Rotes Kreuz verteilt erste Hilfsgüter in Venezuela
Im einst reichen Venezuela fehlt es am Nötigsten. Jetzt schafft das Rote Kreuz zumindest Trinkwasser und Medikamente in den Krisenstaat. In den politischen Konflikt zwischen Maduro und Guaidó will sich die Hilfsorganisation aber nicht hineinziehen lassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach wochenlangem Ringen um humanitäre Unterstützung für Venezuela hat das Rote Kreuz erste Hilfsgüter in dem südamerikanischen Krisenland verteilt.
Mitarbeiter der Hilfsorganisation brachten am Mittwoch Trinkwasser und Tabletten zur Wasserreinigung in verschiedene Viertel der Hauptstadt Caracas. «Ich bin sehr froh, dass die humanitäre Hilfe eingetroffen ist», sagte ein Mann im Fernsehsender TVV.
Zuvor war ein Flugzeug mit Medikamenten und Stromgeneratoren an Bord auf dem Flughafen von Caracas gelandet, wie das Rote Kreuz über Twitter mitteilte. Die aus Panama eingeflogene Ladung ist Teil einer Aufstockung der humanitären Hilfe für Venezuela um fast das Dreifache - auf knapp 25 Millionen Dollar (etwa 22 Millionen Euro). Dies hatte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) vor wenigen Tagen beschlossen.
«Heute ist ein Tag des Erfolgs für alle Venezolaner und eine grosse Niederlage für den Usurpator», sagte der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó an die Adresse von Staatschef Nicolás Maduro. «Die humanitäre Hilfe ist eingetroffen, weil wir alle wie ein geeintes Volk gekämpft haben. Jetzt müssen wir sicherstellen, dass sie bei jenen ankommt, die sie am dringendsten benötigen, und nicht für Erpressung missbraucht wird.»
Guaidó und Maduro liefern sich seit Januar einen erbitterten Machtkampf. Zwar haben bereits zahlreiche Staaten Guaidó als rechtmässigen Übergangspräsidenten anerkannt, aber in Venezuela konnte er Maduro bislang noch nicht gefährlich werden. Vor allem das mächtige Militär hält dem sozialistischen Staatschef weiterhin die Treue. Guaidó fordert demokratische Wahlen.
«Wir bitten alle, die Politisierung dieses grossen Erfolgs zu vermeiden», erklärte der Vorsitzende des Roten Kreuzes in Venezuela, Mario Villarroel. Die vorgesehene Auslieferung an 28 venezolanische Krankenhäuser werde nach den Prinzipien der Unabhängigkeit und Neutralität erfolgen. Das IKRK hatte kürzlich mit Venezuelas Gesundheitsministerium ein Abkommen unterzeichnet, um die Menschen notversorgen zu können.
Venezuela befindet sich in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise, die das Gesundheitssystem, die Nahrungsmittelversorgung und die Stromzufuhr an den Rand des Kollapses geführt hat. Staatschef Maduro hat arbeitsfreie Tage für die gesamte Osterwoche erklärt, um die beschädigten Elektrizitätsnetze zu reparieren. Seit Anfang März leiden die Menschen in Venezuela unter weit verbreiteten Stromausfällen.
Aus Mangel an Devisen kann das einst reiche Land kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs einführen. Viele Menschen hungern, in den Krankenhäusern sterben Kinder. Über drei Millionen Venezolaner haben ihre Heimat bereits verlassen.
Oppositionsführer Guaidó hatte im Februar versucht, Hilfsgüter aus dem Nachbarland Kolumbien nach Venezuela zu schaffen. Allerdings stoppten die Sicherheitskräfte die Lastwagen auf Maduros Geheiss an der Grenze.