In den USA werfen mögliche Zeugen dem FBI vor, bei den Ermittlungen gegen den Richterkandidaten Brett Kavanaugh nicht berücksichtigt zu werden.
Kandidat für den Obersten Gerichtshof in den Vereinigten Staaten Brett Kavanaugh bei einer Anhörung am 27. September 2018.
Kandidat für den Obersten Gerichtshof in den Vereinigten Staaten Brett Kavanaugh bei einer Anhörung am 27. September 2018. - AP Photo

Das Wichtigste in Kürze

  • Drei Frauen werfen Brett Kavanaugh bisher sexuelle Übergriffe vor.
  • Nun seien weitere mögliche Zeugen aufgetaucht, aber das FBI berücksichtigt diese nicht.
Ad

Mögliche Zeugen gaben am Dienstag an, von der Bundespolizei nicht angehört worden zu sein, obwohl sie Angaben zu den Vorwürfen von Christine Blasey Ford und Deborah Ramirez angeboten hätten.

Beide Frauen werfen dem Kandidaten von US-Präsident Donald Trump für das Oberste Gericht sexuelle Übergriffe bis hin zur versuchten Vergewaltigung vor. Das FBI hat bis Freitag Zeit, die vorwürfe zu untersuchen. Von den Ergebnissen der Ermittlungen hängt ab, ob der als erzkonservativ geltende Brett Kavanaugh in das Oberste Gericht wechseln und damit die Rechtsprechung über Jahre prägen kann.

Drei separate Vergewaltigungsvorwürfe

Bislang werfen drei Frauen Kavanaugh sexuelle Übergriffe vor. Die Psychologie-Professorin Ford hat erklärt, Kavanaugh habe sie 1982 auf einer Party zu vergewaltigen versucht. Ramirez wirft dem Spitzenjuristen vor, sich vor Jahrzehnten auf einer Studentenparty an der Eliteuniversität Yale vor ihr entblösst zu haben.

Julie Swetnick hat ausgesagt, sie habe gesehen, dass Kavanaugh gemeinsam mit anderen auf Partys versucht habe, «Mädchen betrunken und orientierungslos zu machen», damit mehrere Jungs sie in einem Nebenzimmer hätten vergewaltigen können.

Schwere Vorwürfe

In einem Brief an das FBI erheben die Anwälte von Ford schwere Vorwürfe gegen die Ermittler: «Es ist unfassbar, dass das FBI die Vorwürfe von Ford untersucht, ohne sie, Richter Kavanaugh, oder von uns benannte Zeugen zu befragen.»

Der Mitstudent von Ramirez, Richard Oh, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er habe das FBI-Büro in Denver an Wochenende zweimal kontaktiert, in der Hoffnung, Aussagen machen zu können, die die Darstellung seiner ehemaligen Kommilitonin stützten. «Ich hatte nicht das Gefühl, dass mein Ansprechpartner überhaupt wusste, worum es im Fall Kavanaugh geht», sagte Oh.

Mark Krasberg, der mit Kavanaugh ein Zimmer an der Universität Yale geteilt hatte, sagte, seine Versuche, die richtigen Ansprechpartner beim FBI zu finden, seien erfolglos geblieben. Jo Miller, einer der Unterstützer von Ramirez, sagte, auch die ehemaligen Kommilitonen von Kavanaugh, Tad Low und Kerry Berchem, hätten sich erfolglos um Kontakte zu FBI-Beamten bemüht.

Die Vorwürfe können auf das weitere Verfahren der Richterwahl einen entscheidenden Einfluss haben, denn es gilt als wahrscheinlich, dass die oppositionellen Demokraten im Senat bemängeln werden, dass dem FBI nicht genügend Zeit für die Ermittlungen eingeräumt wurde.

Zeit drängt

Trump hatte auf rasche Untersuchungen der Vorwürfe gegen seinen Kandidaten für das Richteramt bestanden und die Frist bis Freitag gesetzt. Dann soll der Senat über die Berufung Kavanaughs abstimmen. Die Zeit drängt, weil Anfang November Kongresswahlen stattfinden. Der Wahlausgang ist offen, ein Machtwechsel im Senat zugunsten der Demokraten nicht ausgeschlossen.

Am Dienstag hatte sich Trump zuversichtlich gezeigt, dass Kavanaugh nach der Überprüfung des FBI vom Senat bestätigt wird. Der Fall zeige aber, dass junge Männer heutzutage in beängstigenden Zeiten lebten. «Mein ganzes Leben lang hiess es, man ist solange unschuldig, bis die Schuld bewiesen wurde. Aber jetzt ist man schuldig, bis die Unschuld bewiesen wurde.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Donald TrumpFBI