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und dem Nationalen Sicherheitsberater John Bolton wenige Tage nach Khashoggis Verschwinden, den Journalisten als gefährlichen Islamisten bezeichnet. So habe MBS Khashoggi die Mitgliedschaft in der Muslimbruderschaft vorgeworfen.

Donald Trumps Schwiegersohn, Jared Kushner.
Donald Trumps Schwiegersohn, Jared Kushner. - Keystone

Familie dementiert

Jamal Khashoggi sei in keinster Weise eine gefährliche Person gewesen, widerspricht die Familie. Er sei nie Mitglied der Muslimbrüder gewesen und habe solche Behauptungen in den letzten Jahren mehrmals dementiert, so das Statement der Familie gegenüber der «Washington Post», für die Khashoggi schrieb.

Ein saudischer Beamter dementierte erklärte seinerseits, dass der Kronprinz sich zwar regelmässig am Telefon mit US-Regierungsleuten austausche, jedoch nie eine solche Bemerkung gemacht habe.

Khashoggi hatte am 2. Oktober das saudische Konsulat in Istanbul betreten. Seither gilt der 59-Jährige als verschwunden. Saudi-Arabien behauptete zunächst, dass Khashoggi das Konsulat lebend verlassen habe. Nachdem türkische Ermittler viele Ungereimtheiten in der saudischen Darstellung aufdeckten, räumte das Königreich den Tod des Journalisten ein. Von der Leiche fehlt weiterhin jegliche Spur.

Mohammed bin Salman, Kronprinz von Saudi-Arabien, spricht bei einer internationalen Investorenkonferenz.
Mohammed bin Salman, Kronprinz von Saudi-Arabien, spricht bei einer internationalen Investorenkonferenz. - dpa

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