So kann Biden Trumps Corona-Erkrankung zu seinem Vorteil nutzen
Das Wichtigste in Kürze
- Vergangenen Freitag gab Donald Trump bekannt, dass er sich mit dem Coronavirus infizierte.
- Der Wahlkampf um das Amt des US-Präsidenten läuft aber weiter.
- Kann Herausforderer Joe Biden die Infektion ausnutzen? Ein Experte ordnet ein.
In etwas weniger als einem Monat ist in den USA «Election Day» angesagt. Der demokratische Ex-Vizepräsident Joe Biden will den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump im Amt beerben.
Der Wahlkampf läuft also in beiden Lagern auf Hochtouren. Doch dann kommt vergangen Freitag die - für manche nicht überraschende - Nachricht: Donald Trump hat sich mit dem Coronavirus infiziert!
Politologe «Biden hat richtig reagiert»
Was bedeutet die Ansteckung des Gegners für Demokrat Biden und dessen Wahlkampf?
Für Politologe und US-Wahlkampf-Experte Louis Perron ist klar: «Joe Biden und die Demokraten wollen nichts tun, was Schadenfreude vermittelt oder Trump allenfalls Opfer- und Sympathiepunkte geben könnte.» So hat Biden Trump via Twitter gute Besserung gewünscht.
Auch stoppte Biden sofort TV-Werbungen, welche den US-Präsidenten angriffen. Perron bezweifelt, ob Trump im umgekehrten Falle das Gleiche getan hätte und lobt Bidens Reaktion: «Es war richtig!»
Biden muss Spagat machen
Ein weiterer Aspekt, den der demokratische Präsidentschaftskandidat jetzt berücksichtigen muss: «Er muss auf die Sorg- und eigentlich auch Verantwortungslosigkeit des Präsidenten hinweisen.»
Denn Trump scheint das Virus noch immer nicht ernst zu nehmen. Trotz seiner Infektion twitterte Trump am Dienstag, dass er sich auf die nächste Präsidentschaftsdebatte am 15. Oktober freue. Isolation und Quarantäne sieht anders aus.
Perron zeigt sich von Trumps Verhalten wenig überrascht. «Seine Message wird jetzt sein ‹schaut mal, was ich für ein toller Kerl bin. Ich habe die Krankheit besiegt. Nun werden wir sie im ganzen Land besiegen ›. Er will nun also nicht die Krankheit, sondern das amerikanische Comeback verkörpern.»
Dafür spricht auch, dass Trump nach nicht einmal drei Tagen das Spital wieder verliess und ins Weisse Haus zurückkehrte. Und auch während des Spitalaufenthalt verhielt sich der Republikaner nicht gerade vorsichtig: Er fuhr trotz Infektion in einem Auto zu seinen Anhängern und setzte so seine Angestellten einer Ansteckungsgefahr aus.
Umfragen trotz turbulentem Jahr stabil
Biden muss nun also den Spagat zwischen Anteilnahme und Ausnutzen der Situation schaffen.
Welche Seite die Bevölkerung überzeugt, sei erst in ein paar Tagen in den Umfragen zu sehen. Und diese seien extrem stabil. Denn Perron gibt zu bedenken: «In diesem Jahr erlebten wir ein Impeachment, eine Pandemie und eine Wirtschaftskrise. Die Umfragen blieben trotzdem mehr oder weniger gleich.»