Milliardärs-Freund machte Rückzieher vor «Titanic»-Tauchgang
Der britische Milliardär Hamish Harding wird in einem U-Boot vermisst. Ein Freund, der ihn begleiten sollte, sagte kurzfristig ab – wegen Sicherheitsbedenken.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Atlantik verschwand ein U-Boot, das Touristen zum Wrack der «Titanic» bringt.
- An Bord befinden sich fünf Menschen, darunter der britische Milliardär Hamish Harding.
- Ein Freund, der ihn begleiten sollte, sagte kurzfristig ab – wegen Sicherheitsbedenken.
Mit Hochdruck wird im Atlantik nach einem U-Boot gesucht, welches das Wrack der berühmten «Titanic» besuchen wollte. Mit Schiffen, Tauchrobotern und Flugzeugen wird eine Fläche von rund 20'000 Quadratkilometern abgesucht. Und die Zeit drängt: Der Sauerstoff reicht in einem Notfall für 96 Stunden – heisst konkret: bis Donnerstagnachmittag (Schweizer Zeit).
Wie US-Medien berichten, soll das Tauchboot ein Notsignal abgesetzt haben. Zudem soll ein kanadisches Flugzeug Klopfgeräusche registriert haben. An der Suchaktion beteiligt sind nebst der Küstenwache auch die US-Marine, das kanadische Militär sowie Spezialisten aus Frankreich.
Steuerung über Gaming-Konsole
Nach Angaben des Anbieters OceanGate befinden sich fünf Personen an Bord des kleinen U-Boots. Nebst dem französischen «Titanic»-Experten Paul-Henri Nargeolet und dem Chef der Betreiber-Firma OceanGate zählt auch Hamish Harding zu den Passagieren.
Der britische Milliardär flog bereits ins All, war am tiefsten Ort der Erde und hält mehrere Guinness-Weltrekorde. Nun wollte der 58-Jährige in 12'500 Metern Tiefe das Wrack der 1912 gesunkenen «Titanic» besichtigen.
'Doing it at frequency every 30 minutes - that suggests human'
— BBC Breakfast (@BBCBreakfast) June 21, 2023
Chris Brown, a friend of Hamish Harding, spoke to #BBCBreakfast after reports 'underwater noises' have been heard from the missing Titanic sub which has 5 people on boardhttps://t.co/cGTcGPcYqh pic.twitter.com/2ZMS0miJfk
Beim Tauchgang mit dabei sein sollte eigentlich auch sein guter Freund Chris Brown. Doch der 61-Jährige machte im letzten Moment einen Rückzieher – wegen Sicherheitsbedenken. Wie er gegenüber der britischen BBC berichtet, hätte ihn insbesondere die Steuerung des Bootes beunruhigt. Denn der Pilot würde einen Logitech-Gaming-Controller mit zwei Daumensticks und vier bunten Tasten nutzen.
Dazu kommt: «Ich habe herausgefunden, dass sie für den Gewichtsausgleich des U-Boots alte Gerüststangen verwendet haben.» Versuche man, ein eigenes Tauchboot zu bauen, sei es möglich, solche Materialien zu verwenden. Aber dies sei ein kommerzielles Boot.
«Schliesslich schrieb ich ihnen eine E-Mail und sagte: ‹Ich bin nicht in der Lage, mit diesem Ding zu fahren›», so Brown. Er bat um eine Rückerstattung der bereits geleisteten Vorauszahlung. Und die hat es in sich: Für den Tauchgang verlangt OceanGate saftige 250'000 Pfund (rund 285'000 Franken).
Experten warnen seit Jahren
Brown ist mit seinen Bedenken nicht allein: Wie die «New York Times» und «CNN» berichten, hätten Fachleute bereits vor Jahren Sorgen bezüglich der Sicherheit geäussert. In die gleiche Kerbe schlägt auch Arthur Loibl, der im Jahr 2021 selbst als Tourist an Bord des U-Boots war.
Gegenüber dem «Spiegel» berichtet er von technischen Schwierigkeiten. Demnach habe es Probleme mit den Batterien gegeben und beim Ablassen vom Mutterschiff hätten sich die Ausgleichsgewichte gelöst. «Im Rückblick war das schon ein Himmelfahrtskommando», so Loibl.