Mehrere Infektionen mit Coronavirus erhöhen Long-Covid-Risiko
Eine neue Studie besagt, dass wiederholte Infektionen mit dem Coronavirus das Risiko einer Long-Covid-Erkrankung erhöhen.
Das Wichtigste in Kürze
- Wer sich wiederholt mit Covid infiziert, hat ein grösseres Risiko, Long Covid zu bekommen.
- Zu diesem Schluss kommt eine US-amerikanische Studie, die Armee-Veteranen befragt hat.
- Allerdings hatten viele Teilnehmende Diabetes und der Untersuchungszeitraum ist lange her.
Eine Studie aus den USA beteuert, dass das Risiko einer Long-Covid-Erkrankung steigt, wenn sich Betroffene mit dem Coronavirus reinfiziert haben. Die Forschenden haben für ihre Studie die Datenbank des US-Departements für «Veteran Affairs» benützt: Das ermöglicht eine grosse Stichprobe von über 5,5 Millionen Personen.
Allgemein erhöhe eine Reinfektion das Sterbe-Risiko, Hospitalisierungschancen, und Langzeitfolgen bei den Lungen sowie anderen Organen: Herz, Hirn, Nieren, Gedärme und Bauchspeicheldrüse könnten langfristige Schäden aufgrund einer wiederholten Corona-Infektion haben. Vorweg: Die Impfung oder Nicht-Impfung gegen das Coronavirus habe nur kleine Auswirkungen auf diese Risiken.
Studie hat trotz Schwächen «ihren Wert»
Der Infektiologe Huldrych Günthard hat gegenüber «SRF» die Studie eingeordnet. Dass die Impfung fast keinen Effekt habe, überrasche ihn. Er betont jedoch, dass der Impfstoff nach wie vor gegen schwere Verläufe schütze.
Allgemein sei die Studie gut, so das Fazit von Günthard. Sowohl die grossen Stichproben als auch die Quelle der Daten und die standardisierte Datenerhebung deuteten auf eine hohe Studienqualität. Das erhöhte Risiko von Long Covid wegen wiederholten Infektionen hält der Mediziner für plausibel.
Allerdings hätten etwa ein Drittel der teilnehmenden Veteraninnen und Veteranen Diabetes. Chronisch kranke Personen sind von Infektionskrankheiten wie dem Coronavirus viel mehr gefährdet. Ausserdem seien während des Untersuchungszeitraums andere Mutationen in Umlauf gewesen als heute, sagt Huldrych Günthard. Mit Omikron sei aktuell eine mildere, aber ansteckendere Variante dominant.
Die Ergebnisse der Studie könnten also nicht vorbehaltlos auf die Schweiz übertragen werden: So seien viel mehr US-Amerikaner übergewichtig, insbesondere Armee-Veteranen. Zudem gebe es in der Schweiz viel weniger Menschen afrikanischer Abstammung. Und in der Veteranen-Stichprobe seien die Frauen mit nur zehn Prozent «massiv untervertreten». Dennoch habe die Studie «ihren Wert», bestätigt Günthard.
Die Studie ist noch nicht peer-reviewed, sie muss also noch von anderen Forschenden gelesen und kritisiert werden. Es ist nicht die erste Publikation des Autoren-Teams zu Long Covid: Ziyad Al-Aly, der als erster Autor aufgeführt ist, rät deswegen auf Twitter zum allgemeinen Infektionsschutz.