Moderna-Chef warnt Europäer vor Verzögerung bei Impfstoff-Auslieferung

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Moderna-Chef Bancel hat EU-Staaten vor Verzögerungen bei der Auslieferung seines Corona-Impfstoff-Kandidaten gewarnt.

Moderna Coronavirus
Impfungen gegen das Coronavirus: Moderna-Chef Stéphane Bancel sieht das Problem bei Lonza. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ersten Chargen des Moderna-Impfstoffs könnten nicht in die EU gehen.
  • Denn die EU hat noch keinen Vertrag unterzeichnet.
  • Stattdessen könnten erste Lieferungen in die Schweiz oder Israel gehen.

Europa könnte beim Kampf um die ersten Impfdosen gegen das Coronavirus das Nachsehen haben. Ohne Vertrag mit der EU werden erste Chargen in andere Staaten geliefert, so Moderna-Chef Stéphane Bancel. Ein später Vertragsabschluss werde letztlich eine Auslieferung «verlangsamen», sagte Bancel am Dienstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.

«Wir führen Gespräche, aber es gibt noch keinen Vertrag», sagte Bancel mit Blick auf die EU-Kommission. «Eine Verspätung (beim Vertragsabschluss) wird nicht die Gesamtmenge begrenzen, aber es wird die Auslieferung verlangsamen. (...) Je länger sie warten, desto grösser wird die Verzögerung.»

Moderna-Impfstoff mit hoher Wirksamkeit

Moderna hatte am Montag mitgeteilt, dass sein Impfstoff-Kandidat eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent besitzt. Das Unternehmen hofft auf eine Zulassung in den kommenden Wochen.

Bancel sagte, sollte die Europäische Arzneimittel-Agentur den Impfstoff zulassen und es dann noch keinen Vertrag mit der EU-Kommission geben, würden die ersten Chargen in andere Staaten geschickt. «Die Zuteilung der ersten Lieferungen würde nicht Europa umfassen», sagte der 48-jährige Franzose.

Coronavirus
Eine Test-Impfung gegen das Coronavirus in Washington. - Keystone

«Wir würden sie dann in die Schweiz, nach Japan, nach Israel, nach Kanada schicken, also in diejenigen Länder, die Bestellungen aufgegeben haben. Ich werde keine Produkte in Länder schicken, die nicht bestellt haben.»

Die EU-Mitgliedstaaten hatten die EU-Kommission im Frühjahr beauftragt, in ihrem Auftrag Verträge mit Impfstoffherstellern auszuhandeln. Bancel sagte zu AFP, bei 27 Mitgliedstaaten sei der Prozess naturgemäss «kompliziert». Als Gegenbeispiel nannte der Moderna-Chef Kanada: Zwischen den ersten Gesprächen und dem Vertragsabschluss seien «zwei Wochen» vergangen.

100 Millionen Dosen für USA

Moderna hat ausserdem den USA 100 Millionen Impfdosen zugesagt. Die US-Regierung hat die Entwicklung von Impfstoffen massiv finanziell gefördert. Sobald der Impfstoff zugelassen sei, könne schnell mit der Auslieferung begonnen werden, sagte Bancel. «Wir haben bereits mehrere Millionen Impfdosen auf Lager.» Bis Ende November dürften zehn Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen, bis Jahresende 20 Millionen.

Bancel lobte die sogenannte Operation Warp Speed der US-Regierung zur Entwicklung von Impfstoffen. «Das war eine der effektivsten Dinge.» Während europäische Staaten klinische Studien von Moderna nicht finanziert hätten, habe die US-Regierung Geld zur Verfügung gestellt. «Zum Glück haben sie es gemacht, sonst hätten wir den Impfstoff nicht so schnell entwickeln können.»

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