Opioidkrise: Familie Sackler zahlt Milliarden für Oxycontin-Skandal
Die Sacklers und Purdue Pharma müssen Milliarden wegen ihrer Rolle in der US-Opioidkrise zahlen. Das Urteil beendet die Kontrolle der Familie über den Konzern.
Die US-Pharmafamilie Sackler und ihr Unternehmen Purdue Pharma haben sich mit 15 US-Bundesstaaten auf eine Milliardenzahlung geeinigt. Laut New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James sollen insgesamt 7,4 Milliarden US-Dollar (rund 7,1 Milliarden Franken) gezahlt werden.
Die Pharma-Dynastie wird dabei bis zu 6,5 Milliarden US-Dollar über 15 Jahre beisteuern. Purdue Pharma selbst soll 900 Millionen US-Dollar zahlen.
«Die Zeit der Sucht» berichtet, dass die Vereinbarung noch von einem Gericht bestätigt werden muss. Die Einigung beendet die Kontrolle der Sacklers über Purdue und untersagt dem Unternehmen den Verkauf von Opioiden in den USA.
Vorwürfe gegen die Familie Sackler
Die Familie Sackler steht im Zentrum der verheerenden Opioidkrise in den USA. Laut «Süddeutsche Zeitung» hat ihr Unternehmen Purdue Pharma das stark abhängig machende Schmerzmittel Oxycontin aggressiv beworben.
Die Sacklers sollen dabei Nebenwirkungen verheimlicht, Aufsichtsbehörden belogen und Studien gefälscht haben. Oxycontin weist ein hohes Suchtpotenzial auf und wurde so zu einer bekannten Einstiegsdroge für Heroin und später auch Fentanyl.
Ärzte haben das Medikament dennoch über Jahre leichtfertig verschrieben, wodurch die Sacklers enorme Gewinne erzielten.
Gelder sollen in Hilfsprogramme fliessen
Generalstaatsanwältin James betonte die Verantwortung der Familie Sackler, wie «Die Zeit» zitiert. Sie habe «auf Kosten gefährdeter Patienten» Profit machen wollen und eine zentrale Rolle bei Beginn und Ausbreitung der Opioidkrise gespielt.
Die Einigung sieht vor, dass in den nächsten 15 Jahren Gelder an Gemeinden im ganzen Land fliessen. «Der Tagesspiegel» berichtet, dass diese Mittel zur Unterstützung von Programmen zur Behandlung, Prävention und Heilung von Opioidabhängigkeit eingesetzt werden sollen.
Bisheriger Umgang mit Vorwürfen
Wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtet, hatte ein früherer Vergleich den Sacklers zivilrechtliche Immunität bei Opioidklagen gewährt. Dieser wurde jedoch vom Obersten Gerichtshof gekippt.
Purdue Pharma meldete angesichts tausender Klagen bereits 2019 Insolvenz an. Laut «Kurier» habe das Unternehmen zuvor Markenmissbrauch und Betrug bei der Vermarktung eingeräumt.
Die aktuelle Einigung gewährt der Familie nun keinen rechtlichen Schutz mehr.
Ausmass der Krise
Die Opioidkrise hat in den USA verheerende Ausmasse angenommen. Laut US-Gesundheitsministerium starben zwischen 1999 und 2022 in den USA über 700'000 Menschen an den Folgen einer Opioid-Überdosis.
Die Betroffenen erhielten das Schmerzmittel entweder über eine Verschreibung oder beschafften es sich auf illegalem Weg.
Allein im Jahr 2021 16'706 Todesfälle in Folge einer Überdosierung mit verschreibungspflichtigen Opioiden registriert wurden. Die «Süddeutsche Zeitung» bezeichnet Drogenüberdosen als häufigste vermeidbare Todesursache bei Amerikanern unter 50 Jahren.